Burgreste Gronau

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Rödersheim-Gronau
Kreis(e): Rhein-Pfalz-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 25′ 59,75″ N: 8° 16′ 31,6″ O 49,43326°N: 8,27544°O
Koordinate UTM 32.447.465,54 m: 5.475.873,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.447.519,88 m: 5.477.625,21 m
  • Burgreste Gronau (2001)

    Burgreste Gronau (2001)

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    Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
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  • Grundriss von Burg Gronau (1930)

    Grundriss von Burg Gronau (1930)

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    Rekonstruktionsversuch zu Burg Gronau (1995)

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Geschichte
Die Erbauungszeit der kleinen Wasserburg, deren erste Eigentümer möglicherweise die Herren von Frankenstein waren, ist unbekannt. Im Jahre 1341 - damals wird Burg Gronau (hus Grunowe) erstmals urkundlich erwähnt - verkaufte Heinrich Knebel von Katzenelnbogen die Wehranlage an Pfalzgraf Rudolf II., der sie dem Verkäufer jedoch offensichtlich umgehend als Lehen zurückgab. 1362 bewilligte Pfalzgraf Ruprecht I. den Verkauf der Anlage, damals „Haus“ genannt, an den Burggrafen zu Stahlberg, Werner Knebel, und dessen Bruder Wilhelm, der als Hofmeister in pfalzgräflichen Diensten stand.
Ein Jahr später wies der Pfalzgraf dem Käufer 600 kleine Florentiner Gulden zu, die Werner Knebel zum Ausbau der Burg verwenden sollte. Am nächsten Tag belehnte Ruprecht I. den Werner Knebel mit der Burg. 1382 verkaufte Tham Knebel d. A. seinen Anteil an Burg und Dorf Gronau mit pfalzgräflicher Erlaubnis an Tham Knebel d. J.
In der Folgezeit verblieb Gronau bei der Pfalzgrafschaft, welche die Anlage nacheinander an verschiedene Adelsgeschlechter als Mannlehen ausgab. So belehnte im Jahre 1398 Ruprecht III. wiederum ein Mitglied der Familie Knebel, nämlich Ritter Tham Knebel, Schultheiß zu Oppenheim, mit der Burg nebst allen Zugehörden. Ihm folgte 1432 Heinrich von Handschuhsheim, der 1429 eine Tochter Tham Knebels geehelicht hatte.
1453 übergab Pfalzgraf Friedrich die Feste an Dieter von Handschuhsheim und seine beiden Vettern Heinrich und Thame als gemeinschaftliches Mannlehen. Weitere Belehnungen dieses Geschlechts folgten 1477, 1478, 1497, 1508, 1578, 1582, 1584, 1588 und 1600. Im letztgenannten Jahr belehnte Kurfürsten Ludwig VI. (1539-1583) den damals noch minderjährigen Wilhelm von Handschuhsheim vom mit der Burg samt Zubehöreden. Die im Bauernkrieg entstandenen Schäden ließen die Handschuhsheimer offensichtlich umgehend beseitigen, so dass die Anlage weiterhin als Wohn- und Wirtschaftsstandort genutzt werden konnte.
Nach dem Aussterben der Herren von Handschuhsheim im Jahre 1600 übergab Pfalzgraf Friedrich ein Jahr später die Burg und Zugehörden an Friedrich Wambold von Umbstadt als Lehen. Mutter und Vormünder des minderjährigen Adeligen verkauften Burg Gronau an Johann Dietrich Knebel von Katzenelnbogen, der 1607 vom Pfalzgraf in aller Form belehnt wurde. Die Familie Knebel hatte das Lehen bis 1663 inne.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden die beiden Orte Alsheim und Rödersheim mehrfach ausgeplündert und die Bewohner vertrieben. Dies scheint auch Burg Gronau betroffen zu haben, denn noch 1681 wird in der Renovation von Alsheim Burg Gronau als sehr baufällig bezeichnet. Möglicherweise folgten weitere Schäden im Pfälzischen Erbfolgekrieg, denn 1706 wird in einem Bestandsbrief ausgeführt, die Burg sei in bisherigen Kriegsweßen zimblicher Maßen Ruiniert worden.
1663 fielen Burg und Herrschaft an die Pfalzgrafen zurück, die 1664 die Grafen von Wolzogen damit belehnten. 1697 überließ Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg die Anwartschaft auf Burg Gronau dem Freiherrn Eberhard Friedrich von Venningen (1642 - 1710), der mit Eva Elisabeth von Wolzogen verheiratet war. Der Vollzug der Anwartschaft unterblieb jedoch, noch bis 1728 befand sich Gronau im Besitz der Grafen von Wolzogen.
Es folgte bis 1749 als Lehnsnehmer der pfälzische Jägermeister und Oberamtmann zu Oppenheim Carl von Venningen. Er hinterließ nur eine Tochter, Helena Elisabetha, die mit Friedrich von und zu der Thann verheiratet war. Folgerichtig kam es im letztgenannten Jahr zur Belehnung Freiherren von der Tann.
Franz Albert von Oberndorff, Großballi des Malteserordens im Herzogtum Neuburg, seit 1778 Statthalter des Kurfürsten Karl Theodors in der Kurpfalz, erwarb 1780 Burg Gronau mit Dorf Alsheim. Er ließ am offensichtlich weiterhin beschädigten Schloss 1784 größere Baumaßnahmen durchführen ließen.
Doch zerstörten bereits Mitte November 1795 österreichischen Truppen während der Revolutionskriege Burg Gronau, deren Mauerreste zwischen 1798 und 1830 fast vollständig abgebrochen wurden. Dementsprechend sprach Michael Frey 1836 nur noch von einer ehemaligen Burg Gronau.

Baubeschreibung
Fast Burgstelle (Wasserburg) bei Alsheim ist fast vollständig abgegangen. Ungeachtet dessen sind wir dank einer überlieferten Belehnungsurkunde von 1607 gut über deren damaliges Aussehen unterrichtet. So wird Burg/Schloss Gronau folgendermaßen beschrieben: Die Burg Grunaw, so mit einem Zwinger und zweien ausgeworfenen Gräben umfangen, welche Gräben mit Böllen (= Pappeln) und Weiden besetzt, dazwischen und daran folgende Zugehörungen gelegen, nämlich eine Behausung samt Stallung und Scheuren, so außerhalb beider Gräben gesetzt ist. Hält der ganz Bezirk oder Platz, darauf diese Gebäu stehen, also durch den Landmesser gemessen und überschlagen, sechsthalb Morgen und zwanzig Ruthen. Dazu gehören ferner, so alles im Burgfrieden gelegen und der Burg zuständig ist. Im Jahre 1718 werden darüber hinaus im Lehensbrief für Christoph von Wollzogen ein Kelterhaus und eine neu erbaute Scheuer erwähnt.
An der Stelle der ehemaligen Wasserburg breiten sich heute Äcker aus. Im Gegensatz zum äußeren, 1818 eingeebneten Schlossgraben ist der ehemals acht Meter breite, innere Ringgraben, der teilweise bereits 1796, vor allem aber im 19. Jahrhundert verfüllt wurde, weiterhin im Gelände noch nachweisbar. Er umfasst ein viereckiges Gebiet mit abgerundeten Ecken von etwa 50 x 70 Metern. Ebenso wie der äußere, umlaufende Graben ist auch der innere Abschnittsgraben, der die Kernanlage von der Vorburg trennte, verschwunden.

Aufgehendes Mauerwerk der Burg ist nicht mehr vorhanden. Selbst Fundamentreste des ehemals fast 26 Meter langen Wohnbaus, der Wirtschaftsgebäude und der Fortifikationen sind vollkommen abgegangen. Ebenfalls verschwunden sind die Ende des 19. Jahrhunderts noch nachgewiesene Schlossbrücke und der Burgbrunnen. Bei Suchgrabungen im Jahre 1995 konnten Archäologen lediglich das Fundament der Sandsteinwendeltreppe eines Rundturmes im Ostteil des Burgareals nachweisen. Inmitten des Beringes steht ein Gedenkstein, dessen Inschrift kurz die Geschichte der Burg angibt. Den vierseitigen Pfeilerstumpf auf zwei Stufen ließ 1858 der damalige Grundbesitzer, Freiherr von Bettendorff, errichten.

(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2023)

Literatur

Hettich, Emil (1970)
Burg Gronau bei Alsheim. In: Pfälzer Heimat 21, S. 47-51. o. O.
Hettich, Emil (1967)
Die Zerstörung der Burg Gronau bei Alsheim vor 170 Jahren. In: Pfälzer Heimat 18, S. 12-14. o. O.
Hettich, Emil; Zech, Josef (1995)
Die Zerstörung der Burg Gronau vor 200 Jahren. Gedenkschrift. Rödersheim Gronau.
Keddigkeit, Jürgen (1998)
Burg Gronau. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Ludwigshafen 15, S. 116-118. o. O.
Keddigkeit, Jürgen; Übel, Rolf / Thon, A. (Hrsg.) (2002)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 2. F-H. S. 224-228, Kaiserslautern.

Burgreste Gronau

Schlagwörter
Ort
67127 Gronau
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Jürgen Keddigkeit: „Burgreste Gronau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-351858 (Abgerufen: 4. Mai 2024)
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