Beschreibung
Es handelt sich beim Zehnthof in Moselkern um einen Gebäudekomplex aus mehreren miteinander zusammenhängenden Gebäudeteilen mit den Hausnummern Oberstraße 21 und Zehnthofstraße 3. Das erkennbar älteste ist das an der Oberstraße gelegene Bruchsteingebäude, das im Türsturz aus Basaltlava die Inschrift „17 BL AK 09“ und eine Hausmarke aufweist. Im Kern dürfte dieses Gebäude älter als 1709 sein, zu vermuten aufgrund seiner steilen Giebel (wohl 16. Jahrhundert). An der Moselfront liegt ein späterer Anbau mit Veranda, verbunden mit dem wohl um 1840 errichteten ehemaligen „Gasthaus goldener Anker“. Dieses Gebäude ist ein zweistöckiges, dreiachsiges Bruchsteingebäude. Richtung Zehnthofstraße liegt ein mehrstöckiges Gebäude, das im Erdgeschoss die Kellerei des Weinguts beinhaltet, von dort aus erfolgt der Zugang zu den weitläufigen Kellern des Gebäudekomplexes.
Geschichte und Funktion
Der Moselkerner Zehnthof war vom Mittelalter an Wohn- und Wirtschaftsgebäude für wohlhabende Moselkerner Bürger. Der Gebäudekomplex wuchs über die Jahrhunderte und erfuhr immer wieder neue Nutzungen:
- ca. 1450-1840: Als Zehnthof diente das Haus dazu, den Kirchenzehnten für das Stift St. Martin und St. Severus in Münstermaifeld einzulagern. Hier dürfte dann auch eine Kelter gestanden haben, und es gab einen Fasskeller.
- ca. 1709: Der Kern des an der Oberstraße gelegenen Wohngebäudes war das Wohnhaus des wohlhabenden Moselkerner Bürgers Baltes Ließ. Dessen Bruder Matthias war Vogt für die Herren von Eltz und von der Leyen.
- In der Zeit der napoleonischen Nationalgüterversteigerungen erwarb das Anwesen der Kaufmann Elias Dhal jr. aus Koblenz, Vorsteher der dortigen jüdischen Gemeinde. Später erwarb den Zehnthof der aus Trier stammende Kaufmann Michel Marx, der u. a. eine Bootswerft und einen Kalkofen im Ort betrieb.
- ca. 1843-1892: Das Gebäude im linken Teil des Gartens ist das ehem. Gasthaus „Goldener Anker“, das in alten Reiseführern gewürdigt wird. Der Wirt Josef Deiss und seine Frau bewirteten hier Düsseldorfer Maler und die Arbeiter, die für den Bau der Moselbahn in den Ort kamen.
- 1918-1950: Im rechten Teil lag das ehem. Obereltz’sches Rentamt. Dieses Amt wurde von etwa 1917 bis 1950 von Wilhelm Schreckenberg (1871–1950) versehen, einer für Moselkern damals sehr wichtigen Persönlichkeit. Schreckenberg war Verwalter der Eltzschen Moselgüter. Er verwaltete nicht nur die Burg und die rund um die Burg Eltz gelegenen Besitzungen der Grafen, sondern auch den Eltzer Besitz in Eltville und Vukovar.
Kulturdenkmal
Die Häuser Oberstr. 21 und Zehnthofstr. 3 werden im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell (Stand 2022) geführt. Der Eintrag lautet:
„Oberstraße 21 / Zehnthofstraße 3
ehem. gräflich von Eltzsches Oberrentamt; breiter Putzbau, bez. 1709; historistischer Treppenturm, 19. Jh.; Gesamtanlage mit Garten“
(Ingeborg Scholz, Moselkern, 2024)