Wohnturm Dalberger Hof in Eppelsheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Eppelsheim
Kreis(e): Alzey-Worms
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 42′ 24,37″ N: 8° 09′ 57,49″ O 49,70677°N: 8,16597°O
Koordinate UTM 32.439.865,10 m: 5.506.362,74 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.439.916,26 m: 5.508.126,13 m
  • Wohnturm Dalberger Hof in Eppelsheim (1997)

    Wohnturm Dalberger Hof in Eppelsheim (1997)

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    Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
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  • Schnitt und Grundriss des Wohnturms (1887)

    Schnitt und Grundriss des Wohnturms (1887)

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Der einzeln stehende Wohnturm befindet sich am Westrand von Eppelsheim und ist in Privatbesitz.

Geschichte
Erstmals wird 1525 ein (bereits vorhandener) Turm (hinder dem alten schloß oder thorn) erwähnt, der sich damals im Besitz der Herren von Dalberg, befand. Diese sind seit dem 15. Jahrhundert als Grundbesitzer in Eppelsheim urkundlich nachgewiesen und besaßen den heutigen Dalberger Hof als Erblehen der Kurpfalz.
Die genaue Erbauungszeit ist mangels urkundlicher Überlieferung unmöglich. Auch bleibt in diesem Zusammenhang ungeklärt, ob ein Vorgänger bestand. Georg Dehio hält gleichwohl eine Errichtung des Turms bereits in romanischer und gotischer Zeit für möglich. Diese These unterstützt die gute Mauerwerksqualität in den unteren Stockwerken.
Nachdem 1450 dem damaligen Besitzer Dieter von Dalberg sein Erblehen bestätigt worden war, vergrößerte 1465 sein Erbe Wolf von Dalberg durch Zukauf das Anwesen. Weitere Familienmitglieder folgten als Besitzer. Einem Schlichtungsvertrag, den der damalige Burgbesitzer Eberhard Kämmerer von Worms, gen. von Dalberg, und die Gemeinde Eppelsheim im Jahre 1600 kann entnommen werden, dass damals der Wassergraben um das bewohnte Anwesen intakt war. Das gesamte Anwesen und wurde spätestens seit 1632 von Pächtern bewirtschaftet. Möglicherweise wurden im Dreißigjährigen Krieg der Turm und das Anwesen in Mitleidenschaft gezogen, denn damals ließ der Temporalbeständer (Pächter) Haus, Hof, Scheuer und Stall neu errichten. An älteren Gebäuden wird zu diesem Zeitpunkt nur noch der bestehende Wohnturm, Wasserhaus genannt, erwähnt.
Das von den Franzosen beschlagnahmte Anwesen gelangte wohl im Rahmen der Nationalgüterversteigerung um 1804 in Privathand. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das ehemalige Burgareal zweigeteilt und durch eine heute noch bestehende Mauer getrennt.
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Baubeschreibung
Das wehrtechnische Umfeld, letztlich die Einbeziehung des Dalberger Hofes und Turmes in die Ortsbefestigung, fehlt heute. Auch die den Wohnturm ehemals in acht Meter Abstand umfassende, nicht ganz quadratische, ca. ein Meter starke und wohl zehn Meter hohe Wehrmauer ist weitestgehend verschwunden. Zusätzlich sicherte ein umlaufender Graben, der mit dem Grabensystem der Dorfbefestigung in Verbindung stand, das Areal. Eine Sperrvorrichtung ermöglichte die Regulierung des Wasserstands. Obwohl der Turm mit Mauer und Graben ein autonomer Wehrbau war, ist dennoch seine Bedeutung für die Dorfbefestigung, bzw. für die Verteidigung der Westseite Eppelsheims hervorzuheben.
Das Bauwerk weist einen quadratischen Grundriss von etwa zehn Meter Seitenlänge auf. Eine geschossweise, leichte Verjüngung der Außenmauern ist unübersehbar. Da die innere Mauerflucht beibehalten wurde, ergibt sich im Aufriss eine außergewöhnlich schräge Silhouettenform.
Der Zugang zum Turm befand sich - wie bei Wohntürmen allgemein üblich - im ersten Obergeschoss und war über eine mobile Leitertreppe erreichbar. Diese Zugangsvorrichtung wurde spätestens im 17. Jahrhundert durch eine steinerne Treppe ersetzt. Den Schutz des Eingangsbereiches gewährleistete im Erdgeschoss eine Schießscharte.
Das Mauerwerk - ungleich gebrochene Kalksteine - des Bauwerks weist auf jeder Seite übereinanderliegende, offensichtlich später eingefügte Fensteröffnungen auf. Damit korrespondiert, dass Gewände und Fensternischen der Fenster und eine erhaltene Schrägscharte in das spätere 15. oder in das 16. Jahrhundert zu datieren sind. Die Fensterrahmungen aus rotem Sandstein heben sich farblich vom umgebenden Mauerwerk ab. Vermutlich waren an ihrer Stelle einstmals Lichtschlitze oder Schießscharten vorhanden. Unter dem mit Ziegeln bedeckten Zeltdach verweisen einige vermauerte, schartenartige Öffnungen auf einen ehemaligen Zinnenkranz.
Im Turminnern gelangte man über Holztreppen vom Erd- in die fünf Obergeschosse, die alle neuzeitliche Balkendecken aufweisen. Auffällig ist, dass es in allen Innenräumen an Heizungsmöglichkeiten mangelt und bisher keine Aborte nachgewiesen werden konnten.
Abschließend bleibt zu erwähnen, dass östlich des Turms die Fundamente eines vor 1732 (nach anderer Ansicht um 1800) abgebrochenen Steingebäudes aufgedeckt wurden.

(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2023)

Literatur

Bronner, Karl (1933)
Wohntürme im Volksstaat Hessen, Tl. 1: Rheinhessen. In: Mainzer Zeitschrift 28, S. 37f, o. O.
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, Ulrich; Übel, Rolf (Hrsg.) Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.) (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 1. (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12,4,2.) S. 364-369, Kaiserslautern.
Steitz, Heinrich / DEMS (Hrsg.) (1982)
Kunstdenkmäler in Eppelsheim. In: 782 - 1982. 1200 Jahre Eppelsheim. Beiträge zur Geschichte und Berichte aus der Gegenwart der Gemeinde, S. 127-133, Eppelsheim.
Stephan, Ernst (1965)
Die Baudenkmäler des Landkreises Alzey. In: Alzeyer Geschichtsblätter. 2, S. 101-162, o. O.
Trieb, Adolf (1937)
Eppelsheim (Rheinhessen). Geschichte des Ortes seit den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart. S. 15-21, 53-61, Eppelsheim.
Wittek, Karl (1986)
Gotische Wohntürme bei Worms und Alzey. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Alzey-Worms 21, S. 81-88. S. 81-88, o. O.
Zimmermann, Johannes (1997)
Wohntürme der Dalberger im Alzeyer Land. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Alzey-Worms, 32, S. 59-61, o. O.
(1887)
Kreis Worms. In: Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen, B: Rheinhessen [Bd. 1], S. 39f. S. 42-44, Darmstadt.

Wohnturm Dalberger Hof in Eppelsheim

Schlagwörter
Ort
Eppelsheim Eppelsheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Jürgen Keddigkeit: „Wohnturm Dalberger Hof in Eppelsheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346076 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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