Steinernes Haus in Einselthum

Ehemalige Burg Einselthum

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Einselthum
Kreis(e): Donnersbergkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 39′ 5,44″ N: 8° 07′ 36,9″ O 49,65151°N: 8,12692°O
Koordinate UTM 32.436.978,03 m: 5.500.251,29 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.437.028,06 m: 5.502.012,24 m
  • Steinernes Haus in Einselthum (1982)

    Steinernes Haus in Einselthum (1982)

    Copyright-Hinweis:
    Landesamt für Denkmalpflege, Mainz, Plansammlung
    Fotograf/Urheber:
    Landesamt für Denkmalpflege, Mainz, Plansammlung
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  • Grundriss von 1982

    Grundriss von 1982

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Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Standort einer Burg in Einselthum umstritten. Seit Daniel Häberles Untersuchungen wird jedoch das „Steinerne Haus“ am Kirchenhügel (westlich der katholischen Kirche) mit den Rittern von Einselthum in Verbindung gebracht.

Geschichte
Der erste (indirekte) Hinweis auf das „Steinerne Haus“ in Einseltum findet sich im dritten Teil des um 1189/93 verfassten Bolander Lehnbuches, in dem mit Didericus erstmals ein sich nach Einselthum (de Enseltheim) benennender Ministeriale erwähnt wird. Bis zur Mitte des 16. Jahrhundert sind weitere Ministeriale bzw. Niederadelige dieser Familie nachweisbar, die sich ebenfalls nach der Gemeinde benannten. Es wird allgemein angenommen, dass es sich bei diesem Geschlecht um ursprünglich bolandische Dienstmannen handelte, denen wahrscheinlich die Herren von Bolanden die Vogtei über Einselthum als Afterlehen überlassen hatten. Dies gibt jedoch keine Antwort auf die Frage, wer eigentlich Erbauer des „Steinernen Hauses“ war. Möglich wären das Reich, die Grafen von Leiningen als (Ober)Lehnsherren der Bolander, letztere oder eben die Herren von Einselthum. Es ist wahrscheinlich, dass der Wehrbau sich zumindest im 13. Jahrhundert im Besitz der Herren von Einselthum befand und von diesen bewohnt wurde. Seit wann und wie lange ist letztlich ungewiss.
Ebenfalls überrascht, dass erst in einer 1344 vom Dominikanerinnenkonvent Liebenau ausgestellten Urkunde ein steinernes Haus neben der Kirche zu „Ensoltingen“ (gemeint ist wohl Einselthum) erwähnt wird. „Steinernes Haus“, war damals eine durchaus geläufige Bezeichnung für eine Burg. Jedoch sind diesem Schriftstück keinerlei Auskünfte über das Alter der Burg, seine Bewohner oder die Besitzverhältnisse zu entnehmen. Daran änderte sich auch in der Folgezeit nichts, sodass man auf Analogien zur Ortsgeschichte zurückgreifen muss.
1291 gelangte ein Viertel und 1309 ein weiteres Viertel der Burg Altenbolanden in den Besitz der Grafen von Leiningen. Zu dieser Hälfte zählte wahrscheinlich auch der zur Burg gehörende Lehnsbesitz der Leininger in Einselthum. Die Lehenshoheit über den Ort und wohl auch über die Burg wurde aufgrund der Teilung im Hause Leiningen 1317/18 zunächst von der Linie Leiningen-Hardenburg ausgeübt, ab 1345 von den Grafen von Leiningen-Rixingen und 1438 Leiningen-Hardenburg. Der 1495 durch die Linie Leiningen-Dagsburg-Hardenburg genehmigte Verkauf Einselthums an Kurpfalz wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts in die Rechtswirklichkeit umgesetzt. Bis zum Ende des alten Reiches gehörten Ort und „Steinernes Haus“ zum kurpfälzischen Oberamt Alzey.

Baubeschreibung
Der im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert errichtete gotische Wohnturm, erhebt sich über einem fast quadratischen Grundriss. Das massive Mauerwerk ist aus Sand- und Kalkstein in Bruchsteintechnik und Quadersteinen an den Ecken ausgeführt. Im Aufriss gliedert sich das Gebäude in drei Zonen: Keller, zwei Obergeschosse und ein Dachgeschoss. Die Schmalseiten im Osten und Westen weisen kräftige Schildgiebel auf. Bekrönt wird das Gebäude von einem Satteldach.
Mit Ausnahme des an der westlichen Giebelwand deutlich zu erkennenden (vermauerten) frühgotischen Spitzbogenfensters sind alle heute sichtbaren Fenster das Ergebnis eines Umbaus des 19. Jahrhunderts. Auf Höhe des heutigen östlichen Dachgeschosses sind drei zum Teil beschädigte Konsolsteine unterhalb einer heute stark verkleinerten hochrechteckigen Öffnung sichtbar.
Da das Gebäude ursprünglich höher aufgeführt war und damit mindestens ein Stockwerk mehr als heute aufwies, könnte die erwähnte Öffnung mit dem ursprünglichen Zugang identisch sein. Diese These unterstützt die Tatsache, dass das Gebäude auf der westlichen Giebelseite eine Bruchlinie oberhalb der heutigen Fenster des Obergeschosses aufweist. Erklärbar wäre das Vorhandensein einer solchen Mauerwerkszäsur mit der Erneuerung bzw. Modifikation der Westseite, nachdem der ursprüngliche Wohnturm in seinen oberen Stockwerken zerstört oder baufällig geworden war. Die wohl weniger stark beschädigte Ostseite wäre dann in ihrem aufgehenden Mauerwerk analog verändert worden. Hieraus könnte geschlossen werden, dass der ursprünglich höher aufgemauerte Wohnturm (Zerstörung oder Baufälligkeit?) im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert zu dem (im Wesentlichen noch vorhandenen) Burghaus umgebaut wurde. Demnach wären an dem originären Baukörper mindestens zwei Umbauphasen zu konstatieren: eine spätmittelalterliche und die des 19. Jahrhunderts.
Der original erhaltene Keller besteht aus zwei parallel verlaufenden, tonnengewölbten Räumen mit separaten Eingängen. Die Westwand des nördlichen Kellergewölbes weist eine Licht- oder Lüftungsschlitz (?) auf. An diesen Raum schließt sich im Osten ein älterer, mit schweren Sandsteinplatten gedeckter Stollen von niedriger Höhe an. Dieser erstreckt sich über zehn Meter zur nahe gelegenen katholischen Kirche. In seinen Seitenarmen wurden Bestattungsreste gefunden.
Leider ist der Wehrcharakter des Gebäudes und der unmittelbaren Umgebung ob der enormen baulichen Veränderungen und des Abbruchs der Umfassungsmauern nur schwer zu deuten.
Lediglich Schießscharten wurden durch Daniel Häberles Nachforschungen im Jahre 1906 belegt. Archäologische Untersuchungen fanden bisher nicht statt.

(Jürgen Keddigkeit, Kauserslautern, 2023)

Literatur

Häberle, Daniel (1906)
Untergegangene Dörfer in und um den Stumpfwald. XVI. a. Cankruze, Crahenkruze. b. Iselthum, Enseltheym, Einseltem, Ensselthumb, Enseltheim, Ensiltheim, Enselntheim, Ensoltingen, Inseltheym, Yseltheim, Einselthum. In: Leininger Geschichtsblätter 5, S. 21-31. o. O.
Hoffmann, Markus (1997)
Die Verbandsgemeinde Göllheim. Ein kulturhistorischer Reiseführer. S. 86-94. Göllheim.
Keddigkeit, Jürgen; Scherer, Karl; Übel, Rolf; Burkhart, Ulrich (Hrsg.) (2021)
Einselthum. In: Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. 1, Kaiserslautern.
Krienke, Dieter (1998)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 15: Donnersbergkreis. Worms.

Steinernes Haus in Einselthum

Schlagwörter
Ort
Einselthum
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, Archivauswertung

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Jürgen Keddigkeit: „Steinernes Haus in Einselthum”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346071 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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