Burg Dirmstein

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Dirmstein
Kreis(e): Bad Dürkheim
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 33′ 45,44″ N: 8° 15′ 29,62″ O 49,56262°N: 8,25823°O
Koordinate UTM 32.446.358,84 m: 5.490.267,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.446.412,67 m: 5.492.024,09 m
  • Luftaufnahme von Burg Dirmstein (1994)

    Luftaufnahme von Burg Dirmstein (1994)

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    Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
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    Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
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  • Südöstlicher Eckturm von Burg Dirmstein

    Südöstlicher Eckturm von Burg Dirmstein

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  • Grundrissplan der Burg Dirmstein

    Grundrissplan der Burg Dirmstein

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Die Reste der mehrfach zerstörten und stark verändert wiederaufgebauten ehemalige Wasserburg der Bischöfe von Worms befinden sich unweit der Pfarrkirche St. Peter am Südostrand des Niederdorfes (heute Hauptstraße 42). Die Burgstelle ist heute von einem landwirtschaftlichen Anwesen überbaut, in das die Reste der bischöflichen Burg, bzw. des späteren Schlosses integriert sind.

Geschichte
Erst nachdem Kaiser Heinrich VI. die Dirmsteiner Vogtei, die er zuvor von Graf Heinrich von Zweibrücken erworben hatte, 1190 Bischof Konrad II. und der Wormser Kirche übertrug, ist eine bischöfliche Burg denkbar. Nicht gänzlich auszuschließen, dass eine bereits von den Zweibrückern erbaute Anlage bestand und nun übernommen wurde. Letztlich sind diese Überlegungen Spekulation, da es an belastbaren Hinweisen für die Existenz einer Burg noch im 12. Jahrhundert mangelt. Auch ein mehrfach zitiertes Tauschgeschäft - bischöfliche Mühle gegen den Klosterhof - das Bischof Landolf von Worms mit dem Augustinerchorherrenstift Frankenthal 1240 abschloss, ist als konkreter Beleg für die Existenz einer Burg abzulehnen.
Erst zur Mitte des 14. Jahrhunderts wird eine damals bereits bestehende Burg im Zusammenhang mit dem Wormser Bistumsstreit urkundlich fassbar. Dem in diesen Streit involvierten Pfalzgrafen gelang es 1353 dem von ihm abhängigen Bischof Salman für den Fall des Rückkaufs die Neutralität der veste dirmesteyn abzuringen. Dieser Zugriff der Pfalzgrafschaft auf die 1349 als Haus Dirmstein bezeichnete Burg folgte offensichtlich der (auf nicht ganz geklärte Art und Weise) Erwerb weiterer Rechte an Burg und Herrschaft seitens der Pfalzgrafschaft. Dies gipfelte 1419 in einem Kondominat, dessen Modalitäten Ludwig III. und Bischof Johann von Fleckenstein vereinbarten. 1447 und 1453 schlossen ihre Nachfolger im Amt dementsprechend Burgfrieden für Dirmstein und Laumersheim. Die Doppelherrschaft bewährte sich und blieb bis 1705 bestehen.
Wie nicht wenige Burgen im heute pfälzischen Raum war auch Burg Dirmstein vom Bauernkrieg betroffen. Aufständische Bauern, unterstützt von Wormser Bürger, erstürmten 1525 des Bischofs von Wormbs Haus, plünderten es aus und brannten sie zusammen mit dem Ort nieder. Auf die Heftigkeit des Kampfs verweist die Tatsache, dass sich unter den gefallenen Verteidigern der pfälzische „Fauth“ von Zell befand.
Mit der Wiederherstellung durch Bischof Heinrich von Worms (1523-1552) verlor die Anlage zumindest teilweise ihren Wehrcharakter, denn man und richtete hier die bischöfliche Sommerresidenz ein. Daran dürfte auch der weitere Ausbau unter Bischof Philipp von Rodenstein (1595-1604) wenig geändert haben.
Offensichtlich blieben Herrschaft und Burg auch während des Dreißigjährigen Kriegs durchaus wertvoll. Dies belegt die Tatsache, dass 1635 der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna dem Obristen Philipp Sadler wegen seiner Verdienste 1635 Burgkhaus, ambt und Kellerey Durmstein überließ.
Von 1693 bis 1703 nutzten Wormser Jesuiten - ihr Kolleg war abgebrannt - das bischöfliche Schloss als Ausweichquartier. Nachdem 1705 endete durch einen Gebietstausch mit der Kurpfalz das bisherige Kondominium und das Schloss diente von 1708 bis 1793 der bischöflichen Hofhaltung. Im Jahre 1803 fiel das mit Gräben umgebene Anwesen - genannt werden Schloss, Gebäuderuinen, Hof, Ställe, ein Schuppen, Scheune und Garten - im Rahmen der Nationalgüterversteigerung an den Dirmsteiner Bürger J. Roemer. Mit der Nutzung als landwirtschaftliches Gut erfolgten zahlreiche massive Eingriffe in die alte Bausubstanz. So wurde vor allem der Nordteil des Schlosses mit Ausnahme des Treppenturmes und des Kellers abgerissen. Ein Brand im Jahre 1885 vernichtete den Südflügel mitsamt dem westlichen Eckturm.

Baubeschreibung
Die bischöfliche Burg war wohl von Anfang an als Wasserburg konzipiert. Schutz boten ein umlaufender, vom Eckbach gespeister Wassergraben und der im Süden gelegene Schlossweiher. Eine Brücke gewährleistete an der Ostseite den Zutritt zur Burg. Die frühere Geviertanlage wies ursprünglich vier runde Ecktürme auf. Während Stumber Turm, Pulverturm und Blauer Hut zwischen 1732 und 1743, bzw. 1885 abgetragen wurden, blieb der runde Diebsturm - er diente im 18. Jahrhundert als Gefängnis - verändert erhalten. Der an der Südostecke befindliche Diebsturm weist spätmittelalterliche Schlüssel- und Maulscharten auf. Das nördliche Fenster im nachträglich aufgesetzten Obergeschoss zeigt einen Sturz mit der Jahreszahl 1598. Der Turm trägt ein Kegeldach anstelle einer früheren Kuppelhaube.
Den Innenhof beherrschten zwei rechteckige Schlossgebäude an dessen Nord- und Ostseite. Der ältere Nordbau war das eigentliche Schlossgebäude. Erhalten sind noch der tonnengewölbte Keller mit auffällig starken Mauern auf der Süd- und der Nordseite. Wohl im Zusammenhang mit den Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 hatte man drei Jahre später dessen Obergeschosse in Fachwerkmanier erneuert. Neben dem Keller ist der - heute frei stehende - noch fast zwei Geschosse aufragende Stumpf des ehemaligen sechseckigen Treppenturmes zu erwähnen. Hofseitig ermöglichte ein spitzbogiges Portal den Zutritt.
Das an der Ostseite befindliche, zweigeschossige jüngere Schlossgebäude, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Amtshaus der Kellerei umgebaut wurde, beherbergt an der östlichen Außenwand des Obergeschosses einen Wappenstein des Wormser Bischofs Philipp I, der von 1595 bis1604 amtierte.

(Jürgen Keddigkeit, Kauserslautern, 2023)

Literatur

Frankenthaler Altertumsverein (Hrsg.) (1899)
Ausgrabungen aus Dirmstein in vergangenen Tagen. In: Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins 5, S. 48, Frankenthal.
Frankenthaler Altertumsverein (Hrsg.) (1898)
Ausgrabungen aus Dirmstein in vergangenen Tagen. In: Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins 5, S. 2; u. 7, Frankenthal.
Frankenthaler Altertumsverein (Hrsg.) (1897)
Ausgrabungen aus Dirmstein in vergangenen Tagen. Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins 5. S. 22f., 30f., 35f., 38f., 42f., 46-48, Frankenthal.
Hildebrand, Friedrich J. (1923)
Die Ueberreste des Fürstbischöflich-Wormsischen Schlosses zu Dirmstein. In: Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins 31, S. 9f. u. 15f, o. O.
Jarosch, Walter (1989)
Die Burg der Wormser Bischöfe zu Dirmstein. In: Frankenthal einst und jetzt, S. 34-39, o. O.
Karn, Georg Peter (2006)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Band 13.2. Kreis Bad Dürkheim. Stadt Grünstadt, Verbandsgemeinden Freinsheim, Grünstadt-Land und Hettenleidelheim. Worms.
Karn, Georg Peter; Rasp, Ute-Konstanze / Martin, Michael (Hrsg.) (2005)
Burgen und Schlösser in Dirmstein - Fürstbischöflich-Wormsisches Schloss. In: Dirmstein. Adel, Bauern und Bürger. Chronik der Gemeinde Dirmstein. Stiftung zur Förderung der Pfälzischen Geschichtsforschung. Band 6, S. 443 ff, Neustadt an der Weinstraße.
Martin, Michael; Münch, Michael / Keddigkeit, Jürgen; Scherer, Karl; Übel, Rolf; Burkhardt, Ulrich (Hrsg.) (o.J.)
Dirmstein I. In: Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. 1, S. 405-411, o. O.
Pfälzische Kreisgesellschaft des bayerischen Architecten- und Ingenieur-Vereins (Hrsg.) (1889)
Die Baudenkmale in der Pfalz. Band 2. S. 108-110, Ludwigshafen am Rhein.
(1939)
Die Kunstdenkmäler von Stadt und Landkreis Frankenthal. In: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bd. 8, S. 186-195, o. O.

Burg Dirmstein

Schlagwörter
Ort
Dirmstein
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, Archivauswertung

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Jürgen Keddigkeit: „Burg Dirmstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346065 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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