Die frei zugängliche Burgstelle „Bruderfels“ befindet sich in 325 Meter Höhe am Ostende eines ca. 200 Meter langen und ca. zehn Meter hohen Felsriffs.
Geschichte Die Geschichte, letztlich von der Gründung bis zum Untergang, der Burgstelle(?) auf dem Ostausläufer des Hichtenberges ist unbekannt. Es mangelt ebenso an jeglicher schriftlichen Überlieferung als auch archäologischer Untersuchung. So ist man über Sinn und Zweck sowie Fertigstellung (unbeendeter Burgbau?) und Datierung der Anlage auf Vermutungen und Analogien angewiesen. Als Erbauer des Bruderfelsens kommen in erster Linie jene Personenkreise in Frage, die im Mittelalter Eigentümer oder Besitzer des Felsens waren. In diesem Zusammenhang verweisen die Autoren des Textes „Bruderfelsen im Pfälzischen Burgenlexikon auf die Tatsache, dass der Felsen auf dem Hichtenberg “ursprünglich zu einem Waldbereich (gehörte), der 1129 zusammen mit dem Hof Schönau von Gottfried von Fleckenstein der Benediktinerabtei Walburg geschenkt und im 15. Jahrhundert von den Grafen von Pfalz-Zweibrücken der Abtei abgekauft und ihrer Herrschaft Wegelnburg einverleibt wurde„ und merken an: “Innerhalb dieses Bereiches besaßen die Fleckensteiner verschiedene Rechte, insbesondere gehörte ihnen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts - wahrscheinlich schon früher - auch das Dorf Hirschtal in der Nähe des Bruderfelsens„ (Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 336). Dies kann als Hinweis gewertet werden, dass die Herren von Fleckenstein oder die Abtei Walburg die kleine Anlage errichten ließen. Schließlich gewährleistete der Burgfels die Kontrolle des Forstes im Umfeld des Saarbach- bzw. des Sauertales. Auch die recht aufwändige Felsbearbeitung, die der benachbarter Burgen des späten 12. und 13. Jahrhunderts (Wasigenstein, Frönsburg … ) ähnelt, stützt diese These (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 335). Spätere Baumaßnahmen der Grafen von Zweibrücken sind demnach kaum denkbar. Jedoch ist trotz qualitätvoller mittelalterlicher Baureste auf die Tatsache hinzuweisen, dass das Fehlen eines verteidigungstechnisch notwendigen Halsgraben an der westlichen Zugangsseite als Indiz für eine - aus welchen Gründen auch immer - abgebrochene Baumaßnahme gewertet werden kann (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 335).
Baubeschreibung Die frei zugängliche Burgstelle “Bruderfels„ befindet sich in 325 Meter Höhe am Ostende eines ca. 200 Meter langen und ca. zehn Meter hohen Felsriffs, den im Osten der Saarbach und im Süden der Hichtenbach umfließen. Der Westabfall des Hichtenberggipfels senkt sich langsam bis zum eigentlichen, hochaufragenden Burgfelsen ab. Im Gegensatz zur ansteigenden Bergseite ist diese Felsbarre ist an den Talseiten durch senkrecht abfallende Wände (sechs und zehn Metern Höhe) gut geschützt. Auffällig ist an der westlichen Hauptangriffsseite - wie bereits erwähnt - das Fehlen eines Halsgrabens.
Vorgelagerte Plattform 2 Von Westen kommend erreicht man die vorgelagerte, ca. zwölf Meter lange und sechs Meter breite Plattform, von deren einstigen Ummauerung karge Fundamentreste zeugen. Unterhalb ihrer etwa vier Meter hohen Nordwand befindet sich eine künstlich angelegte schmale Terrasse, zu der offensichtlich ein Treppenweg führte (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 336).
Plattform (Bruderfels) Die vorgelagerte Plattform trennt ein ausgehauener Felsspalt mit einer ca. ein Meter breiten, abwärts führenden Treppe vom östlichen, tieferliegenden Areal. Dieses kleine Terrain erreicht man heute mittels eines Metallsteges. Eigentlich überraschend weist diese Plattform lediglich zwei Felsstufen auf. Pfostenlöcher oder Balkenrinnen sind in der überwucherten, erhöhten Mitte des Areals und am Felsrand zu vermuten (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 336).
Unterbauten der Südseite der beiden Plattformen Unter den Felsplateaus befinden sich auf deren Südseite jeweils eine tiefe Felskammer. Dazu gesellt sich ein Verbindungsgang zwischen den beiden unterschiedlich großen Räumlichkeiten. Die geräumigere der beiden Felsenkammern, wahrscheinlich Wohnzwecken dienend, befindet sich im Osten (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 336). Sie besitzt eine Grundfläche von fast 25 m3 und weist an ihrer (heute) vorne offenen Außenseite einen Vorsprung auf. Eine Öffnung in der Südwestecke beherbergte eine Holzleiter, die den Zugang zu der bereits erwähnten Felsentreppe und damit zum vorgelagerten Plateau gewährleistete. Vier in den Boden in Nord- Südrichtung eingemeißelte Balkenkanäle dienten in der Wohnkammer als Unterlagen für einen Bretterboden. Da die Vertiefungen am Felsrand offen sind, ist ein Überstand, damit letztliche eine Raumvergrößerung anzunehmen (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 339). Eine Fachwerkwand und ein Dach schützten diesen Bereich. In gleicher Höhe verlief eine aus der Felswand geschrotete Verbindung, die den Zugang zur westlichen Nachbarkammer gewährleistet. Drei Pfostenlöcher, am Rand sichtbar, trugen wohl eine Bedachung, zwei rudimentär im Laufhorizont sichtbare Balkenkanäle dienten als Gangverbreitung und Unterlage für einen Dielenboden. Die westliche Felskammer birgt eine raumgreifende Tankzisterne. Die in den Fels geschrotete runde Zisternengrube weist einen Durchmesser von ca. zwei und eine ursprüngliche Tiefe von 1,75 Metern auf (vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 339). Gut sichtbar ist die Fundamentauflage der Zisterneneinfassung. Die Innenwand der Zisternengrube dichtete man “mit einer hellgrauen Lehmschicht ab„ (Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 338). Ein in den unteren Schichten erhaltener Mauerring schützte den wandseitigen Lehmbelag. Der Boden wies neben einer dünnen Lehmschicht ein Plattenbelag auf. Zur Beschickung der etwas mehr als 2m3 fassenden Tankzisterne dienten diverse Wassersammelrinnen(vgl. Rudrauf / Kill / Schallmayer 2021, S. 338).
(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2023)
Literatur
Müller, Peter (1990)
Die Herren von Fleckenstein im späten Mittelalter. Untersuchungen zur Geschichte eines Adelsgeschlechts im pfälzischen Grenzgebiet. In: Geschichtliche Landeskunde, Bd. 34, S. 29-61. Stuttgart.
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Jürgen Keddigkeit: „Burgruine und Burgstelle Bruderfelsen bei Schönau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346045 (Abgerufen: 3. Oktober 2024)
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