Schloss und Wirtschaftsareal des 17. und 18. Jahrhunderts sowie die ältere Burgstelle befinden sich an der Südostecke des ehemals langgezogenen Straßendorfes, unweit der (Schloss)Kirche.
Geschichte Nur bedingt und auf Umwegen können Gründung und frühe Geschichte von Burg bzw. Schloss Altdorf erschlossen werden. Ein erster Hinweis auf eine Burg in Altdorf ist eine vom Ende des 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts sich nach dem Ort benennende, (später) weitverzweigte Ministerialenfamilie, die offensichtlich die Burg - erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts als castrum erwähnt - als Lehen des Klosters Weißenburg in Besitz hatten. Gleichwohl dürfte diese Wohn- und Wehranlage in Altdorf - 1326 als burgelle und seit 1394 durchgängig als Schloss oder Burg bezeichnet - jedoch erheblich älter sein. Indizien für diese Annahme sind neben der bereits erwähnten, seit 1191 im Ort nachweisbaren Ministerialenfamilie, vor allem die mottenähnliche Gestalt der älteren Burganlage (s. unten). Zu Beginn des 14. Jahrhunderts werden die Herren von Schüpf als Lehensinhaber genannt, doch vor 1366 gelangte die Burg in der Hand des Grafen Walram II. von Zweibrücken (* um 1298, +1366), der Burg Altdorf umgehend an den Edelknecht Rudolf v. Mörsberg verpfändete. Von seinem Sohn Eberhard (+1394) gelangte die Burg im Erbgang und Zustimmung Kurfürst Ruprecht II. in den Besitz seiner Vettern, den Gebrüdern Hanemann, Simund Wecker und Friedrich, Grafen v. Zweibrücken-Bitsch. Diese lösten die weiterhin Edelknecht Rudolf von Mörsberg verpfändete Burg 1397 wieder ein. In der frühen Neuzeit gelangte die Burg in den Besitz der Grafen von Hanau-Lichtenberg, der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und schließlich der Kurpfalz. Im Regelfall verlehnten die Herrschaften Altdorf an unterschiedliche Niederadelsfamilien weiter, so 1456 an Heinrich Holzapfel von Herxheim oder 1487 an Kuno von Altdorf gen. Kropsburg. Nach dem Ausscheiden der letztgenannten Niederadelsfamilie 1558 waren die Herren von Riedesel, von Bellersheim, Boos von Waldeck und zuletzt die Grafen von Degenfeld-Schönburg Besitzer der Anlage. Nach erheblichen Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg entschlossen sich die Lehnsinhaber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts statt einer Wiederherstellung der Burg zu einer kompletten Neugestaltung des Burgareals, letztlich zum Neubau eines unmittelbar benachbarten Schlosses. Die nach einem Brand 1719 erneut wieder aufgebaute Anlage und die Reste der Burg wurden 1793 durch französische Truppen zerstört.
Baubeschreibung Sieht man von einem im Jahre 1991 freigelegten Teilstück der Außenmauer eines Burggrabens ab, sind Burg und Schloss vollkommen abgegangen. Jedoch vermitteln zwei überlieferte Grundrisse von Burg und Schloss aus der Mitte des 16. Jahrhunderts sowie aus der Zeit vor 1750 ein instruktives Bild. Demnach bestand die von Wasser umgebene Gesamtanlage aus drei unterschiedlich großen Inseln. Schloss und Wirtschaftsareal Eine Brücke führte zum westlichen der drei Eilande. Dieses rechteckige Areal war an seiner Nord- und Westseite mit Wirtschaftsgebäuden überbaut. Dazu gesellte sich unmittelbar neben dem Übergang ein Wachthaus. Diesen Wirtschaftshof trennte ein recht breiter Graben vom daneben liegenden eigentlichen Schlossareal. Eine zweite Brücke (Zugbrücke?) ermöglichte den Zugang. Auf dieser mittleren Insel befand sich das mehrgeschossige Hauptgebäude, das an der Seeseite zwei Rundtürme aufwies. Ein Treppenturm ermöglichte den Zugang zu den Obergeschossen des Wohnbaus. Gegenüberliegend, durch ein Hofareal getrennt, befand sich ein weiteres kleineres Gebäude.
Burg Eine dritte Brücke führte zur daneben liegenden, kreisrunden, älteren Burgstelle. Der Grundriss des 16. Jahrhunderts lässt eine Wasserburg erahnen. Es handelte sich wahrscheinlich um eine Motte, die auf einer Aufschüttung (Durchmesser ca. 30 Meter) in der zum See vergrößerten Wasserfläche errichtet worden war. Diese Turmburg war wohl von einer Ringmauer umgeben. Ein quadratisches Gebäude, in allen Plänen auf der Nordseite im Mauerverlauf eingezeichnet, kann unterschiedlich gedeutet werden: einerseits als (Tor-?) Turm der älteren oder, wie in den jüngeren Plänen erwähnt, als „Altan“ der (jüngeren) Schlossanlage. Problematisch bei der Deutung der runden Insel als Burgstelle ist vor allem die Tatsache, dass das Inselinnere in einer der Karten des 18. Jahrhunderts als Wasserfläche dargestellt wird. Dies schließt eine Nutzung als Wohn- und Wehrbau eigentlich aus. Andererseits ist allerdings eine Verzeichnung ebenso wahrscheinlich - schließlich zeigen die beiden anderen bekannten Pläne keine innere Wasserfläche - wie eine spätere Veränderung im Rahmen der Schlossneubauten. Kirche Von der ursprünglichen Burg- und Schlosskirche ist lediglich das Turmuntergeschoss des Sakralbaus in seiner ursprünglichen Form erhalten. Es birgt das Grabmal der 1581 verstorbenen Margaretha, Ehefrau des Junkers Heinrich Riedesel und das ihrer Mutter.
(Jürgen Keddigkeit, Kaiserslautern, 2023)
Literatur
Endres, Joseph S. / Kirchengemeinde Altdorf (Pfalz) (Hrsg.) (1973)
Das ehemalige Altdorfer Wasserschloß. In: 200 Jahre Kirche zu Altdorf, S. 16f. Neustadt.
Altdorf. In: Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. 1, S. 100-103. Kaiserslautern.
Paetsch-Wollschläger, Kunigunde (1996)
Die Ritter von Altdorf. Ein Beitrag zur pfälzischen Adels- und Dorfgeschichte im Mittelalter. In: Beiträge zur Bevölkerungsgeschichte der Pfalz, Bd. 4, Kaiserslautern.
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