Firma Gebrüder Frank in Pirmasens

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Pirmasens
Kreis(e): Pirmasens
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 12′ 3,89″ N: 7° 36′ 15,36″ O 49,20108°N: 7,60427°O
Koordinate UTM 32.398.325,69 m: 5.450.747,06 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.398.360,64 m: 5.452.488,28 m
Der Beginn der Industrialisierung öffnete auch dem Pirmasenser Schuhmachergewerbe die Tür zur Industriellen Fabrikation. Durch Beziehungen mit dem Ausland war es Jakob Frank möglich, die Howesche Nähmaschine (Elias Howe, Erfinder der Nähmaschine) zu vertreiben und die Reparatur und Wartung zu übernehmen.

Gründung
Zusammenarbeit mit Pfaff
Um die Jahrhundertwende
Erster Weltkrieg und 1920er Jahre
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
1950er Jahre
1960er Jahre

Gründung
Am 1. Oktober 1871 gründete Jakob Frank eine mechanische Werkstatt, zuerst noch in der Bergstraße. Nach seiner Heirat mit der aus Kandel stammenden Luise Krumm, im Jahr 1872, erwarb er das Grundstück in der Bahnhofstraße 6. Schon ein Jahr später war der erste Bauabschnitt fertig und der Umzug von der Bergstraße in die Bahnhofstraße wurde vollzogen. Wie modern Jakob Frank damals schon dachte, geht daraus hervor, dass er zum Antrieb der Maschinen und zur Erzeugung des elektrischen Stromes als einer der ersten in Pirmasens eine Dampfmaschine aufstellte. Schon bald war eine Erweiterung der Werkstatt notwendig und schließlich wurde ein Wohnhaus errichtet. Die Firma Frank hatte von nun an eine feste Bleibe und eine solide Basis.

Zusammenarbeit mit Pfaff
Jakob Frank beschäftigte sich intensiv mit der Schaftherstellung in der Schuhindustrie und studierte die einzelnen Arbeitsgänge. Dabei gelang es ihm, die verschiedensten manuellen Arbeiten in mechanische umzuwandeln.
Anfang der 1880er Jahre traf Jakob Frank mit Michael Pfaff aus Kaiserslautern zusammen, der auf den jungen Nähmaschinenfachmann in Pirmasens aufmerksam geworden war. Genau am Tag des 10jährigen Bestehens der Firma, am 1. Oktober 1881, übernahm Frank die Vertretung der Nähmaschinen der Marke „Pfaff“ von Stadt und Landkreis Pirmasens.

Um die Jahrhundertwende
Aus der Ehe von Jakob und Luise Frank gingen 6 Kinder hervor. 3 Söhne und 3 Töchter. Jakob Frank jr. (geboren 1878) und Emil Frank (geboren 1882) wurden nach ihrer Schulentlassung in den Betrieb aufgenommen, um dort eine Ausbildung als Mechaniker zu machen. Nach Ablauf seiner Militärzeit ging Jakob Frank jr. im Jahre 1900 zu Faber und Schleicher, die eine mechanische Werkstatt in Offenbach betrieben. Zur weiteren Ausbildung arbeitete er dann in der Union-Spezialmaschinenfabrik für Knopflochmaschinen in Stuttgart. Seine Tätigkeiten in diesen Betrieben waren die Grundlagen für einen weiteren Schritt nach oben auf der Erfolgsleiter der Firma Frank.
Kurz nach seiner Rückkehr in die Heimat konnte Emil Frank in der Fahrradfabrik Gritzner in Durlach eine Ausbildung als Fahrradmechaniker absolvieren. In dieser Zeit gab es noch keine Spezialwerkstätten für Fahrräder. Vertrieb und Reparatur übernahmen in der Regel die Geschäfte für Haushaltsnähmaschinen. So war es auch in der Firma seines Vaters. Diese Zweigleisigkeit im elterlichen Betrieb wurde durch die Söhne, bedingt durch ihre Veranlagung und spezielle Ausbildung, sinnvoll koordiniert: Jakob übernahm die Abteilung für Industrie- und Haushaltsnähmaschinen und Emil den Vertrieb und die Reparatur der Fahrräder.
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Erster Weltkrieg und 1920er Jahre
Im Jahr 1912 entschloss sich der Gründer der Firma, Jakob Frank sen., das Geschäft seinen Söhnen Jakob und Emil zu übergeben. Von nun an führte es den Namen „Gebrüder Frank“.
Der 1. Weltkrieg setzte dem steten Aufstieg der Firma ein Ende. Die jüngeren Belegschaftsmitglieder und die beiden Firmeninhaber mussten einrücken. Deshalb war der Senior der Firma gezwungen das Geschäft weiterzuführen. 1917 war er nach drei Jahren schwerer Belastung den Anstrengungen nicht mehr gewachsen und wurde schwer krank. Im Spätherbst 1917 verstarb Jakob Frank sen. im Alter von 74 Jahren.
Nach dem 1. Weltkrieg hatte die Pirmasenser Schuhindustrie einen großen Nachholbedarf. Nach der Normalisierung der politischen und wirtschaftlichen Lage erholte sich die Pirmasenser Industrie recht schnell. Auch die Firma Frank erfuhr einen erneuten Aufschwung. Inzwischen war Dipl.-Ing. Rudolf Frank, der dritte Sohn des Seniors Jakob, in die neugegründete oHG (offene Handelsgesellschaft) eingetreten und hatte die Geschäftsführung übernommen. Die Dreiteilung der Aufgaben (Dipl.-Ing. Rudolf Frank oblag die Geschäftsführung, Emil Frank leitete den Betrieb und Jakob Frank jr. war im Außendienst tätig), wirkte sich sehr vorteilhaft auf die Weiterentwicklung des Betriebes aus.
Die Inflation, politische Unruhen und Plünderungen standen der industriellen Entwicklung in Pirmasens entgegen. Die Stadtverwaltung war gezwungen eigenes Notgeld zu drucken. Als selbst dies nicht mehr möglich war, musste das Geld aus den rechtsrheinischen Gebieten (Lagebezeichnung für diejenigen Gegenden in Deutschland, die an dem in Stromrichtung rechten Ufer des Rheins gelegen sind) beschafft werden. Damals hatte Rudolf Frank, als erster in Pirmasens, seine Arbeiter mit franz. Francs (Währungsbezeichnung aus Frankreich) entlohnt und sich somit der Gefahr ausgesetzt, wegen grobem Verstoß gegen das Devisengesetz (Gesetz gegen fremde Währung) bestraft zu werden. Dies unterstreicht deutlich die soziale Einstellung des Geschäftsführers und sein Verantwortungsgefühl gegenüber der Belegschaft. Im Jahr 1928 wurde die Firma Frank wieder von einem schweren Schlag getroffen. Jakob Frank jr. starb und hinterließ eine große Lücke auf dem maschinentechnischen Gebiet. Er wurde nur 50 Jahre alt. Er hatte sein Wissen und Können an die ihm anvertrauten Lehrlinge und Gesellen weitergegeben. Ihm war es zu verdanken, dass ein gut ausgebildeter Stamm von Spezialisten und Nähmaschinenmechanikern zur Verfügung stand. Die Arbeit wurde von seinem Bruder Emil übernommen.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Im Jahr 1935 wurde die Firma Krakau aufgelöst und von der Firma Gebr. Frank übernommen. Damit war die Vertretung der Pfaffmaschinen im Raum Pirmasens in einer Hand. Die Übernahme der Firma Krakau bedingte die Umwandlung der oHG in eine GmbH. Damit war die Voraussetzung für einen weiteren Aufstieg der Firma geschaffen. Aber schon nach drei Jahren wurde die hoffnungsvolle Entwicklung der Firma erneut unterbrochen. Der 2. Weltkrieg brach aus. Die Bevölkerung der Stadt wurde evakuiert und mit ihr die gesamte Industrie, darunter auch die Firma Frank. die in Jugendheim ihren neuen Sitz fand. Die meisten Mitarbeiter wurden zum Wehrdienst eingezogen. Rudolf Frank wurde Stadtkommandant von Pirmasens.
Beim Großangriff auf Pirmasens, am 15. März 1945, wurde das Wohnhaus, Werkstatt und der Verkaufsraum komplett zerstört. Im Mai 1945 war der Krieg zu Ende, die Stadt Pirmasens zu zwei Drittel zerstört. Rudolf Frank holte diejenigen seiner ehemaligen Belegschaftsmitglieder, die aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt waren, wieder zusammen. Er begann mit ihnen den Wiederaufbau der Firma. Bereits im Jahre 1950 war eine neue, modern eingerichtete Werkstatt vorhanden. Inzwischen war der Sohn von Emil Frank, Rudolf Frank jr., aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und trat in die Firma ein. Am 1. Oktober 1953 bestellte ihn die Gesellschafterversammlung zum zweiten Geschäftsführer neben seinem Onken Rudolf Frank. Noch im selben Jahr wurde eine weitere Personalie vollzogen: Hermann Herz trat in die Firma ein und übernahm den Außendienst. Emil Frank sen. trat im Jahre 1954 in den wohlverdienten Ruhestand.
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1950er Jahre
In den Jahren 1954 und 1955 ist an einem der markantesten Punkte, Ecke Bahnhof- und Hauptstraße, ein Doppelgebäude aus den Trümmern herausgewachsen. Das Sgraffito (besondere Putztechnik) am Gebäude stammte vom Zweibrücker Kunstmalers Josef Semar. Die künstlerische Darstellung der drei Schuhverkäuferinnen soll zum Ausdruck bringen, dass nicht nur der Schuhmacher die Stadt groß gemacht hat, sondern vor allem die berufstätige Frau. Wohlüberlegt hat Rudolf Frank dieses Motiv ausgewählt. Wendet sich doch die Firma Gebrüder Frank mit ihren Maschinen für die Schafftherstellung in erster Linie an die Frauen im modernen Pirmasenser Berufsleben, an die Stepperinnen (Näherinnen), Schärferinnen (Bearbeitung von Lederkanten), Bugerinnen (Zwickmaschine) und Vorrichterinnen (Vorrichter bedienen Werkzeuge und Geräte für die Platzierung von Verstärkungen, das Formen von Vorderkappenversteifungen und anderen Maßnahmen, die nötig sind, um die Bestandteile des Schaftes über den Leisten zu ziehen). Das Kunstwerk ist ein Denkmal für die Pirmasenser Arbeiterinnen seit Bestehen der Schuhindustrie. Im Jahr 1958 verstarb Emil Frank sen. Sein Sohn Rudolf Frank jr. leitete nun neben seinem Onkel, Rudolf Frank sen., die Geschicke des Unternehmens. Er strebte in jene Richtung, die sein Vater aufgezeigt hatte. Jedoch sein Wirken durfte nur von kurzer Dauer sein. Eine schwere unheilbare Krankheit setzte seinem Leben ein allzu frühes Ende. Nach einer kurzen Übergangszeit bestellte deshalb die Gesellschaftsversammlung den Maschinenbauingenieur Hermann Herz zum alleinigen Geschäftsführer.

1960er Jahre
Das Geschäft mit Haushaltsnähmaschinen hatte eine Entwicklung genommen, die man auch bei optimistischer Planung nicht vorausgesehen hatte. Im Jahr 1963 war es notwendig geworden, das Ladengeschäft zu erweitern. Aus dem Nähmaschineneinzelhandelsgeschäft wurde das Spezialgeschäft für die Hausfrau. Dem Wunsch zur Errichtung eines Nähzentrums wurde 1968 verwirklicht. Neben dem Ladengeschäft wurde ein Nähstudio eingerichtet. Die Anforderungen der Schuhindustrie wurden immer anspruchsvoller. Schon lange hatte sich das Spezialgebiet der Firma Frank weit über die Grenzen der heimischen Industrie auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt. Die Exporte gingen in alle Welt. 85 Mitarbeiter übernahmen die weltweite Betreuung der Kundschaft und fanden in der Firma Frank eine gesicherte Existenz. Eine Erweiterung die Büros und Geschäftsräume war nicht zu umgehen. 1969 war die Aufstockung des Werkstattgebäudes beendet und die neuen Räumlichkeiten geschaffen. Im Jahr 1969 wurde in Köln eine Niederlassung eröffnet, die es ermöglicht, den norddeutschen Raum besser zu betreuen. Über den weiteren Werdegang der Firma Gebrüder Frank sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Lediglich einen Adressbucheintrag aus dem Jahr 1980 mit der neuen Anschrift „Im Erlenteich 17“. Bis in das Jahr 1988 enthalten die Adressbücher den Eintrag der Firma. Nachfolgend Adressbücher haben keine Einträge zur Firma Gebrüder Frank.

(Norman Salzmann, Stadtarchiv Pirmasens, 2023)
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Firma Gebrüder Frank in Pirmasens

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bahnhofstraße 6
Ort
66953 Pirmasens
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Norman Salzmann (2023): „Firma Gebrüder Frank in Pirmasens”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345971 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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