Figuren und figürliche Darstellungen in der Kirche St. Gallus in Großfischlingen

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Großfischlingen
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 16′ 8,64″ N: 8° 10′ 29,05″ O 49,26907°N: 8,17474°O
Koordinate UTM 32.439.964,23 m: 5.457.695,13 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.440.015,67 m: 5.459.439,24 m
  • Hauptaltar

    Hauptaltar

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  • Deckengemälde mit Jesus

    Deckengemälde mit Jesus

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  • Maria mit Jesus auf dem Arm

    Maria mit Jesus auf dem Arm

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  • Pieta im linken Seitenaltar

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  • Fensterbild Sankt Gallus

    Fensterbild Sankt Gallus

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  • Figur des auferstandenen Jesus

    Figur des auferstandenen Jesus

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  • Die Taufe Jesu im Jordan

    Die Taufe Jesu im Jordan

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  • Marienstatue über dem Eingang

    Marienstatue über dem Eingang

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In der Großfischlinger Sank Gallus Kirche finden sich mehrere figürliche Darstellungen wie Jesus- oder Madonnenfiguren. Auch der Patron Sankt Gallus ist auf einem Fensterbild zu sehen.

Innenraum
Man betritt die Kirche durch das große Holztor und steht zunächst im quadratischen Glockenturm, bevor man über Stufen zum eigentlichen Kircheninneren kommt. Öffnet man die Tür zum Gotteshaus, ist man überrascht. Man betritt einen hellen Kirchenraum. Alles ist lichtdurchflutet. Hat man den Gang in der Kirche unter der Empore durchschritten, geht der Blick unweigerlich zur Decke der Kirche. Dort befindet sich ein größeres Deckenbild. Es zeigt Jesus im Kreis seiner Jünger in einer weitgehend ebenen und kargen Landschaft in der Mitte des Bildes. Die Jünger stehen bei Jesus.
12 Jünger sind es, die offensichtlich andächtig auf die Worte Jesu zu hören scheinen. Jesus weist mit einer Geste seiner rechten Hand zum Himmel hin, der den oberen Teil des Bildes ausmacht. Einer der Jünger kniet rechts direkt vor Jesus und hält seine Hand; vermutlich der „Lieblings-Jünger“ des Herrn. Einer der Jünger kniet zur Linken von Jesus und hebt bittend oder betend seine Hände. Von ganz vorne macht sich ein Mensch kniend auf den Weg zu Jesus und seinen Jüngern. Am unteren Bild-Rand befindet sich eine Wasserstelle oder eine Quelle. Dort steht ein Hirsch trinkt von dem Wasser. Auf dem Boden darüber wächst eine Pflanze, sie grünt. Der Titel des Bildes lautet: „Jesus lehrt seine Jünger“.

„Maria mit dem Kind“
Links direkt neben der Empore auf einem kleinen Podest kann man die Figur einer aufrechtstehenden Frauengestalt entdecken. Es handelt sich um Maria, die den Jesusknaben auf dem Arm trägt. Im Verzeichnis des bischöflichen Denkmalamtes wird sie als „Maria mit dem Kind“ bezeichnet. Es handelt sich um eine ca 100 Zentimeter hohe Figur, die, zumal an der Stelle, recht unscheinbar wirkt und deshalb auch von vielen Besuchern der Kirche weitgehend unbeachtet bleibt. Hier steht jedoch eine Maria vor uns, die so gar nicht in das Bild der einfachen und armen Frau passt, wie wir es aus der Bibel kennen. Denn hier sehen wir die Darstellung einer Frau, die laut Auskunft des bischöflichen Amtes für Denkmalschutz im Kleid einer punischen Göttin dargestellt ist. So stellt sich die Frage: ist dies überhaupt eine Darstellung Mariens, der Mutter Jesu?
Beschäftigt man sich allerdings etwas intensiver mit dieser Figur, gerät man doch schnell ins Staunen und stellt fest, dass es sich hier um die „Himmelskönigin Maria“ handelt. Mit ihren purpur-violetten Farben trägt diese Maria ein Gewand, wie es nur Königen und Kaisern vorbehalten war. Damit wird klargestellt, dass diese Mariendarstellung die Mutter Jesu als Himmelskönigin zeigt. Auch der goldene Umhang mit den goldenen Bändern und die goldenen Schuhen tragen dazu bei, in dieser Darstellung Maria als königliche Frau zu sehen. Die Kette um ihren Hals mit den farbigen Edelsteinen sowie das Zepter in ihrer Hand, alles Zeichen königlicher Würde verstärken diesen Eindruck. Und dann öffnet sich der weite Umhang und sichtbar wird ein intensives Rot. Die Farbe der Liebe und Zuneigung. Und sogleich wird aus der Himmelskönigin eine Frau, die sich den Menschen (unter ihr) als Beschützerin und Helferin zeigt. All den Bedrängten bietet sie Geborgenheit und Schutz.

Pieta
Auf dem linken Seitenaltar der Kirche steht eine sogenannte „Pieta“. Es handelt sich um eine plastische Darstellung. Sie zeigt Maria, die ihren vom Kreuz abgenommenen und verstorbenen Sohn Jesus auf ihren Knien hält. Mit der Linken stützt sie seinen Kopf. Sie selbst sitzt ruhig da und schaut hin zum Gesicht ihres Sohnes, auf dem noch die Dornenkrone zu sehen ist. Leblos liegt der Verstorbene auf dem Schoß seiner Mutter, sein linker Arm fällt leblos zu Boden, sein rechter Arm wird von der Mutter gehalten. Maria schaut auf ihren Sohn. Allerdings zeigt ihr Gesicht keine große Trauer. Vielmehr ist hier eine gewisse Ruhe abzulesen, so, als habe sie sich in das Unabwendbare gefügt. Bei der Großfischlinger Pieta ist jedoch besonders bemerkenswert, dass wir hier vor einer Pieta stehen, die es in dieser Form nur äußerst selten gibt.
Bei den meisten Pieta-Darstellungen liegt der verstorbene Sohn Jesus so, dass der Körper von rechts nach links auf dem Schoß Mariens liegt und der Kopf nach rechts gerichtet ist und nicht wie hier, nach links. In der Pfalz ist diese Pieta-Darstellung von Großfischlingen einmalig.
Wie von Herrn Pfarrer Köller vom bischöflichen Amt in Speyer gesagt, handelt es sich um eine Pieta aus dem 15. Jahrhundert. Wie die Figur in die Kirche von Großfischlingen kam, woher sie stammt, wer sie geschaffen hat, ist nicht dokumentiert.

Festerbild Sankt Gallus
Im Chor der Kirche befinden sich jeweils rechts und links ein Fenster mit Bildnissen. Das Fensterbild links zeigt Maria als junges Mädchen mit ihre Mutter Anna. Rechts sehen wir den Patron der Kirche, den Hl. Sankt Gallus mit dem Bären. St. Gallus ist Patron der neuen Kirche. Ob die ehemalige alte Kirche bereits St. Gallus geweiht war oder ob man sich nach dem Neubau der Kirche für St. Gallus als Namenspatron für die Kirche entschieden hat, ist nicht bekannt. Allerdings spricht Franz Haffner ganz selbstverständlich von einer St. Gallus-Kirche in Großfischlingen, „die bereits im Hochmittelalter“ gebaut wurde. St. Gallus wird immer mit einem Bären gezeigt. Diese Darstellung geht auf eine Legende zurück. Danach rastete St. Gallus am Abend mit einem seiner Mitmönche in einem Waldgebiet. In der Nacht kam ein Bär und machte sich über die Reste des Abendessens von St. Gallus und dessen Begleiter her. Gallus wachte auf und befahl dem Bären, Holz zum Bau einer Zelle und zum Feuern zu holen. Zudem müsse er andere wilde Tiere von ihnen fernhalten. Wenn er das tue, solle er in Zukunft auch vom Brot der beide zu essen bekommen. Der Bär erledigte alles zur Zufriedenheit von Gallus, was seinen Mitbruder dazu anregte, in Gallus einen Heiligen zu sehen.

Auferstandener Jesus
Betritt man die Dorfkirche von Großfischlingen sieht man im Chor den Hauptaltar des Gotteshaues. Dort, im Mittelteil des Altares steht die Figur des Auferstandenen. Hochaufgerichtet steht Jesus vor dem Betrachter. Er steht mit beiden Füßen fest und sicher auf einem festen Grund. Gesagt wird damit: es gibt kein Wanken und kein Ausweichen oder Abweichen vom Glauben an den Auferstandenen. Es gibt keinen Zweifel an der Auferstehung Jesu. So wie Jesus sicher vor uns steht, so können die Gläubigen auf seine und ihre eigene Auferstehung bauen.

Figurengruppe „Taufe Jesu im Jordan“
Betritt man die Kirche von Großfischlingen sieht man direkt auf den vorne stehenden Hauptaltar. Und dort, ganz oben unter einem kleinen Baldachin, steht eine kleine Figurengruppe. Erst beim Näherkommen oder besser noch mit einem Teleobjektiv herangezoomt, kann man erkennen, dass es sich dabei um die Darstellung der „Taufe Jesu im Jordan“ handelt. Mit der Figurengruppe „Jesus und die Taufe im Jordan“ befindet sich in der Kirche von Großfischlingen ein besonderes Kleinod. So hat gerade diese Figurengruppe mit Jesus und Johannes über all die Jahrhunderte von 1731 bis heute im Dorf den Augenblick der Taufe für all die Menschen hier immer wieder ganz konkret erfahrbar gemacht. Zudem ist dieses Bildwerk von seiner Gestaltung her als ein Zeugnis des Barocks und der damit verbundenen Ideen, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen, von einer geradezu überwältigenden Ausdruckskraft.
Umfangreiche Ausführungen zu vielen weiteren Elementen in der Kirche sind im Kulturpfad von Herrn Prof. Habermann nachzulesen. Bitte fragen Sie bei der Gemeinde nach, wenn Sie sich für weitere Details interessieren.

Die Marienstatue über dem Eingang zur Kirche
Steht man vor dem Kirchturm und schaut nach oben, sieht man über dem Eingang zur Kirche in einer oben halbrund gefügten Nische zunächst die Figur einer „Maria mit einem Kind“. Bei näherer Betrachtung stellen wir allerdings fest, dass diese Maria auf einer Halbkugel steht und mit ihrem rechten Fuß eine Schlange, die noch einen Apfel in ihrem Maul hat, zertritt. Und sogleich werden wir daran erinnert, dass die Schlange mit dem Apfel maßgebend war für die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies. Dann sehen wir, dass diese Maria mit ihrem linken Fuß auf einer Mondsichel steht, in ihrer Rechten ein Zepter hält, auf das ihr Sohn Jesus mitdeutet.
All dies sind Attribute, wie wir sie aus der Zuweisung an eine „Maria Immaculata“ kennen, an eine unbefleckt empfangene Maria, die somit seit ihrem Erdendasein als einzige Frau von jeder Erbsünde frei ist.

(Kulturausschuss Großfischlingen, 2023)

Figuren und figürliche Darstellungen in der Kirche St. Gallus in Großfischlingen

Schlagwörter
Ort
Großfischlingen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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(: „Figuren und figürliche Darstellungen in der Kirche St. Gallus in Großfischlingen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345949 (Abgerufen: 8. Februar 2025)
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