Der im Wilhelm-Erbstollen in Kaub abgebaute Schiefer wurde noch im bergfeuchten Zustand mit Bohlenloren an die Erdoberfläche, sprich nach über Tage, gebracht. Diese Blöcke waren in der Regel etwa 10 cm dick mit einem Gewicht von ca. einem Zentner. Nachfolgend begann sofort die Bearbeitung in den drei Schritten Sägen, Spalten und Zurichten. Gesägt wurde der Rohstoff unmittelbar am Spahlthaus, gespalten wurde er im Haus. Der letzte Arbeitsschritt, das Zurichten, fand am Zurichtplatz statt.
Die drei Arbeitsschritte werden im Folgenden kurz erläutert:
Sägen Damit der Spalter später die Blöcke zerteilen konnte, mussten sie erst in die passende Größe, bezogen auf die Endform, verkleinert werden. Bevor es mechanische Hilfen gab, machte man es mit Handsäge, Hammer und Keil. Ab der Dampfmaschine, bzw. mit Einführung des elektrischen Stroms (in Kaub ca. 1920), nutzte man drei Sägebänke, auf denen die Schieferplatten auf einem Transportband durch die Säge, in neueren Zeiten mit einem Diamantsägeblatt bestückt, liefen. Das geschah unter permanenter Berieselung mit Wasser, zum einen wegen der Kühlung der Säge und zum anderen wegen des Feuchthaltens des Steines. Wichtiger jedoch war die Staubbindung. Schieferstaub ist sehr gefährlich, setzt sich in der Lunge fest und führt zu Staublunge (Silikose). Der Sägeraum stand zwischen dem Mundloch und dem Spalthaus und ist heute nicht mehr erhalten.
Spalten Die gesägten Blöcke kamen noch feucht ins danebenliegende Spalthaus. Nur (berg-)feuchter Schiefer lässt sich spalten. Hat er erst mal seine Feuchtigkeit verloren, so ist es zwar chemisch gesehen der gleiche Schiefer, er hat aber nicht mehr die Eigenschaft der Spaltbarkeit. Noch heute arbeiten Spalter nur mit Spalteisen und Holzhammer. Was sich einfach anhört bzw. auch ansieht, erfordert viel Gefühl und Erfahrung. Ein Spalter muss den Stein lesen können. Spalten ist Teil der (Lehrlings-)Ausbildung zum Hauer. Aus einem 10 cm dicken Stein kann ein geschickter Spalter ca. 20 5 mm dicke Rohplatten erzielen. Die gespaltenen Platten werden noch nach Größe sortiert und zum Weitertransport zum Zurichtplatz auf Transportwagen stehend aufgesetzt. Nach diesem Arbeitsschritt ist die Bergfeuchte nicht mehr notwendig. Der Transport zum Zurichtplatz erfolgte bis 1913 mit Pferden, danach mit Grubenbahnen.
Zurichten Der Zurichtplatz des Wilhelm-Erbstollens liegt seit dem Ende des 19. Jahrhundert ca. 1 km in südlicher Richtung außerhalb von Kaub. Heute ist dort eine Servicestation der Regionalbahn. Die Lage ist deshalb dort gewählt, weil ein eigener Eisenbahnanschluss möglich war und auch die Beladung von Fuhrwerken, später Lastkraftwagen, ohne Platzprobleme vollzogen werden konnte. Außerdem gab es dort eine große Lagerfläche, da (meist) im Winter auf Vorrat zugerichtet wurde und erst im Frühjahr die Dachdecker die Ware wieder abriefen. Die Formen, die der Zurichter mit seinem Zurichthammer herstellte, waren vielfältig und hingen von dem Verwendungszweck ab. Auf die Dachflächen kam fast ausschließlich die altdeutsche Form, während die Fassadenverkleidung ein Potpourri von Formen anbot. Die Zurichtung erfolgte bei „Wind und Wetter“ im Freien, höchstens geschützt durch einen einfachen Bretterverschlag. Der Grund liegt auch hier in der Gefährlichkeit des Schieferstaubes. In Kaub wurden fast nur der Zurichthammer benutzt, Schieferscheren kamen kaum zum Einsatz. Das Zurichten erfolgt durch einen Schervorgang mit dem Zurichthammer entlang der Haubrücke mit der rechten Hand bei gleichzeitigem Drehen der Platte mit der linken Hand (oder umgekehrt). Zum Abschluss wurden mit der Spitze des Zurichthammers drei Löcher angebracht. Direktor Schwab sprach von 2.200 km zugerichtetem Schiefer (senkrecht aufgestellt und aneinandergereiht) in den ersten 100 Jahren des Bestehens des Wilhelm-Erbstollen (also bis 1937).
(Wilfried Radloff, Verein Kauber Schiefer e.V., 2023)
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