Der Birnbaum trägt kleine, süß-herbe Birnen, sodass es sich vermutlich um eine Most-oder Brennbirne handelt. Wie viele andere stand auch dieser Baum im Bewusstsein der älteren Dorfbewohner „schon immer da“. Der genaue Ursprung ist nicht mehr zu ermitteln. Habitus und Stammumfang lassen jedoch auf ein Alter von weit über 100 Jahren schließen, was die Erzählungen einer 94-jährigen Dorfbewohnerin bestätigt, die den Baum schon als Kind kannte. Damals gab es im Dorf Holzheim jedoch noch ausreichend Obstbäume für die Selbstversorgung, daher nahm kaum jemand den weiten Weg zu diesem Birnbaum auf sich und er geriet in Vergessenheit. Später ging die Nutzung der eigenen lokalen Obstbäume generell zurück.
In den vergangenen Jahrhunderten war es in der Eifel üblich, aus dem eigenen Obst verschiedene Brände herszustellen. In den Wintermonaten, wenn in der Landwirtschaft wenig zu tun war, wurden die Äpfel, Birnen, Mirabellen, Zwetschgen und Schlehen in hofeigenen Brennereien zu Obstbrand veredelt. Die Kenntnisse über die Brennerei gaben die Älteren an die jüngeren Generationen weiter. Für den Birnenbrand werden spezielle Sorten verwendet, die einen süß-herben, aber aromatischen Geschmack haben, wie beispielsweise die Nelches-Brine. Sie werden auch häufig dem Apfelmost beigemischt („Palmischbirne“).
Birnbäume können ein hohes Alter erreichen, daher sind die meisten der heute noch vorhandenen Feldobstbäume alte Birnbäume. Die hochstämmigen Solitärbäume prägen mit ihren markanten hoch-pyramidalen oder breit ausladenden Kronen seit Jahrhunderten unser Landschaftsbild. Heute findet man sie aufgrund von Siedlungsdruck, fehlender Wirtschaftlichkeit und mangelnder Pflege nur noch selten in der Landschaft, Most- und Brennbirnen verschwinden vor allem wegen der sinkenden Nachfrage.
Im der Umgebung des Birnbaums haben sich bereits andere wilde Birnen in den Feldhecken angesiedelt, die vielleicht aus den Samen dieses Baumes entstanden sind. Der Eigentümer der Fläche beteuert: „Ich werd' ihm nix tun“, sodass der Erhalt weiterhin gesichert ist. Ein vorsichtiger Rückschnitt zur Entlastung und statischen Korrektur wurde im April 2023 durchgeführt.
(Elke Sprunkel, Biologische Station im Kreis Euskirchen, 2023)
Internet
www.fructus.ch: FRUCTUS-Sortenliste Feldobstbau, Robuste Birnensorten, pdf-Datei (abgerufen am 26.06.2024)