Die wenigsten Besucher werden ein Auge für den alten Apfelbaum haben, der auf der Wiese vor der St. Bartholomäus-Kapelle steht, denn das berühmte Ensemble aus Kapelle und Linde stiehlt dem Baum die Schau. Der alte Apfelbaum ist ein typisches Beispiel für einen Obstbaum, der „schon immer da war“. Niemand weiß genau, wie alt er ist, aber alle erinnern sich, dass er schon dort war, als sie noch Kinder waren. Er hat einmal zum Nutzgarten eines Bauernhauses gehört, das auf dem westlich angrenzenden Grundstück stand, aber aufgrund starker Beschädigung im Zweiten Weltkrieg später abgerissen wurde und schon lange nicht mehr existiert. Der Obstbaum ist dabei erhalten worden und auf einem Luftbild von 1964 schon als erwachsener Baum zu erkennen.
In der Erinnerung der Nachbarn existierten in vielen Gärten der Pfarrgemeinde Rescheid Obstbäume, meist einzelne Apfel-, Birnen- oder Pflaumenbäume. „Das Obst war kleinwüchsig und ziemlich sauer“, lautet der Kommentar von Karl Reger vom Giescheider Dorfverein, wo der Apfelbaum lange als „Holzapfel“ rangierte. „Äpfel und Birnen wurden in Scheiben geschnitten, auf Schnüre gereiht und in der Küche getrocknet. Auch Pflaumen wurden getrocknet. Im Winter konnten sie dann, zu Mus verarbeitet, als Auflage für Fläden verwendet werden. Mitunter wurde aus Pflaumen auch Obstwein produziert.“
Einige Giescheider wissen auch heute noch um die Vorzüge der kleinen, roten Früchte, aus denen ein leckeres, bernsteinfarbenes Gellee hergestellt werden kann. Im Frühjahr bezaubert der blühende Baum mit seinen rosaroten Blüten und lenkt die Blicke auf sich.
(Elke Sprunkel, Biologische Station im Kreis Euskirchen, 2023)