Geplantes Separatisten-Abwehrdenkmal auf dem Himmerich

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Honnef
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 38′ 35,08″ N: 7° 16′ 22,37″ O 50,64308°N: 7,27288°O
Koordinate UTM 32.377.884,90 m: 5.611.558,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.590.079,24 m: 5.612.714,88 m
  • Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich in Bad Honnef (Aufnahme vor 1933).

    Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich in Bad Honnef (Aufnahme vor 1933).

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  • Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich in Bad Honnef (Aufnahme vor 1933).

    Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich in Bad Honnef (Aufnahme vor 1933).

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  • Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich Innenraum (Aufnahme vor 1933).

    Das Haus der Naturfreunde auf dem Himmerich Innenraum (Aufnahme vor 1933).

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  • Das Himmerich-Plateau im Fahnenschmuck für die Aufnahme aus Anlass der Denkmal-Grundsteinlegung (Oktober 1933)

    Das Himmerich-Plateau im Fahnenschmuck für die Aufnahme aus Anlass der Denkmal-Grundsteinlegung (Oktober 1933)

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  • Festschrift zur Grundsteinlegung für das „Separatisten-Abwehrdenkmal“ auf dem Himmerich (Oktober 1933)

    Festschrift zur Grundsteinlegung für das „Separatisten-Abwehrdenkmal“ auf dem Himmerich (Oktober 1933)

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  • Joseph Goebbels auf dem Himmerich in Bad Honnef, im Gespräch mit Gerhard Dahm (Aufnahme 15.10.1933)

    Joseph Goebbels auf dem Himmerich in Bad Honnef, im Gespräch mit Gerhard Dahm (Aufnahme 15.10.1933)

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Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

Das Plateau an der westlichen Flanke des Berges Himmerich entstand überwiegend im 19. Jahrhundert im Zuge der Gewinnung des hier anstehenden Latitgesteins. 1910 wurde der Steinbruch stillgelegt. Ein bestehendes Betriebsgebäude wurde Anfang 1920 von einem privaten Honnefer Eigentümer an die Kölner, der SPD nahestehende Organisation „Die Naturfreunde“ verpachtet. In deren Regie entstand eine sehr beliebte Wanderherberge mit Ferienheim, seit 1924 ergänzt um ein zweites Haus in unmittelbarer Nachbarschaft.

1933 betrieb die nationalsozialistische Honnefer Stadtverwaltung - unter dem Ortsgruppenleiter der NSDAP und seit März 1933 kommissarischen Bürgermeister Heinrich Behr - ein Enteignungsverfahren. Anlass waren Planungen für ein „Separatisten-Abwehrdenkmal“ auf diesem Berg, das weithin sichtbar hoch über dem Rhein an die vermeintlich patriotische Heldentat der „Schlacht im Siebengebirge“ im November 1923 erinnern sollte. Im Vertrauen auf reichliche staatliche Zuschüsse zur Realisierung dieses Vorhabens trat die Stadt Honnef in Vorleistung mit u.a. dem Ausbau einer ca. 2 km langen, asphaltierten Zufahrtstraße vom Schmelztal zum Himmerich. Die politisch motivierte Maßnahme versprach zusätzlich touristischen Nutzen für die Bekanntheit der Stadt Honnef, stieß allerdings aus genau diesem Grund auch auf den Widerstand nationalistischer Kreise in den Orten rund um Aegidienberg -hier wollte man ebenfalls das politische Potenzial zur eigenen Imagepflege nutzen. Im Zuge der Honnefer Aktivitäten fiel mindestens das Hauptgebäude der „Naturfreunde“-Herberge Planierungsarbeiten für die Denkmalerrichtung zum Opfer. Die Grundsteinlegung für das Denkmal wurde als aufwändiger Festakt mit Beteiligung zahlreicher Bürger, Pressevertreter, ganzer Schulklassen sowie regionaler und nationaler Prominenz für den 15. Oktober 1933 geplant.

Diese Veranstaltung fand auch statt, geriet aber zum Misserfolg: Der Festredner, Reichsminister Joseph Goebbels erschien zwar planmäßig, erfuhr jedoch vor Ort vom fehlenden Rückhalt des Projekts in der Bevölkerung. Mündlicher Überlieferung zufolge geschah dies vor allem im Zuge einer Unterredung mit einem „Veteranen“ der Kampfhandlungen, Gerhard Dahm aus Aegidienberg-Hövel. Dabei soll Goebbels den Zeitzeugen nach dem genauen Ort der „Schlacht“ gefragt haben - worauf dieser nur antwortete, das sei auf jeden Fall nicht der Himmerich gewesen. Goebbels ließ daraufhin keinen Zweifel an seiner Missbilligung des Vorhabens und hielt nicht die eigentlich geplante Rede. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit und verkündete eine erste offizielle Erklärung zum bevorstehenden Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. An dem anschließenden, in Honnef geplanten Festakt nahm er nicht mehr teil - woraufhin auch dieser in Missstimmung endete. Alle weiteren Aktivitäten wurden schließlich eingestellt, der kommissarische Honnefer Bürgermeister verlor in der Folge sein Amt.

Vor Ort erinnern heute noch das planierte Steinbruch-Plateau - seither ohne „Naturfreunde“-Haus - und einige noch erkennbar Pfostenlöcher für Fahnenmasten an die Aktivitäten im Oktober 1933 und die gescheiterte politische Funktionalisierung des Ortes.

(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)

Literatur

Klein, Ansgar (2008)
Ehemalige Propsteikirche St. Pankratius Königswinter-Oberpleis. Regensburg.
Scheuren, Elmar (2017)
Besatzung, Not und "Separatisten" - Aufruhr in Aegidienberg.. In: Bürgerverein Aegidienberg e.V. (Hg.): Aegidienberg - Unsere Heimat im Naturpark Siebengebirge, S. 210-220. Aegidienberg.
Schmitz, Hans Peter (2013)
Unser Himmerich - die allzu kurze Geschichte eines sozialen Gemeinschaftswerkes. In: Band 2 der Reihe "Neue Kölner NaturFreunde-Schriftenreihe", (Hg.): Naturfreunde Köln e.V., Köln.

Geplantes Separatisten-Abwehrdenkmal auf dem Himmerich

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Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1933, Ende 1933

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„Geplantes Separatisten-Abwehrdenkmal auf dem Himmerich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345660 (Abgerufen: 19. Mai 2024)
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