Das 1537 mit zwölf Feuerstellen besteuerte „scharpillich“ im Bitburger Gutland bestand nach Kriegen und Krisen 1636 nur noch aus zwei Haushalten und ansonsten seit 1624 aus Ruinen. Erst 1733 baute die Abtei ihren Hof unter Einbeziehung mittelalterlicher Teile wieder auf. Die Familie Wirtz erwarb nach der Aufhebung des Klosters 1802/3 die Hofstelle und führte die Landwirtschaft bis 1940 fort.
Bei dem Neu- bzw. Umbau von 1733 handelt es sich um einen für die hiesige Gegend charakteristischen Streckhof, der Wohn- und Wirtschaftsbauten unter höhenversetzten Dächern vereinigt. Heute schließt sich dem Wohngebäude eine sehr große Scheune mit vorspringender Hoffront an. Im Winkel dazu liegen die Stallungen. Vom Pferdestall, der die Anlage einst an der dritten Seite schloss, blieben ein Gewölbekeller mit Rotsandsteintreppe im jetzigen Garten und ein Steinhaufen übrig, aus dem die Rückwand des einstigen Pferdestalls 1990 als Gartenmauer wiedererstand.
Repräsentativ für die regionale Architektur ist die luxuriöse Steinbauweise mit einer Mauerstärke von ca. 90 Zentimetern. Zwischen dem Doppelmauerwerk, einem wärmeisolierenden Hohlraum versank all das, was man nicht mehr benötigte - etwa Scherben - und das, was direkt vor der Haustüre verfügbar war: Lehm, Moos etc. etc. Die Wickeldecken im Haus etwa wurden mit Stroh, Lehm und Moos verfüllt und sorg(t)en für akustische und wärmetechnische Isolierung.
Bis zum Granatbeschuss Ende des Zweiten Weltkrieges besaß das Haus einen Treppengiebel und wurde dann zur Straße hin um eine Achse mit Walmdach ergänzt. Die Giebelwand ist mit ihren Fenstern und Ansätzen des Treppengiebels bis über die Decke des Obergeschosses hinaus erhalten. Die schlichte Südfront des Hauses zieren ein gekehltes Kranzgesims aus Sandstein und ein verkröpftes, 1733 datiertes Eingangsportal mit Muschelnische. Die Nordfront mit ihren kleinen Wandöffnungen ist ursprünglich, die südliche wurde um 1830/40 mit eleganten hochrechteckigen Fenstern versehen.
Dank fast zwanzigjährigen Leerstandes überdauerte die heutige Winkelhofanlage mit ihrer wandfesten Ausstattung und der ursprünglichen Raumeinteilung nahezu unangetastet: Mit Gewölbekeller, Brunnen, `Backes´, Waschsteinen, mit Sandstein- und Eichentreppen, Sandsteineinfassungen der Türen und monumentalem, geschwärztem Rauchfang. Erhalten ist auch die mit 2,50 m Höhe und 2,12 m Breite ungewöhnlich groß dimensionierten Takenanlage, vor der sich in der Küche die offene Feuerstelle befand, deren Wärme durch eine (Taken-)Eisengussplatte in die benachbarte Stube mit ihrer Takenbank abstrahlte. Im Parterre kamen teils ornamentierte Lehmwickeldecken über die Zeiten.
Ein besonderes Glück war es, den stark befallenen Dachstuhl durch einfache Reparaturen und ein Heißluft-Salz-Verfahren erhalten zu können. Ähnliche Freude stellte sich ein, als sich historisches Pflaster im Hof fand. Bei Arbeiten im Stall kam 1994 unter Schutt die ruinöse Haustür des frühen 19. Jahrhunderts zu Tage, die inzwischen mit ihrem Sonnensymbol wieder ursprüngliche Dienste leistet.
Das Bestreben der Restaurierung war und ist es, so viel wie möglich zu bewahren, bewusst nicht in die Grundrissstruktur einzugreifen und - wie das in diesem Hause stets der Fall war - Ausgemustertes umzuwidmen. Marode Eichenbalken etwa wiesen immer noch genug gesundes Holz auf, um daraus einen Fußboden zu schneiden oder Fensterbretter und Stürze für den Stall. Der einzige Eichenboden, der aufgegeben werden musste, lebt in Gestalt von Fußleisten fort.
Kulturdenkmal
Der ehemalige Himmeroder Hof ist als Einzeldenkmal im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Eifelkreis (Stand Juni 2022) aufgenommen. Der dortige Text lautet:
„Kirchstraße 3: ehem. Himmeroder Hof, stattlicher Winkelhof; Wohnhaus, bez. 1733, Erweiterung und Walmdach 1945, großvolumige Scheune, ehem. Stallungen; ortsbildprägend“
(Dr. Barbara Mikuda-Hüttel, Scharfbillig, 2023)
Internet
Eintrag zum Hof in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier