Vermutlich waren die vorgenannten Faktoren in Verbindung mit den relativ günstigen Grundstückspreisen ausschlaggebend für die Gründung der Fabrik durch die Familie Albert im Jahre 1903. Die für das Rheinland klassische Ziegelarchitektur prägt heute noch den ersten Bauabschnitt der Anlage. Die beiden unterschiedlich breiten, zweigeschossigen Ziegelbauten werden durch eine mittlere, niedrigere Halle miteinander verbunden.
Belichtet werden die Produktions- und Verwaltungsbereiche mittels großer Segmentbogenfenster. Hier sind noch die originalen Metallfenster der Bauzeit erhalten, zum Teil heute als Kastenfenster ergänzt.
Am Standort der Fabrik befand sich bereits die sog. „alte Uscher Mühle“. Von ihr ist heute noch der Unterbau aus Sandsteinquadern im Wasserlauf der Kyll erhalten. Die Durchführungen der Mühlradachsen sind gut zu erkennen. Auch sind noch ein Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jhd. und eine Steinbrücke der ehemaligen Zufahrt vorhanden. Im Turbinenhaus der Fabrik befindet sich die historische Turbine, welche mittels Transmission die Rohrziehmaschinen antrieb.
Alte Maschinen arbeiten wie neu
Glücklicherweise blieben auch nach der Umstellung auf elektrischen Einzelantrieb sowohl die hölzernen Antriebs- und Umlenkräder als auch die Vielzahl der schweren Lederriemen der Transmission erhalten. Der Generator der Turbine versorgte auch das private Wohnhaus der Familie Albert mit Strom. Die Stromproduktion erfolgt heute durch eine moderne Turbine, aber der historische Vorgänger einschließlich Bedieneinheit durften an ihrem alten Standort verbleiben.
Eine wahre Sensation befindet sich in der Produktionshalle. Hier sind die 7 bauzeitlichen Kettenziehbänke noch heute im täglichen Einsatz. In die schwere umlaufende Kette wird auf den 7 bzw. 14 Meter langen Ziehbänken der Ziehschlitten („Hund“) manuell eingehakt. Mit unglaublicher Kraft werden die Rohre durch das individuell angefertigte Ziehhohl gezogen. Diese Kaltverformung kann man nach erforderlichen Standards bei jedem Rohr mehrfach wiederholen, bis schrittweise die gewünschten Durchmesser und Materialstärken erreicht werden.
Hierbei erzielen die über 100 Jahre alten Maschinen eine Präzision mit einer Toleranz von maximal 2 Hundertstel Millimeter. Auch die Herstellung von Mehrschichtrohren ist möglich, zum Beispiel mit eingezogenem Teflonrohr, welche in der Luftfahrtindustrie Verwendung finden.
Insgesamt ist es ein unglaubliches Erlebnis die historischen Maschinen im Einsatz zu erleben und zu spüren mit dem Wissen, dass diese grundsolide, historische Technik allen heutigen Zertifizierung gerecht wird. Der jetzige Betreiber, Axel Pesch, erwarb die Fabrik im Jahre 1998 und erkannte die Qualität und die Möglichkeiten welche die vorhandene Technik bot.
Kulturdenkmal
Zum Messingrohrwerk findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Eifelkreis (Stand Juni 2022):
„Messingrohrwerk Albert bei der alten Uscher Mühle
Fabrikgebäude: sandsteinverkleidete Halle mit flankierenden Ziegelbauten, 1903 ff., Lagerhalle 1930er Jahre,
Schornstein, Wasserkraftanlage, zweibogige Steinbrücke“
(Detlef Kleintitschen, Kreisdenkmalpfleger des Eifelkreises Bitburg-Prüm, erstellt im Rahmen des Zukunfts-Check Dorf)
Internet
Seite der Firma Albert Rohre (abgerufen am 09.08.2023)