Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) ließ das Verwaltungsgebäude in der Friedrich-Ebert-Straße in Neustadt an der Weinstraße 1936 errichten. Noch keine 20 Jahre später gab es bereits wegen steigender Mitgliedszahlen Überlegungen, das Haus zu erweitern. Wie aus Akten im Landeshauptarchiv in Koblenz hervorgeht, drängte die AOK bereits 1953 wegen Raummangels auf eine Erweiterung des Gebäudes. Nicht nur mehr Mitarbeitende mussten untergebracht werden, sondern auch neue Verwaltungstechnik. So wurde ein Innenausbau im Jahr 1961 wegen der Einführung von „Elektronenrechnern“ vorgenommen. Doch das reichte wohl nur kurz. Die AOK drängte weiter auf eine Erweiterung. Doch aufgrund der begrenzten Außenflächen war dies nicht möglich, daher plante die Krankenkasse den Verkauf und einen Neubau in der nahegelegenen Wiesenstraße.
Nachdem kurzzeitig die Bundeswehr den Erwerb des Verwaltungsgebäudes in der Friedrich-Ebert-Straße 15 geprüft hatte, um ihr bislang in der Stadt verteiltes Kreiswehrersatzamt zentral unterzubringen, erhielt schließlich 1966 das Ministerium des Innern, vertreten durch die Bezirksregierung der Pfalz, den Zuschlag. Bis heute werden die Räume von der Behörde (heute SGD Süd) genutzt.
Baubeschreibung
Das zweigeschossige Verwaltungsgebäude wurde nach einem Entwurf von Rauch im Jahr 1936 errichtet und verfügt über ein Schieferwalmdach mit Gaupen. Während das Obergeschoss in der Frontseite über fünf segmentbogige Fenster verfügt, hat das Untergeschoß versetzt dazu acht kleinere, rechteckige Fenster. Mittig befindet sich die mit Holz und Glas gestaltete Eingangstür mit einem Vordach, das passend zu den Fensterumrahmungen auf zwei viereckigen Sandsteinpfeilern ruht. Umrahmt wird das Eingangsportal von figürlichen Sandsteinreliefs im Eingangstrichter. Sie stellen Tätigkeiten beispielsweise aus Handel, Weinbau, Bauhandwerk, Industrie und Verwaltung dar. (Huyer, S. 95)
Auf der westlichen Seite des Gebäudes befindet sich ein großes Sandsteinrelief mit drachentötender Kämpferin, die auf einem Sims, gestützt von vier Reliefköpfen steht. Sie symbolisieren die Lebensalter eines Menschen. Rechts von der Kriegerin befanden sich vermutlich nationalsozialistische Symbole aus dem 1930er Jahren, die entfernt wurden.
Trotz Umbauten und Renovierungen im Innern ist das Holztreppenhaus aus der Zeit erhalten geblieben. Im Gegensatz zum gegenüberliegenden Verwaltungsgebäude in der Friedrich-Ebert-Straße 15 gilt das „AOK-Gebäude“ als Beispiel eines Behördenhauses aus der Zeit des Nationalsozialismus, das aber seine baulichen Stilelemente aus den 1920er Jahren zieht. (Huyer, S. 96)
Um das Gebäude befindet sich ein kleiner, angelegter Garten. Vor der Frontseite ist der Hof mit gelben Sandsteinplatten belegt. Rechts vom Eingang wurde ein Fahrradständer in die Hauswand eingelassen. Hinter dem Gebäude befinden sich Garagen und Stellplätze für Dienstfahrzeuge. Der rückwärtige Hof ist über ein Tor in der Von-Der-Tann-Straße zu erreichen. Der dortige überdachte Fahrradständer wurde bereits 1962/63 errichtet.
Kulturdenkmal
Zum Verwaltungsgebäude in der Friedrich-Ebert-Straße 15 findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Neustadt an der Weinstraße (Stand Juni 2022):
„Friedrich-Ebert-Straße 15
ehem. Ortskrankenkasse, heute ADD; Walmdachbau mit Pfeilerportikus und reliefiertem Portal, bez. 1936“
(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt an der Weinstraße, 2023, mit Unterstützung der Stadt Neustadt (Stadtarchiv und Denkmalbehörde) sowie dem Landeshauptarchiv Koblenz)
Quellen
Akten im Landesheuptarchiv in Koblenz