Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts war es dann soweit. 1932/33 konnte die Josefskirche nach Plänen des Regierungsbaumeisters Wilhelm Schulte errichtet werden. In dessen Entwurf waren Ideen eines Wettbewerbs von 1928 eingeflossen.
Gebaut wurde eine dreischiffige Basilika mit neuromanischen Elementen (Abb. 1). Die Außenmauern bestehen aus bossierten Bruchsteinen, die in altdeutschem Verband gemauert und verfugt sind. Die Steine stammen aus den Steinbrüchen von Haardt, Hambach und Königsbach. Eine Außengliederung erhält das Kirchengebäude ausschließlich durch die Wandöffnungen. Die Fensteröffnungen des Mittelschiffs sind sehr schlank gehalten. In den Seitenschiffen finden sich gepaarte Rechteckfenster. Am Westende des Nordseitenschiffs tritt die Kriegergedächtniskapelle vor (Abb. 2).
Der 28 m hohe Kirchturm steht als querrechteckiger Chorflankenturm im Süden des Kirchenbaus (Abb. 3). Er besteht aus 1,20 m dicken Mauern und erstreckt sich über sechs Stockwerke, wobei das oberste Stockwerk die Glockenstube ist. Eine besondere architektonische Note besitzt der Turm durch die klar gegliederten Schallöffnungen.
Die Kirche hat Stilelemente einer frühchristlichen Basilika mit Hauptschiff und zwei vom Hauptschiff abgesetzten Seitenschiffen. Die Westfassade öffnet sich mit drei Rundbögen zur Vorhalle (Abb. 4). Diese Rundbogenöffnungen schaffen zusammen mit dem Kreisfenster und seinem gestuften Gewände eine klare und ausgewogene Fassadeneinheit. Der ganze Baukörper erhält durch das Zusammenwirken der Mauerflächen und der Rundbogenfenster ein monumentales, sakrales Gepräge.
Die Seitenwände des eingezogenen, erhöhten Chorraums werden durch Arkaden mit je drei raumhohen Rundbögen gegliedert (Abb. 8). Dem Chorraum gegenüber befindet sich am Westende des Mittelschiffs über Sandsteinpfeilern die Empore mit der 1963 neu erbauten Orgel (Abb. 9).
Der schlanke, langgezogene hohe Innenraum schließt im Osten mit dem Hochaltar mit Tabernakel und Altarbild (Abb. 10). Seitliche Tafelbilder zeigen das Herz Jesu (Abb. 11) und die Mutter Gottes (Abb. 12). Nach oben wird der Kirchenraum abgegrenzt durch eine Holzbalkendecke mit verputzten und gestrichenen Zwischenfeldern. Die auf gesamter Länge in einheitlicher Höhe durchlaufenden Deckenbalken verstärken die Längstwirkung des Kirchenbaus (Abb. 6).
Die schmalen Seitenschiffe werden vom Mittelschiff durch je sechs Pfeiler aus Sandsteinquadern mit einfachen Kämpfern getrennt (Abb. 7).
In der Taufkapelle am Ende des südlichen Seitenschiffs steht seit 1939 der Taufstein aus der Zeit um 1600, der ursprünglich im katholischen Teil der Stiftskirche seinen Platz hatte (Abb. 13). Der quadratische Fuß des aus Sandstein gearbeiteten Taufsteins zeigt Putten und Frauenköpfe. Hinter dem Taufstein installiert ist eine Holzskulptur der Taufe Jesu. Sie krönte den nicht mehr vorhandenen Holzdeckel, der den Taufstein einst verschlossen hatte.
Das Chorbild, ein großangelegtes Fresco von Paul Thalheimer (Bad Dürkheim) aus dem Jahr 1936, ist geprägt durch das mächtige Kreuz mit der Christusgestalt (Abb. 14). Beim Querbalken des Kreuzes sind die Symbole der vier Evangelisten zu erkennen. Dem Kreuz zugeordnet sind die Heiligen, die zur Kirche oder zum engeren Umfeld eine besondere Beziehung haben, etwa der hl. Josef als Kirchenpatron, der hl. Ägidius als Patron der Stiftskirche oder der hl. Ulrich, dem in vorreformatorischer Zeit die alte Winzinger Kirche geweiht war.
Der von dem Münchener Bildhauer Scheuerle gestaltete Kreuzweg wurde 1939 erworben (Abb. 15). Die reliefartig aus Lindenholz gestalteten Bilder sind auf kleinen Konsolen in den Seitenschiffen und an der Westfront angebracht. Ihr helles Braun korrespondiert mit den Sandsteinpfeilern des Hochschiffs.
(Dr. Johannes Weingart, Neustadt an der Weinstraße, 2023)