Geschichte der Strecke bis 1990
Museumsverkehr
Betriebsstellen
Hinweis, Links und Literatur
Geschichte der Strecke bis 1990
Vom Königreich Hannover waren 1847 Eisenbahnlinien von Hannover ausgehend nach Harburg und Bremen eröffnet worden. Die Fortsetzung von Bremen nach Gestemünde (heute Teil von Bremerhaven) folgte 1862. Damit war der Anschluss des hannoverschen Seehafens an das deutsche Eisenbahnnetz gegeben. Allerdings hatten die Gebiete im Land zwischen Weser und Elbe keinen unmittelbaren Vorteil davon, da die Waren der Landwirtschaft und des Torfabbaus weiterhin über Land zu den Häfen bzw. Bahnhöfen transportiert werden mussten. Personenverkehr erfolgte mit Postkutschen auf den wenigen ausgebauten Chausseen.
Daher bemühten sich die Vertreter der Gemeinden darum, Verbindungen sowohl nach Cuxhaven als auch nach Bederkesa zu erhalten. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen reiste 1882 der damalige Bürgermeister von Bederkesa zusammen mit einem örtlichen Gastwirt nach Berlin, um beim zuständigen Ministerium der öffentlichen Arbeiten für den Eisenbahnbau zu werben.
Der preußische Staat erkannte die Notwendigkeit einer Bahnverbindung nach Cuxhaven und begann nach 1890 mit Planung und Bau dieser Bahnlinie. Parallel dazu wurde die Verbindung nach Bederkesa hergestellt.
Beide Strecken eröffnete man feierlich am 30. Mai 1896; einen Tag später begann der reguläre Betrieb. Zu Beginn fuhren vier Zugpaaren zwischen Geestemünde (heute im Bereich der Klußmannstraße) und Bederkesa. Die Zwischenstationen in Langen, Debstedt und Drangstedt erhielten kleine eingeschossige Dienstgebäude, die denen auf der Cuxhavener Strecke ähneln. Langen erhielt darüber hinaus eine Wartehalle, die später in einen Güterschuppen umgebaut wurde.
Jahrzehnte lang hatte die Zweigbahn nach Bederkesa ihr Auskommen, auch wenn sich das Verkehrsaufkommen stets in Grenzen hielt. Verlängerungen der Strecke über Lamstedt zur Niederelbebahn sowie eine Verbindung von Bremervörde über Bederkesa nach Cuxhaven wurden zwar bis in die 1920er Jahre diskutiert, aber nie verwirklicht.
Während des Zweiten Weltkrieges richtete man einen Haltepunkt in Knüppelholz ein, zur Anbindung des dort 1942 eingerichteten Ausweichkrankenhauses. In der Nachkriegszeit eröffnete man eine Halt in Langen-Seepark.
In der Regel wurden Personenzüge mit Güterbeförderung gefahren, die mit verschiedenen Dampflokomotiven des Betriebswerkes Bw Geestemünde bespannt waren. Seit ca. 1950 kam für den Personenverkehr vorwiegend eine Wendezuggarnitur mit einer Diesellokomotive der Baureihe V 36 des Bw Bremen Hbf zum Einsatz. In den letzten Jahren des Reisezugverkehrs wurden auch Schienenbusse auf der Strecke eingesetzt.
Mit der zunehmenden Verlagerung des Verkehrs auf Privatautos und Busse war der Bahnbetrieb nach Bederkesa nicht mehr rentabel. Zuletzt gab es nur noch das Alibi-Zugpaar: ein Zug wurde zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben einmal pro Tag hin und wieder zurück gefahren, ohne verkehrliche Bedeutung; dies waren zuletzt Schienenbusse der Baureihe 798. Die Deutsche Bundesbahn stellte den Personenverkehr zum 24. Mai 1968 ein. Der spärliche Güterverkehr endete zum 31. Dezember 1993.
Museumsverkehr
Die Samtgemeinde Bederkesa trat 1989 mit dem Wunsch an die Deutsche Bundesbahn heran, das stark heruntergekommene Bahnhofsgebäude zu erwerben, um dort Wohnungen einzurichten. Interesse bestand auch an weiteren Teilen des Bahnhofsgeländes. Im Verlauf der Verhandlungen machten die DB-Vertreter deutlich, dass alsbald mit einer Einstellung des unrentabel gewordenen Güterverkehrs zu rechnen sei und somit die Bahntrasse zwischen Speckenbüttel und Bederkesa nicht mehr benötigt werde. Ein Rückbau der Bahnlinie mit anschließender Vermarktung der Grundstücke war somit nur noch eine Frage der Zeit.
Unter diesen Umständen gründete sich 1990 der Verein Museumsbahn Bremerhaven-Bederkesa e. V. (MBB) mit dem Ziel, den Bahnhof und die Bahnlinie vor dem Abriss zu bewahren und sie im Stil der 1950er Jahre neu zu beleben. Noch 1990 kaufte die Gemeinde das Bahnhofsgelände einschließlich des dringend sanierungsbedürftigen Empfangsgebäudes. Beides wurde an den Verein verpachtet. Dessen Mitglieder gingen unverzüglich ans Werk, um aus dem „Schandfleck“ Bahnhof mit viel Optimismus, Engagement, Muskelkraft sowie zahlreichen Spenden und großzügigen EU-Fördermitteln ein wahres Schmuckstück zu schaffen, das 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Besondere Erwähnung verdient die Gaststätte, wieder hergerichtet im Stil der 1960er-Jahre.
Ab 1991 kamen nach und nach die ersten Fahrzeuge für einen Museumsbetrieb in Bederkesa an. 1995 begannen die Verhandlungen zum Erwerb der gesamten Bahnstrecke, die sich bis März 1996 hinzogen, bevor die Strecke schließlich für eine Summe von 75.000 Deutschen Mark in den Besitz des Vereins kam. Doch rund ein Drittel der Strecke befand sich in einem derart maroden Zustand, dass vor Aufnahme des regelmäßigen Fahrbetriebs zunächst umfangreiche und kostspielige Reparaturen notwendig wurden. Wiederum gab es großzügige Mittel der Europäischen Union sowie zahlreiche Spenden, teilweise auch in Form von Oberbaustoffen. Zudem gab es tatkräftige Unterstützungen durch viele ehrenamtlichen Helfer. Rund 2,5 Millionen Deutsche Mark mussten aufgebracht werden, bevor ab dem 2. Juni 1996 schrittweise der Fahrbetrieb, zunächst bis Drangstedt, aufgenommen werden konnte. 1996 erhielt Bederkesa den Zusatz Bad Bederkesa.
Am 30. September 2000 konnte der Verkehr auf der Gesamtstrecke zwischen Bederkesa und Bremerhaven aufgenommen werden. Die Strecke mündet bei Bremerhaven-Speckenbüttel in das Netz der Deutschen Bahn AG. Die Fahrt geht dann weiter über Bremerhaven-Lehe und dem Hauptbahnhof bis zum Schaufenster Fischereihafen.
Im Bahnhof Bederkesa gibt eine Gaststätte und ein kleines Museum mit Archiv sowie seit 2007 eine Lokhalle für die vereinseigenen Lokomotiven.
Betriebsstellen
Die Strecke weist eine Länge von rund 18 Kilometern auf. Der Abschnitt von Bremerhaven bis Speckenbüttel gehört zur Strecke von Hannover nach Cuxhaven. Die Streckenkilometrierung beginnt hinter Speckenbüttel. (Hbf = Hauptbahnhof, Bf = Bahnhof; Hp = Haltepunkt, jeweils aktuelle bzw. letzte Bezeichnung)
Bahnkilometer | Name |
184,3 | Hbf Bremerhaven (seit 1914) |
187,8 | Bf Bremerhaven-Lehe |
190,7 | Bf Bremerhaven-Speckenbüttel (bis 1988) |
1,6 | Langen (Han) |
- | Langen-Seepark |
5,7 | Debstedt |
- | Raiffeisen (Gla) |
9,6 | Knüppelholz |
11,7 | Drangstedt |
17,6 | Bederkesa |
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(Claus Weber, Stade, 2023)
Hinweis
Die Kartierung der Objektgeometrie basiert auf folgenden Quellen: Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (www.geobasis.niedersachsen.de); OpenStreetMap, unter der Lizenz „Open Database Licence (ODbL) 1.0”.
Internet
de.wikipedia.org: Bahnstrecke Bremerhaven–Bederkesa (Abgerufen: 18.07.2023)
www.museumsbahn-bremerhaven-bederkesa.de: Informationen zum Museumsbahnbetrieb (Abgerufen: 18.07.2023)
lok-magazin.de: Klaus-Jürgen Zarbel/Josef Högemann, Museumsbahn Bremerhaven – Bederkesa: Erfolgreiche 20 Jahre. LOK MAGAZIN 08/2010 (Abgerufen: 18.07.2023)
www.geobasis.niedersachsen.de: GeobasisdatenViewer Nidersachsen (Abgerufen: 18.07.2023)