Kriegsgefangenenlager bei Bretzenheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bretzenheim
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 52′ 11,35″ N: 7° 53′ 21,85″ O 49,86982°N: 7,8894°O
Koordinate UTM 32.420.192,94 m: 5.524.748,27 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.420.236,23 m: 5.526.518,87 m
  • Zeichnung zum Kriegsgefangenenlager bei Bretzenheim

    Zeichnung zum Kriegsgefangenenlager bei Bretzenheim

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    Projektteam der Modellkommune Bretzenheim
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    unbekannt
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    Bild
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Für Bretzenheim war bereits der 17. März 1945 der Tag des Kriegsendes. Und zwar als die Amerikaner hier über eine Pontonbrücke die Nahe überquerten und so die Befreiung des Landes von den NS-Schergen fortsetzten. Die Bretzenheimer konnten dadurch noch vor der Kapitulation am 8. Mai damit beginnen, die Felder zu bestellen. Doch sie ahnten nichts von dem Beschluss der amerikanischen Militärbehörden, in Bretzenheim ein Kriegsgefangenenlager einzurichten. Dieser Beschluss wurde bereits Mitte April 1945 umgesetzt. Hier sollte nun für dreieinhalb Jahre ein Lager existieren, das maßgeblich das Ortsgeschehen prägte und tausenden Gefangenen den Tod brachte.
Die ebene, fast ovale Fläche zwischen dem Guldenbach, den Weinbergshängen, Winzenheim, Rotley und der Reichsstraße 48 war hierfür prädestiniert. Es wurde Stacheldrahtzäune errichtet und die gesamte Fläche in 24 „Cages“ eingeteilt. Doch bei der Übernahme des Lagers durch die Franzosen am 10. Juli 1945 wurde die Fläche auf etwa ein Zehntel verkleinert. Waren im Mai unter den Amerikanern noch 110.000 Gefangene interniert, so waren es bei der Übernahme der Franzosen im Juli nur noch ca. 17.000 mit fallender Tendenz. Die Versorgung dieser hohen Zahl an Gefangenen auf engstem Raum in einem kriegszerstörten Deutschland mit beschädigten und zerstörten Infrastrukturen, mit nicht mehr funktionsfähiger Verwaltung und mit Versorgungsproblemen innerhalb der eigenen Reihen war fast unmöglich. Weshalb auch insgesamt mehrere tausend Inhaftierte verhungerten oder an medizinischer Unterversorgung starben. Wieviel genau ist nicht bekannt. Denn erst ab dem 9. Mai begann man mit der Registrierung der Gefangenen.
Aufgrund der erbärmlichen Situation begannen bereits die Amerikaner mit der Entlassung von Gefangenen: Jugendliche, alte Volkssturmmänner, Väter kinderreicher Familien, Angehörige von versorgungswichtigen Berufen, wie Bauern, Eisenbahner und Bergleute. Andere arbeitsfähige deutsche Kriegsgefangene wurden mit Zügen zur Wiedergutmachung nach Frankreich, Belgien und die Sowjetunion gebracht. Mit der Übernahme durch die Franzosen wurde das Lager zum Durchgangslager ausgebaut: Für den Transport in ausländische Arbeitslager oder in die Freiheit.
Die Franzosen errichteten Baracken für die medizinische Betreuung und für den Versorgungsbetrieb, sanitäre Anlagen und weitere Feldküchen. Die Unterbringung der Gefangenen in Zelte war bis Ende September 1945 abgeschlossen.
Insgesamt durchliefen über 750.000 Männer und Frauen das Lager. Sie enthielten entweder nach dem Kriegseinsatz oder nach der Kriegsgefangenschaft im Ausland hier ihre endgültigen Entlassungsscheine. Am 31.12.1948 wurde das Lager in Bretzenheim schließlich als letztes Lager der Alliierten entlang des Rheins geschlossen.
Im Frühjahr und Sommer 1949 wurde das Kriegsgefangenenlager abgerissen und die Flächen wieder zu Äckern hergerichtet. Am 1. September 1949 erfolgte die offizielle Rückgabe an die Bauern.
Ein Holzkreuz mit Stacheldraht, das ein ehemaliger Kriegsgefangener 1964 im Straßengraben am Rand des ehemaligen Lagers aufstellte, war das Startsignal für die Errichtung einer Erinnerungsstätte, welche heute den Namen „Feld des Jammers“ trägt.
Darüber hinaus gibt es im Amtshaus der Ortsgemeinde eine kleine Dokumentationsstätte zum Gefangenenlager, welches 2022 an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Mainz übergeben wurde.

(Projektteam Modellkommune Bretzenheim, Juni 2023)

Internet
Rheinwiesenlager Bretzenheim

Literatur

Schneider, Hans (2015)
Bretzenheim an der Nahe. Bretzenheim.

Kriegsgefangenenlager bei Bretzenheim

Schlagwörter
Ort
Bretzenheim
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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„Kriegsgefangenenlager bei Bretzenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345480 (Abgerufen: 2. Mai 2024)
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