Am Ende der Oberstraße liegt die ehemalige Dorfmühle, ein Drei-Seiten-Hof mit ansehnlichen Ausmaßen. An der linken Seite lag das ehemalige Mühlengebäude mit dem von Wasser angetriebenen Mühlrad. Die Mühle wurde als Mahlmühle betrieben und hatte, da sie das Getreide für die Einwohner des gesamten Ortes mahlte, eine große Bedeutung für den Ort. Bereits vor dem 30-Jährigen Krieg (1618-1648) muss es hier eine Mühle gegeben haben, die im Verlauf der Jahrhunderte den Besitzer wechselte. Seit 1900 etwa bis heute ist die Mühle im Besitz der Familie Spiegel, die jedoch den Mühlenbetrieb im Jahre 1960 einstellte.
Auf der älteren Katasterkarte kann man die Mühle am westlichen Dorfende sehr gut erkennen. Von Westen, den Bergen bzw. Edesheim kommt der Modenbach, der seinen Weg zum Rhein nimmt. Entlang des Baches führt die heutige Oberstraße zur Dorfmitte. Gut zu erkennen ist auch, dass es jenseits des Baches keine Bebauung gab, war dieses Gelände doch herrschaftliches Gebiet; es war Schlossbesitz. Hier lagen die Schlossäcker. Kommt man von der Dorfmitte auf der ehemaligen Bachgasse bzw. Mühlengasse bzw. der heutigen Oberstraße zur Mühle, so kann man direkt auf den Hof der Mühle fahren. An der linken Seite stand das eigentliche Mühlengebäude; das dort an der Südseite angebrachte Mühlenrad konnte vom Wasser des Baches angetrieben werden. Begrenzt wurde die Mühle im Westen (auf dem Bild hinten quer) von dem Wohngebäude des Müllers. Mit den Anbauten für die Stallungen und die Scheune entstand ein größerer Innenhof.
Die Erneuerungen und Weiterbauten der Mühle bis heute Im Laufe der Zeit wurde das Mühlenanwesen immer wieder umgebaut, ausgebaut oder vergrößert. Es wurde eine größere Scheune angefügt; es wurden Kellerräume ausgebaut, es wurden Stallungen errichtet. Das ehemals sicher als Fachwerkbau errichtet Wohnhaus wurde durch ein zweistöckiges Steinhaus ersetzt. Heute bietet sich dem Betrachter, kommt er von der Oberstraße zur Mühle, ein größeres Anwesen, das im Jahre 1886 offensichtlich in seine jetzige Form gebracht wurde. Hierauf verweist die Jahreszahl 1886 an der Stirnseite des Gebäudes.
Der Betrieb der Mahl-Mühle durch ein „oberschlächtiges Mühlenrad“ In Großfischlingen wurde die Mühle durch ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben, das heißt das Wasser strömt durch eine Rinne oder ein Rohr zum Scheitelpunkt des Rades, fällt dort in die Zellen und setzt das Rad dadurch in Bewegung. Schematische Darstellung / Oberschlächtiges Mühlenrad / Großfischlingen / Seitenansicht / Aufsicht In einem ca. 5 m langen Sandsteingefassten Bachbett wurde das Wasser gezielt zum Becken des Mühlenrades geführt. Dort wurde das Wasser auf einer Holzlade eng zusammengeführt, um so mit größerer Kraft konzentriert auf das darunter angebrachte Mühlenrad zu fallen. Diese Holzlade (dunkleres Braun) konnte zur Seite geschoben werden. Das ankommende Wasser fiel jetzt direkt in das unten liegende Wasserbecken. Das Mühlenrad stand still. Damit war es dem Müller möglich, das Mühlenrad nur dann zu aktivieren, wenn tatsächlich Getreide zu mahlen war. Der verschwundene Mühlenweiher Oberhalb der Mühle lag seitlich der Mühlenweiher. Dieser war speziell angelegt worden, um bei einem zu geringen Wasserzulauf des Modenbaches z.B. während des Sommers die fehlende Wasserkraft durch einen Zulauf aus dem Weiher ausgleichen zu können. Zudem gab es eine kleine Fischzucht. Während der Karwoche wurden die fetten Karpfen gefischt und dann am Karfreitag an die Bevölkerung verkauft, letztmalig 1933. Im Winter wurde dieser Weiher, war er zur Eisfläche zugefroren, von der Dorfbevölkerung gerne zum Schlittschuhlaufen oder sonstigen Aktionen genutzt.
Zu Beginn der 1990er Jahre lief der Mühlenweiher über Nacht leer. Grund hierfür war die Errichtung eines Fundamentes für einen Neubau schräg gegenüber dem Mühlenanwesen.
Kampf ums Wasser Immer wieder über den gesamten Zeitraum des Mühlenbetriebs gab es Streitigkeiten zwischen den Müllern von Großfischlingen und den Wiesenbauern aus Edesheim um das Wasser. Trotz einer bereits 1786 eingeführten Wasserordnung gab es Problem durch eine starke Wiesenbewässerung der Wiesen oberhalb der Mühle. Gerade in trockenen Sommern war das Wasser knapp, das für den Antrieb des Mühlrades erforderlich war. Zahlreiche Dokumente belegen diese Problematik.
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
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Kulturausschuss Großfischlingen: „Ehemalige Mühle im Oberdorf in Großfischlingen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345398 (Abgerufen: 15. Mai 2024)
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