1955 existierte am Standort der Birne noch eine dreieckige Obstwiese mit ca. 25 Bäumen (vgl. Markierung), die 1969 schon vom späteren Schwammberger Weg am alten jüdischen Friedhof durchschnitten wurde. Heute steht dieser Birnbaum zwischen wenigen anderen vornehmlich Zwetschenbäumen am Rand einer privaten Wiese (vgl. Markierung). Die Eigentümerfamilie Becker nutzt die Früchte der Köstlichen aus Charneaux schon seit Jahrzehnten. Diese Sorte ist eine bekannte alte Birnensorte, die seit 1828 verbreitet angebaut wurde. In den 1920er Jahren gehörte sie neben Williams Christ und Boscs Flaschenbirne zu den Reichsobstsorten, wie auch die Äpfel Großer Rheinischer Bohnapfel, Jakob Lebel und Ontario. Bei diesen ausgewählten Sorten handelte es sich um die widerstandsfähigen und geschmacklich guten Sorten, die zugleich wirtschaftlich anzubauen waren. Diese Sorten sind als Altbäume heute noch zu finden.
„Das sind die besten Birnen im ganzen Dorf“, davon sind die Beckers überzeugt. Der hohe, schlanke Baum wurde immer bewundert, zum einen wegen seiner imposanten Erscheinung, zum anderen, weil er gut und regelmäßig trägt. Grund zur Klage gab es nur aufgrund seiner Höhe, die eine Ernte der besonders reifen und süßen Früchte aus der oberen Krone unmöglich macht.
„Opa ist immer mit der langen Leiter rein“, erinnert sich Günther Becker. Während er jedes Jahr die wunderbare Blüte fotografisch festhält, genießt Susanne Becker den ruhigen und schattigen Sitzplatz darunter. Die Früchte, die bisher für die Gute Luise gehalten wurden, werden jedes Jahr geerntet. Sie sind nicht lange haltbar und sollten bei Reife möglichst bald gepflückt werden. „Die Zeit, in der die Birne schmeckt, ist sehr kurz“, weiß Frau Becker. Der alte Birnbaum bedeutet der Familie viel: „Der darf noch weitere 80 Jahre alt werden, er macht uns Freude“, fasst Günther Becker zusammen.
(Elke Sprunkel, Biologische Station im Kreis Euskirchen, 2024)
Internet
de.wikipedia.org: Reichsobstsorte (abgerufen am 28.06.2024)