Jüdisches Ferien- und Schulungsheim „Haus Berta“ bei Schermbeck

Haus Bertha

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Schermbeck
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 42′ 11,97″ N: 6° 54′ 52,74″ O 51,70333°N: 6,91465°O
Koordinate UTM 32.355.902,50 m: 5.730.100,49 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.563.272,92 m: 5.730.290,77 m
  • Spenden-Baustein über 50 Reichspfennig für das 1934 eingeweihte und 1937 geschlossene jüdische Ferienheim "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

    Spenden-Baustein über 50 Reichspfennig für das 1934 eingeweihte und 1937 geschlossene jüdische Ferienheim "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

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  • Historische Aufnahme von Bauarbeiten an den Sanitäreinrichtungen des 1934 eingeweihten jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

    Historische Aufnahme von Bauarbeiten an den Sanitäreinrichtungen des 1934 eingeweihten jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

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  • Historische Aufnahme von der feierlichen Eröffnung des Jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck am 29. Juli 1934 mit Gästen aus ganz Deutschland.

    Historische Aufnahme von der feierlichen Eröffnung des Jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck am 29. Juli 1934 mit Gästen aus ganz Deutschland.

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  • Historische Aufnahme einer Veranstaltung des von 1934 bis 1937 bestehenden jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

    Historische Aufnahme einer Veranstaltung des von 1934 bis 1937 bestehenden jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

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  • Historische Aufnahme von einer Rast während einer Wanderung im Freizeitprogramm des von 1934 bis 1937 bestehenden jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

    Historische Aufnahme von einer Rast während einer Wanderung im Freizeitprogramm des von 1934 bis 1937 bestehenden jüdischen Ferienheims "Haus Berta" des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten bei Schermbeck.

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Das „Haus Berta“ bei Schermbeck wurde 1934 als jüdisches Ferien- und Schulungsheim des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten eröffnet. Auf dem Gelände unter der damaligen Anschrift „Altschermbeck 60, Hervest-Dorsten“ gab es vielfältige Freizeitangebote für die seit 1933 durch die Nationalsozialisten ausgegrenzten jüdischen Kinder und Jugendlichen. Im Jahr 1937 wurde das Bildungsheim von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) geschlossen und ein Jahr später zerstört.

„... es waren Tausende immer mehr isolierter, immer stärker bedrohter und immer grausamer erniedrigter jüdischer Menschen in ihren Entwicklungsjahren, die hier ihre Widerstandskraft und ihren Lebenswillen stärken und, umgeben von herrlicher Natur und umhegt von verständnisvollen Menschen mit großem, liebevollem Herzen, die bitter notwendige Entspannung, Erholung und nützliche Unterweisung finden konnten.“ (Heimleiter Leo Gompertz)

„Das Heim war für die kurze Zeit seines Bestehens seit 1934 für die jüdische Gemeinschaft mit einigen Zukunftshoffnungen verknüpft und ein quirliger, lebendiger Ort mit Ausstrahlung über die Region hinaus.“ (Lordick 2022)

„Drei Jahre lang - von 1934 bis 1937 - war das Haus Fluchtpunkt für jüdische Jugendliche und eine Antwort auf die Ausgrenzung und Entrechtung der Nationalsozialisten.“ (www.gelsenzentrum.de)

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF)
Das Ferien- und Schulungsheim Haus Berta / Bertha
Ausbildungsstätte der Haschara
Schließung des Heims 1937, Zerstörung 1938 und „Wiedergutmachung“
Der Verbleib des Geländes und dessen Lage
Internet, Literatur

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF)
Die Vereinigung ehemaliger jüdischer Soldaten, die auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs gekämpft hatten, war mit zeitweise rund 55.000 Angehörigen in etwa 500 Ortsgruppen die mitgliederstärkste Organisation des deutschen Judentums während der Weimarer Republik. In diesen Jahren verstand sich der Reichsbund durchaus auch als deutsch-patriotisch und verteidigte seine Mitglieder vehement gegen den haltlosen Vorwurf, dass Juden nicht an der Verteidigung des Vaterlandes teilgenommen hätten.
Der RjF unterhielt eine eigene Kriegsopferabteilung und ein Siedlungswerk. Vor der Zeit des Nationalsozialismus dominierte der RjF-Sportbund „Schild“ zusammen mit dem Verband „Makkabi Deutschland“ den jüdischen Sport in Deutschland, bevor man wegen der Ausgrenzungen gezwungen war, sich auf den Breitensport zurückzuziehen.
Unmittelbar nach der NS-Machtübernahme 1933 wurden Juden offen diskriminiert und verfolgt. Im Zuge der „Gleichschaltung“ aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte wurden sämtliche Aktivitäten von Vereinen - auch nicht-jüdischen - in die einheitliche Organisation der Diktatur eingebunden. Über die „Nürnberger Rassegesetze“ von 1935 wurden Juden mit weiteren Verboten belegt, die sie fast vollständig aus dem öffentlichen Leben verdrängten.
Dem Reichsbund wurde 1936 jegliche politische Tätigkeit untersagt, 1938 wurde er von den Nazis aufgelöst.
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Das Ferien- und Schulungsheim Haus Berta / Bertha
Maßgeblicher Initiator und Förderer des Schermbecker Heimes war der jüdische Kaufmann Leo Gompertz (1887-1968), der Vorsitzender sowohl der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen wie auch der dortigen Ortsgruppe des RjF war.
„Sein besonderes Interesse galt dem Wohl der jüdischen Jugend, so wurde er 1934 Direktor des von ihm geschaffenen ‚Haus Bertha'“ (www.gelsenzentrum.de).
Obgleich von den Nazis fast vollständig zwangsenteignet, gelang Leo Gompertz mit seiner Familie noch 1939/40 die Flucht in die USA, wo er bis zu seinem Tod lebte. In den 1960er-Jahren schrieb Leo Gompertz seine Erinnerungen nieder, die er in Tageszeitungen und Büchern veröffentlichte. Gleichzeitig rief er Zeitzeugen dazu auf, Fotos und Erinnerungen zum Haus Berta an das New Yorker Leo-Baeck-Institut zu schicken, worauf die Sammlung der „Leo Gompertz Collection“ zurückgeht (archives.cjh.org). Noch aus dem Exil hatte sich Leo Gompertz nach der NS-Zeit für den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen eingesetzt.

Die umfassende Darstellung unter www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de (vgl. ausführlicher dort) berichtet, dass Gompertz' Idee zur Einrichtung eines Heims für die seit 1933 durch die Nationalsozialisten diskriminierten jüdischen Kinder und Jugendlichen für diesen „die Erfüllung eines Wunschtraumes und eines Höhepunktes meines jüdischer Arbeit gewidmeten Lebens“ bedeutete, doch zwischen Idee und Eröffnung lang noch ein langer und steiniger Weg.
Sein Freund, der Grundstückseigner Julius Goldschmidt, knüpfte an die Überlassung des Areals die Bedingung, dass das Jugendferienheim unter dem Protektorat des RjF entstehen und geführt werden sollte. Die hierzu notwendige Einverständnis der Gestapo erwies sich nachfolgend als geschickter Schachzug, da der jüdische Reichsbund zu Beginn der NS-Zeit aufgrund der Verdienste der Frontsoldaten noch eine gewisse Schonung durch die Organe der Nationalsozialisten erfuhr.
Unter Auflagen des RjF - gefordert waren u.a. eine jüdische Religionslehre, Möglichkeiten der Berufsbildung auch für nicht-jüdische Betriebe und Institutionen sowie die Gewähr für streng koscheres Essen - und einer persönlichen Garantie Gompertz' für die eigenständige Aufbringung der Kosten, entstand das Heim rund um ein geräumiges Holzhaus auf Betonfundamenten. Dieses hatte zuvor als Lokschuppen für Arbeiten in der nahen Kiesgrube gedient und konnte nach dem Umbau weit über 100 Kinder aufnehmen.
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Der Verwalter Leo Auerbach erinnerte sich später:
„Haus Bertha lag ideal im geographischen Zentrum Rheinland-Westfalens, in einem Stück Heide und Wald. Es war gut zu erreichen für alle Westdeutschen, und hauptsächlich wurde es von Gruppen aus Köln, Aachen, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Münster, Hamburg usw. besucht. Aber auch aus weiter weg liegenden Orten kamen alljährlich Gruppen aus Berlin, Bremen, Breslau, und nicht zu vergessen: die Süddeutschen, die Frankfurter. Bunt war auch die Zusammensetzung der Gruppen. Die meisten gehörten der Jugendverbindung des R.J.F. an aber viele Mitglieder anderer Jugendorganisationen kamen: Makkabi, Bar Kochba, Kadimah, Misrachi u.a.“
(Zitat nach www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de, wo Leo Auerbach - offenbar irrtümlich - als Sohn des Recklinghäuser Bezirksrabbiners Auerbach bezeichnet wird; nach freundlichem Hinweis von Herrn Dr. Wittstamm, Bochum, 2023 und den Biographien unter spurenimvest.de bestand aber offenbar keine Verwandtschaft)

Organisatorisch übernahm Leo Gompertz selbst den Vorsitz der Heimverwaltung und des Kuratoriums, Heimleiter wurde der Amtsgerichtsrat Dr. Willy Stern und die für die religiöse Seelsorge zuständige Rabbinatsaufsicht oblag dem Recklinghausener Bezirksrabbiner Dr. Selig Auerbach. Die Beaufsichtigung der von einem Ehepaar namens Auerbach geführten streng koscheren Küche war Aufgabe der von dem Hamburger Rabbiner Dr. Carlebach dazu empfohlenen Edith Möller aus Hamburg-Altona. Als Arzt fungierte Dr. Philip Harf aus Wesel, assisitiert von Hans Abraham. Der Jugendsport und die Gymnastik wurden von Ruth Stamm betreut; ein Sportlehrer, ein Fußballtrainer und ein Gärtner vervollständigten das Betreuungsteam.
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Das Haus Berta konnte am 29. Juli 1934 als überregionales Bildungs- und Freizeitzentrum des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten feierlich eröffnet werden. Neben hochrangigen Repräsentanten jüdischer Organisationen konnte man zahlreiche Gäste aus ganz Deutschland begrüßen. Die Feier wurde von vielen jüdischen Familien aus der Region besucht, aber auch von vielen nicht-jüdischen Besuchern. Als argwöhnische Beobachter gesellten sich auch Angehörige der NS-Organisationen SA, SS und der Gestapo zu der Festgesellschaft.
Gegen 16 Uhr fand die feierliche Übergabe des Hauses statt, anschließend fand eine Gedenkfeier für die jüdischen Kriegsgefallenen statt.

Leo Gompertz selbst erinnerte sich später (Zitat nach www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de):
„Hunderte von fröhlichen Jungen und Mädchen ergingen sich in turnerischen Spielen und Wettbewerb. Mittags fuhren wohlgefüllte Gulaschkanonen auf. Dann kampierten die einzelnen Gruppen singend und plaudernd in einem Kiefernwäldchen. In einem eigens dafür errichteten Zelt verpflegten wir die Ehrengäste.“

Ihren Namen erhielt die Einrichtung nach einer Baracke, die nach der Mutter Bertha des Grundbesitzers Julius Goldschmidt benannt war (mit „h“ - bis heute finden sich jedoch beide Schreibweisen für das Heim). Die unbewohnte Baracke auf dem Gelände am Freudenberg war zuvor während der Aufforstung der Erler Heide von Waldarbeitern genutzt worden. Innerhalb kürzester Zeit war diese von zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen zu einem Ferienheim ausgebaut worden (www.gelsenzentrum.de).

Das Schulungsheim bot in der kurzen Zeit seines Bestehens über Erholungs- und Ferienaufenthalte in Zeltlagern und „Waldschulen“ ein vielfältiges Angebot von Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Sport, Spiel und Wandern für die seit 1933 ausgegrenzten jüdischen Kinder und Jugendlichen, zumal diesen auch der Aufenthalt in den ebenfalls von den Nazis gleichgeschalteten Jugendherbergen verboten wurde.
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Ausbildungsstätte der Haschara
Über die verschiedenen Freizeitangebote hinaus, entwickelte sich Haus Berta durch die Ausbildungsform sogenannter „Landhalbjahre“ mit Acker-, Garten- und Bauarbeiten daneben auch zu einer Ausbildungsstätte für auswanderungswillige Jugendliche (hebräisch Kevutza). Getragen von der jüdischen Jugendbewegung, die in Teilen der auf einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zielenden Bewegung des Zionismus anhing, wurden bereits seit den 1920/30ern im Deutschen Reich zahlreiche landwirtschaftliche und gärtnerische Ausbildungsstätten unterhalten, ferner solche für handwerkliche, hauswirtschaftliche und pflegerische Berufe sowie Wohnheime (vgl. die umfassende Auflistung unter de.wikipedia.org).

Obgleich der RjF entgegen den Zionisten mehrheitlich die Assimilation der Juden in die deutsche Gesellschaft anstrebte, wurden die jungen Menschen in Haus Berta gemeinsam für ihr künftiges Leben in Palästina und den dortigen Aufbau eines Gemeinwesens geschult (hebräisch Haschara = „Vorbereitung, Tauglichmachung“; vgl. dazu ausführlich Lordick 2022). Verschiedentlich werden entsprechende Stätten auch als „Umschichtungsheime“ bezeichnet.
Jugendliche Juden waren von dem ähnlich angelegten Ausbildungs- und Erziehungsprogramm der NS-Organisationen - „Landjahr“ oder auch „Landhilfe“ genannt - ausgeschlossen.
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Schließung des Heims 1937, Zerstörung 1938 und „Wiedergutmachung“
Als vermutlich bewusste Provokation wurde Haus Berta 1937 während einem der immer besonders festlich begangenen Freitagabend-Gottesdienste zum jüdischen Schabbat von der Gestapo geschlossen.
In einem Lagebericht der Staatspolizeidienststelle für den Regierungsbezirk Münster hieß es dazu:
„Die polizeiliche Schließung des jüdischen Ferienhauses … hat nach dem vorliegenden Bericht des Landrats in Recklinghausen in der Bevölkerung lebhafte Befriedigung ausgelöst.“ (zitiert nach www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de)
In den Tagen der NS-Novemberpogrome 1938 wurden die Gebäude angezündet und die Heimeinrichtungen zerstört. Haus Berta wurde nicht wieder aufgebaut und das als jüdischer Besitz „arisierte“ (d.h. in das Eigentum des Deutschen Reichs überführte) Grundstück nachfolgend einem Landwirt aus Altschermbeck zur Nutzung überlassen, vorgeblich „um die völlige Verwüstung des Grundstücks zu verhindern“ (ebd.).

Im Jahr 1948 wurde das vormalige Heimareal vom Oberfinanzpräsidium Westfalen offiziell an den Landwirt und späteren Bürgermeister von Altschermbeck verpachtet, der dieses bereits seit der „Arisierung“ genutzt hatte. Julius Goldschmidt, der eigentliche jüdische Eigentümer, konnte seine Rechtsansprüche auf Wiedergutmachung im Zuge eines zwölfjährigen Papierkriegs mit den deutschen Behörden nicht durchsetzen. Er verstarb in San Francisco.
„Seine Erben strengten das daraufhin eingeschlafene Verfahren neu an und erhielten 1960 eine Abfindung in Höhe von 20.000 DM, nachdem der unstrittige Wert des 'Haus-Bertha'-Grundstücks am Freudenberg noch zwölf Jahre vorher mit 140.000 DM angegeben worden war.“ (ebd.)

Über eine Sonderausstellung „Haus Berta - Jüdisches Jugendfreizeitheim am Freudenberg“ erinnerte der Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck e.V. anlässlich des bundesweiten deutsch-jüdischen Festjahres 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ im Heimatmuseum an das einstige Heim (schermbeck-online.de).
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Der Verbleib des Geländes und dessen Lage
Von dem einstigen Areal des „Haus Berta“ auf dem Freudenberg ist heute vor Ort nichts mehr erhalten. Auch die aktuellen Grund- und Katasterkarten DGK 5 und ALKIS lassen vor Ort keine Hinweise mehr erkennen. Auf den historischen topographischen Karten der TK 1936-1945 lässt sich das Gelände des einstigen Ferienheims zwar nördlich der von Altschermbeck nach Osten führenden heutigen Bundesstraße B 58 ausmachen, es ist aber nicht eigens bezeichnet (vgl. Kartenansichten); ähnlich zeigt sich das Bild in der damaligen topographischen Karte 4207 Raesfeld im Maßstab 1:25.000 (www.landkartenarchiv.de)

Die hier eingezeichnete Objektgeometrie folgt der kleinen Kartenskizze unter www.holstina.de und umfasst damit eine Gesamtfläche von etwa 340.000 m2, während an anderen Stellen von einem „20 ha großem Grundstück“ (= 200.000 m2 unter www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de) bzw. „einem 60 Morgen großen Areal“ die Rede ist (= 150.000 m2 bei Lordick 2022).
Die Angabe, auch der spätere Bau der Bundesautobahn A 31 bei Schermbeck / Dorsten bzw. des Zubringers zu dieser, habe die letzten Spuren verschwinden lassen (www.holstina.de bzw. www.jmw-dorsten.de), erscheint zumindest fraglich, führt die A 31 doch erst gute 500 Meter östlich an dem vermeintlichen Gelände vorbei. Aus dem gleichen Grund irritiert auch die Aussage zur Lage der zum Haus umgebauten Baracke: „Sie lag ziemlich genau dort, wo heute die A 31 die B 58 unterquert.“ (www.gelsenzentrum.de)
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Ergänzende Hinweise zur früheren Lage des Freizeitheimes Haus Berta sind also willkommen!

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de: „Haus Bertha“ am Freudenberg - Ein Lichtblick und kurzer Hoffnungsstrahl für bedrängte jüdische Kinder aus dem Reich. Den Willen zum Überleben gestärkt (Text Wolf Stegemann, abgerufen 26.04.2023)
www.holstina.de: „Haus Berta“, Ferienheim und Umschichtungslager (abgerufen 26.04.2023)
www.jmw-dorsten.de: Hachschara auf „Haus Berta“ (Text Harald Lordick, Blog Jüdisches Museum Westfalen, abgerufen 26.04.2023)
www.gelsenzentrum.de: Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen: Unvergessen - Leo Gompertz, jüdischer Aktivist (1887-1968) / Haus Berta, Jugend- und Ferienheim (abgerufen 27.04.2023)
spurenimvest.de: Biographie Selig Auerbach (Selig Sigmund Auerbach, 1906-1997) (abgerufen 21.09.2023)
spurenimvest.de: Biographie Leo Auerbach (abgerufen 21.09.2023)
archives.cjh.org: Center for Jewish History, Leo Gompertz Collection (abgerufen 27.04.2023)
www.jüdische-gemeinden.de: Schermbeck (abgerufen 26.04.2023)
de.wikipedia.org: Hachschara (abgerufen 27.04.2023)
schermbeck-online.de: Ausstellung „Haus Berta“ im Heimatmuseum Schermbeck ab dem 5. Dezember 2021 (30.11.2021, abgerufen 26.04.2023)
www.landkartenarchiv.de: Topographische Karten 1:25.000, Meßtischblätter (abgerufen 27.04.2023)
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Literatur

Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 925-926, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Lordick, Harald (2022)
"... eine richtige Hachschara". Das jüdische Ferienheim "Haus Berta" bei Schermbeck 1934/35. In: Kalonymos, 25. Jahrgang 2022, Heft 2-4, S. 20-24. o. O.

Jüdisches Ferien- und Schulungsheim „Haus Berta“ bei Schermbeck

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Freudenbergstraße
Ort
46514 Schermbeck
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Auswertung historischer Fotos, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1934, Ende 1937 bis 1938

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„Jüdisches Ferien- und Schulungsheim „Haus Berta“ bei Schermbeck”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345341 (Abgerufen: 10. Oktober 2024)
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