Die Hofanlage in der Holzweilerstraße 44 in Erkelenz-Keyenberg zählt zu den größeren, vierseitig bebauten und geschlossenen Hofanlagen des Ortes. Mit vierachsigem Wohnhaus, überbauter Tordurchfahrt und zweiachsigem Nebenflügel folgt die weitgehend einheitlich über alle Gebäudeteile ausgebildete Fassade dem leicht gebogenen Verlauf der Straße. Dabei handelt es sich vermutlich jedoch um eine nachträgliche Vereinheitlichung nicht gleichzeitig errichteter Gebäudeteile.

Die aus Nadelholz errichteten Dachwerke zeigen zwar alle Merkmale des ausgehenden 19. bis beginnenden 20. Jahrhunderts, doch verschiedene Zusetzungen älterer Öffnungen bzw. Neuausbrüche im Ziegelmauerwerk der Nebengebäude belegen die verschiedenen Anbauphasen deutlich. Auch zeigt sich lediglich die überbaute Tordurchfahrt hofseitig in Fachwerkbauweise mit Ziegelausfachung. Und während das Wohnhaus mit sogenannten Boulet-Falzziegeln gedeckt ist, weisen die Nebengebäude straßenseitig sogenannte Doppelmuldenfalzziegel auf. Des Weiteren sind im Erdgeschoss Veränderungen an der Fensterausbildung erkennbar, sodass anzunehmen ist, dass hier von einer hofseitig gelegenen zu einer straßenseitigen Erschließung gewechselt wurde.

Auffällig ist, dass die (Ziegel-)Keller nahezu aller Gebäudeteile – unabhängig von ihrer Entstehungszeit – an manchen Stellen hellblau eingefasst und mit einer sogenannten Preußischen Kappendecke ausgestattet sind. Im gartenseitigen Nebengebäude ist die Oberseite dieser Decke sogar im Fußboden der Erdgeschoss-Räume erkennbar.

In einem Raum des Nebengebäudes befindet sich eine mechanische Haferquetsche, die darauf hinweist, dass sich im Bereich darunter der Pferdestall befunden haben wird. Ob die Wohneinheit im Seitenflügel als sogenannter Altenteiler (Wohneinheit der älteren Generation eines Hofs nach der Übergabe der Hofführung an die Nachkommen) oder Verwalterwohnung diente, ist nicht bestimmbar. Denkbar ist auch die Wohnung eines Pferdeknechtes. Die übrigen Nebengebäude, die die Seitenflügel bilden, wurden im Erdgeschossbereich modern genutzt.

Die als Durchfahrtsscheune errichtete Ziegelscheune – eiserne und heute funktionslose Balkenanker datieren sie auf (18)89 – schließt den gepflasterten Wirtschaftshof (mit Wartungsgrube und Laufkatze für die Fahrzeuginspektion unter dem tiefen Vordach der Scheune) nach Westen ab. Unter ihr befindet sich ein Keller, der vermutlich als Kartoffelkeller fungierte, während gartenseitig ein massiver aus Ziegeln errichteter Schuppen an sie anschließt, der ebenfalls für die Durchfahrt zur im Garten liegenden Remise konzipiert wurde. Nicht erklärt werden kann eine Reihung von Nischen, die sich neben einer Fensteröffnung in einer Trennwand befinden. Denkbar wäre die Nutzung für einen Hufschmied. Der Garten hinter Scheune und Schuppen wurde als Ziergarten mit Teich genutzt.

Die ältesten Ausstattungselemente des Hauses sind ein zweiflügeliges Sprossenfenster und eine vierteilige Zimmertür der Zeit um 1900.

(Anja Schmid-Engbrodt, Sarina Eßling / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2023)