Dieser Wohnhausbau in der Holzweilerstraße 4 in Erkelenz-Keyenberg wirkt straßenseitig mit seiner klaren Gliederung einheitlich. Doch in seiner baulichen Entwicklung sind das Gebäude, seine (überbaute, aber räumlich nicht nutzbare) Tordurchfahrt sowie das Werkstattgebäude im Hofbereich zu differenzieren. Dabei bildet ein winkliger Baukörper den eigentlichen Kernbereich, während die übrigen Räume in beiden Geschossen eine bauliche Erweiterungen darstellen, die Stahlbeton-Kellerräume liegen entsprechend unter den rückwärtigen Anbauten.

Im Erdgeschoss sind keine älteren Bauspuren oder Befunde erkennbar, doch das Dachwerk (vermutlich aus Ulmenholz) weist die alte Struktur eines Fachwerkbaus auf. Diese ist gerade hofseitig deutlich sichtbar erhalten und zeigt eine Ausfachung mit Ziegeln, die außenseitig samt Fugenmörtel ziegelrot überstrichen waren. Die Fugen sind mit einem Fugenstrich versehen worden, der mit weißer Farbe nachgezeichnet worden war. Innerhalb der Dachkonstruktion hat sich der ehemalige Außengiebel – ebenfalls eine Fachwerkkonstruktion – erhalten, der zu einem kleineren westlichen Anbau gehört haben muss und im Zuge größerer baulicher Erweiterungen abgerissen wurde. Die Tatsache, dass die Nummerierungen der Dachstuhl-Hölzer mit Rötel bzw. Graphit aufgezeichnet wurden, spricht für eine Errichtung im 19. Jahrhundert.

Im Obergeschoss ist die alte, verputzte Balkendecke sowie kräftig hellblaue Anstriche an Wänden und Decken unter Tapeten erhalten. Die Sanierungen haben den ursprünglichen Fachwerkbau im Inneren zu modernen Wohnräumen und Bädern umgestaltet, die in deutlichem Kontrast zum Erscheinungsbild der Straßenfassade stehen. Bäder und die Wahl moderner Mustertapeten unterstreichen den Anspruch an ein „junges“ und modernes Wohnen.

(Anja Schmid-Engbrodt, Sarina Eßling / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2023)