An der Stelle des Hauses Nummer 141-143 befand sich ehemals ein Töpferhof aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Abriss des Gebäudes wurde der zugehörige Töpferofen im Keller des Neubaus als Relikt der lokalen keramischen Tradition erhalten.
Die Alte Straße gehört - wie der Name bereits andeutet - zu den ältesten Straßen des historischen Ortskernes von Frechen. Hier waren auch bereits sehr früh Töpfer tätig, die ihre Öfen aus logistischen Gründen an der alten überregionalen Verkehrsverbindung anlegten. Laut dem französischen Adressenverzeichnis von 1795 (Heeg 1994) befanden sich zu der Zeit etwa an diesem Standort die Wohnsitze der Töpfer Johann Geuer, Simon Schaaf und Joh. W. Hemmersbach.
An der heutigen Adresse Alte Straße 141-143 errichtete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Töpfer seine Werkstatt mit einem Irdenwareofen. Dieser ist bis heute erhalten, da nach der Nutzungsaufgabe als Töpferei ein Möbelrestaurator hier seine Wohn- und Werkstatträume einrichtete und den Ofen als Hauskeller weiternutzte. Als der Eigentümer Ende der 1980er Jahre einen Umbau plante, wurde das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege auf den Ofen aufmerksam. Die „Entdeckung“ dieses Ofens im Jahr 1989 konnte als „Sensation“ gewertet werden, handelte es sich doch um den ersten, vollständig erhaltenen Irdenwareofen, der bis dahin in Frechen gefunden wurde. Bei allen anderen Ofenfunden war die Bausubstanz ab dem Brennraumboden bis auf selten anzutreffende Ofenkuppelansätze aufwärts zerstört. Hier war nun erstmalig die Ofenkuppel unbeschädigt erhalten (Koch 1989, S. 40). Laut einer damals durchgeführten Thermolumineszenzanalyse wurde der Ofen letztmalig um die Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben. Die Ofenanlage war insgesamt ca. 6,5 m lang und 1,85 m breit; die Ofenkuppel war ca. 4,4 m hoch (Ortsarchiv LVR-ABR, Nr. 1177019 / ZÜ89/18).
Hergestellt wurde Irdenware, die sich zuhauf in einem Scherbennest im Garten wiederfanden. „Auf einigen Fragmenten von Schotteln sind noch die Jahreszahlen 1845 bis 1848 und 1852 zu erkennen. Auch über die Motive sagen die Scherben vieles aus. Meistens sind es figürliche Darstellungen, Vögel und Blumendekor“ (Kölner Stadtanzeiger vom 06.06.1989).
Laut Fundstellenkarte Nr. 43 und Kommentar zum Kellerkataster (Rosenstein 1995, S. 3) befand sich direkt nördlich hinter diesem sogenannten „Meloni-Ofen“ ein weiterer, jedoch zugeschütteter Ofen, der spiegelverkehrt zum ersten Ofen angelegt war (Ortsarchiv LVR-ABR, Nr. 1177019 / ZÜ89/18). Es wird vermutet, dass es sich um den Vorgängerbau des „Meloni“-Ofens handelt, „dessen Arbeitsraum für den neuen Ofen umgenutzt wurde“ (Rosenstein 1995, S. 3).
Der über dem Ofen liegende Gebäudekomplex mit Töpferwerkstatt stellte einen Winkelbau dar. Er setzte sich zusammen aus einem älteren zweigeschossigen, vierachsigen verputzten Fachwerkwohnhaus (Nr. 143), an den sich eine überdachte Durchfahrt anschloss. Östlich grenzte die etwas später errichtete eingeschossige Töpferwerkstatt (Nr. 141), in deren Keller sich der Ofen befand, an. An dieses Werkstattgebäude waren im rechten Winkel nach Norden ins Grundstück hinein weitere langgezogene eingeschossige Gebäude angebaut. Es handelte sich um eines der letzten Zeugnisse eines noch bestehenden und erfahrbaren Töpferhofes bestehend aus einem Wohnhaus mit vollständig erhaltenem Irdenwareofen und Töpferwerkstatt. Aufgrund seiner Bedeutung und einmaligen Zeugnishaftigkeit wurde es als Denkmal mit der Nr. A 134 in die Denkmalliste der Stadt Frechen eingetragen.
Allerdings verfiel das denkmalgeschützte Wohn- und Werkstattgebäude mit der Zeit und wurde im Zuge eines Neubaus 2011 abgerissen. Der Meloni-Ofen allerdings blieb unter dem Neubau erhalten.
Quellen Ortsarchiv LVR-ABR: Ortsarchiv des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege Rheinland, Nr. 1177019 / ZÜ89/18. Rosenstein, Marion (1995): Kommentar zum Kellerkataster 12/1995, Frechen. (Ortsarchiv des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland).
Internet keraion.de: Ehemalige Alte Töpferei mit unterirdischem Töpferofen (13. Jh.), Alte Straße 143, Frechen, Besichtigung nicht möglich; Keramikweg Frechen, Station 22 (abgerufen am 21.03.2023)
Literatur
Heeg, Egon (1984)
Innenstadt (Frechen). (Frechener Straßen: Spiegel der Frechener Geschichte / Egon Heeg ; Band 1.) Köln.
Koch, Wilfried Maria (1989)
Frechen. Der Hauskeller war eine Ofenkuppel. (Archäologie in Deutschland, 4/89.) S. 40. Darmstadt.
Kretzschmar, Frank (2004)
Mühlen, Bauten und versteckte Winkel im Rhein-Erft-Kreis. S. 108, Köln.
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Empfohlene Zitierweise
Nicole Schmitz (2023), Keramion Frechen (2023): „Töpferofen in der Alte Straße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345136 (Abgerufen: 25. März 2025)
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