Burg Fels in Luxemburg

Larochette, Buerg Fiels

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n):
Koordinate WGS84 49° 47′ 8,38″ N: 6° 13′ 0,54″ O 49,78566°N: 6,21682°O
Koordinate UTM 32.299.665,02 m: 5.518.516,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.515.658,32 m: 5.516.591,07 m
  • Historische Zeichnung der Burgruine und des Orts Fels in Luxemburg: "D'Ruine vun der Buerg an der Fiels" von Jean-Pierre Schmit und Nicolas Liez (1834).

    Historische Zeichnung der Burgruine und des Orts Fels in Luxemburg: "D'Ruine vun der Buerg an der Fiels" von Jean-Pierre Schmit und Nicolas Liez (1834).

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  • Grundrissplan der Buerg Fiels (Burg Fels, Larochette) in Luxemburg mit Legende in luxemburgischer Sprache (2004).

    Grundrissplan der Buerg Fiels (Burg Fels, Larochette) in Luxemburg mit Legende in luxemburgischer Sprache (2004).

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  • Burg Fels (auch Larochette oder Buerg Fiels) in Luxemburg, Ansicht von Süden (2021).

    Burg Fels (auch Larochette oder Buerg Fiels) in Luxemburg, Ansicht von Süden (2021).

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  • Modell der Burg Fels (auch Larochette oder Buerg Fiels) in Luxemburg (2012).

    Modell der Burg Fels (auch Larochette oder Buerg Fiels) in Luxemburg (2012).

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Die Burg Fels ist das Wahrzeichen der kleinen Gemeinde Fels im Gebiet der Luxemburger Schweiz im Großherzogtum Luxemburg. Die ältesten Bauelemente stammen aus der Karolingerzeit. Die Geschichte der Burg ist eng mit der ihrer herrschaftlichen Bewohner verbunden.

Geschichte der Burg und der Adelsfamilie von Fels
Die herrschaftlichen Familien
Das erste Adelsgeschlecht von Fels
Machtgipfel der Herrn von Fels
Zerstückelung und Niedergang der Burg
Entwicklung der Burg und Baubeschreibung
Die ersten Bebauungen (9.-12. Jahrhundert)
Die Bauelemente des 14. Jahrhunderts
Jüngere Entwicklung
Quellen, Internet, Literatur

Geschichte der Burg und der Adelsfamilie von Fels
Die Geschichte der Burg Fels ist auch die Geschichte der herrschaftlichen Familien, die dort wohnten. Darum wird hier zunächst auch kurz die Geschichte der wichtigsten Geschlechter dargestellt, die die Burg vom Hochmittelalter bis zu ihrer Zerstörung durch eine Feuersbrunst um 1565 bewohnten.
Die architektonische Entwicklung der Burg wurde durch verschiedene Ereignisse bestimmt. So stieg ab Anfang des 14. Jahrhunderts die Zahl der Miteigentümer durch zahlreiche Heiraten, Erbteilungen und Verkäufe ständig an. Diese Zerstückelung des Besitzes führte zu manchen Streitfällen, so dass schließlich zwischen den einzelnen Familien Verträge abgeschlossen werden mussten, welche die Beziehungen der Miteigentümer untereinander regelten. Diese „Burgfrieden“ genannten Familienverträge haben eine Fülle von Informationen über die Bautätigkeit innerhalb der Burgmauern geliefert.
Diese Auskünfte sind äußerst wertvoll, da bis zum heutigen Zeitpunkt keine einzige Abbildung gefunden wurde, welche die Burg vor ihrer Zerstörung Ende des 16. Jahrhunderts darstellt. Die wenigen Lithographien, die alle aus dem 19. Jahrhundert stammen, zeigen nur noch die Burgruine.
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Die herrschaftlichen Familien
Bislang hat noch keine Quelle endgültigen Aufschluss über die Herkunft der herrschaftlichen Familie von Fels gegeben. Die Gründe, warum diese Adelsfamilie sich ausgerechnet an diesem Ort niederließ, sind unbekannt. Unter Historikern wird die Möglichkeit einer Verwandtschaft mit der sehr alten Familie von Ouren (auch von Oren) erwogen, die südlich von Sankt Vith lebte (heute eine Stadt in der belgischen Provinz Lüttich; vgl. Resch 1911, S. 46).
Der Name des Ortes „Fels“ erscheint erstmals im Jahr 1176 mit Arnold de Rupe, dem ersten aktenkundigen Herrscher von Fels. Die lateinische Benennung (rupes = Fels, Felsen) verweist offenkundig auf den Felsen, auf dem seine Burg erbaut war.
Der deutsche Name der Ortschaft Fels (oder auch Velz) erscheint im Laufe des 13. Jahrhunderts mit dem Auftreten von deutsch verfassten Urkunden. Aus dem Jahr 1317 stammt die erste romanische Bezeichnung der Ortschaft als „Larochette“ (frz. roche = Felsen). Das Beifügen der Diminutivendung erklärt wohl die Notwendigkeit, sich von dem bedeutenden Herrensitz La Roche-en-Ardenne zu unterscheiden (heute in der belgischen Provinz Luxemburg).
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Das erste Adelsgeschlecht von Fels
Die ältere Literatur nennt eine im Jahr 1065 mit Stephanus de Fals eröffnete freiherrliche und eine 1194 mit Boymundus de Rupe einsetzende ministeriale Linie der Familie von der Fels bzw. de Rupe (Resch 1911, S. 35, und Bast 1918, S. 43, Nr. 72).
Der vorab genannte Arnoldus de Castro rupis wird erstmals in einem Urkundentext aus dem Jahr 1176 erwähnt, wo er als Zeuge gelegentlich einer Schenkung während der Regierungszeit von Graf Heinrich I. von Luxemburg genannt wird. Im Jahr 1194 wurde derselbe Arnoldus de Rupe zum Bannerträger der Grafschaft Luxemburg ernannt - eine Würde, die es ihm erlaubte, das gräfliche Banner auf dem Schlachtfeld zu tragen und die Armee zu befehligen. Sein gleichnamiger Sohn, der später Arnold II. von Fels genannt werden sollte, wurde von Gräfin Ermesinde von Luxemburg zum obersten Gerichtsherrn des Adels ernannt. In dieser Funktion findet man seinen Namen auf mehreren Freiheitsbriefen, u.a. dem von Echternach (1236) und dem von Luxemburg (1244). Aus einem Verkaufsakt von 1255 erfahren wir, dass der älteste Sohn Arnolds (II.) der neue Herr von Burg Fels wurde. Er trug ebenfalls den Leitnamen Arnold und nahm um 1270 am Kreuzzug des französischen Königs Ludwig des Heiligen gegen Tunis teil.
Dieser Arnold III. hatte zwei Söhne, der Ältere Arnold IV. trat Ende des 13. Jahrhunderts seine Nachfolge an. 1314 wurde er Gerichtsherr der Adligen der Grafschaft Luxemburg. 1325 wurde er von Johann dem Blinden, Herrscher von Luxemburg, mit der Aufgabe des Truchsesses belehnt - eine Würde die ihn bei Abwesenheit des Landesherrschers bemächtigte, die Geschicke des Landes zu führen.
Nach seinem Tode im Jahre 1343 wurde sein jüngerer Bruder Johann I. von Fels alleiniger Besitzer der Herrschaft. Seine Schwester Jeannette, die einen Herrn und Grafen Johann von Homburg geheiratet hatte, wurde nach dem Todes Johanns (des Älteren) im Jahre 1357 Mitherrin von Fels.
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Machtgipfel der Herrn von Fels
Als regionale Territorialmacht mit weit verknüpften Familienbeziehungen spielten die Herren von Fels eine bedeutende Rolle in Luxemburg.
Unter der Herrschaft von Johann II. von Fels, dem Sohn Arnolds IV., erreichte die Macht des Hauses derer von Fels ihren Höhepunkt. Als treuer Vasall des Hauses Luxemburg gelang es ihm, in einer Person die Würden des Banneramtes, des Truchsesses und des Ritterrichters zu vereinigen.
Neben der politischen Rolle war es auch die wirtschaftliche Macht, die zum Aufstieg des Hauses Fels beitrug. Der wirtschaftliche Erfolg wurde maßgeblich durch die von Johann dem Blinden, Graf von Luxemburg und König von Böhmen, erteilten Erlaubnis zum Aufstellen von vier Webstühlen eingeleitet. Diese Entscheidung erscheint von tragender Bedeutung, bedenkt man, dass zur gleichen Zeit Bewohner mehrerer Orte sich einen einzigen Webstuhl teilen mussten, wie zum Beispiel auch in den luxemburgischen Orten Differdingen oder Marienthal.
Zur gleichen Zeit zeichnet sich aber auch ab, was später den Niedergang der Burg Fels herbeiführte. Ende der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts heirateten die zwei Schwestern Johanns II., Irmgard und Mathilde, die Herren Friedrich und Conrad von Homburg. Da Johann II. keine Kinder hatte, kam es nach seinem Tode 1359 zum Streit zwischen seinen Erben. Friedrich von Homburg und sein Bruder Conrad forderten als eingeheiratete Miteigentümer der Burg einen Großteil des Besitzes für sich. Hinzu kam, dass aus der Heirat zwischen Mathilde von Fels und Conrad von Homburg ein Sohn namens Arnold entstammte. Dies war der Anfang vom Ende, es folgte die Teilung und Zerstückelung der Burg und ihrer Güter.
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Zerstückelung und Niedergang der Burg
Mit dem Tod Johanns II. erlosch die erste Dynastie der Herren von Fels. Sein Vetter Johann III. sicherte mit einigen Problemen den Fortbestand des Felser Adelsgeschlechts. Seinem Sohn Johann IV. (auch Johann der Junge genannt) gelang es nur mit größter Mühe, seine Führung gegenüber den anderen Miteigentümern der Burg durchzusetzen.
Im Jahr 1370 kam es dann zur offiziellen Teilung. Ein Familienpakt zwischen Johann von Fels, Johann von Homburg und Johann von Manderscheid löste zahlreiche Erbfolgen und Teilungen zwischen den Familien derer von Homburg, von Pittingen, von Criechingen und derer von Fels aus. Diese dauernden Teilungen hatten zur Folge, dass die Burg mehr und mehr zerfiel.

Unter der Herrschaft Johanns V. wurde im Jahre 1399 ein zweiter Familienpakt unterzeichnet, der so genannte „Burgfrieden“, der 1415 noch ergänzt wurde. Solche Verträge hatten meistens ungünstige Auswirkungen zur Folge, so auch hier: Aufgrund der vielen Erbschaften und der zahlreichen Teilungen zwischen den einzelnen Familien besaß der Sohn Johanns V., Georg I., nur noch 2/16 von Burg Fels. Seinen Nachfolgern erging es nicht besser: Vom Titel her waren sie die Herren von Fels, besaßen aber nur kleine Anteile der Burg und ihrer Güter.
Während des 15. Jahrhunderts und bis in die dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts änderte sich die Lage nicht. Georg II., Hauptmann und Vogt der Stadt Luxemburg, hingegen versuchte, die Ehre und die Macht der alten Feudalherren von Fels wiederherzustellen. Trotz seines Ansehens und seiner guten Beziehungen scheiterte er jedoch in seinem Bestreben, die Burg Fels wieder im altem Glanz erscheinen zu lassen.
Schon wenige Jahre nach seinem Tod sollte das Schicksal der Burg endgültig besiegelt werden, als um 1565 eine Feuersbrunst die Burg fast vollständig zerstörte.
Der Sohn Georgs II., der nur einige Anteil der Burg besaß, versuchte. die durch das Feuer zerstörten Ruinen aufzukaufen, doch der Tod ereilte ihn, bevor er dieses Vorhaben verwirklichen konnte. Sein Nachfolger versuchte sein Werk fortzusetzen, doch die große Zahl von Besitzern vereitelte dieses Vorhaben: Burg Fels blieb eine Ruine. Trotz zahlreicher Anstrengungen der Erben, gelang es niemandem mehr, die Burg Fels - und sei es auch nur teilweise - wieder aufzubauen. Die Gebäude der Burg fielen schließlich Steinräubern zum Opfer.
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Entwicklung der Burg und Baubeschreibung
Die Ruinen der Burg liegen auf einem Vorsprung aus Luxemburger Sandstein, etwa 150 Höhenmeter über dem Tal der Weißen Ernz, einem Nebenfluß der Sauer. Die schroffen Abhänge, die durch Erosion im Sandstein gebildet wurden, waren wahrscheinlich schon in der Vorgeschichte zu Befestigungen ausgebaut worden. So blieben bis heute die Überreste eines Erdwalles auf einer Länge von etwa 130 Metern erhalten. Der Burgeingang befand sich wahrscheinlich am Abhang zur Felser Seite. Aus dieser ersten Anlage scheint auch eine gallische Münze zu stammen. die auf dem Vorsprung entdeckt wurde.
Der unbebaute Teil, das so genannte „Elsebeth-Plateau“, ist heute ganz von Unterholz bedeckt. In diesem Dickicht sind möglicherweise die Überreste einer bäuerlichen Siedlung sowie die Ruinen einer Sankt-Elisabeth-Kapelle verborgen.

Der Ortschaft Fels, deren Ringmauer erstmals um 1400 erwähnt wird, kam auch die geologische Beschaffenheit der Umgebung zugute, die sich zum Errichten einer Befestigungsanlage besonders gut eignete. Eine Schildmauer begann an der ersten Burgmauer und endete an der Felswand der anderen Talseite. Ein Tor mit rechteckigem Grundriss, das heute verschwunden ist, findet sich auf einem Katasterplan von 1820 noch eingetragen. Dieser Torbau bildete den oberen Zugang zum Dorf. Von einem halbrunden Turm, der an der Seite der oberen Ringmauer stand, sind noch heute die Überreste auszumachen.
Die vollständig verschwundene untere Mauer begann an einer Felsenspitze, im so genannten „Verlorenkost“. Von einem Wachturm mit quadratischem Grundriss zeugen heute noch einige Mauerreste. Das untere Torhaus bestand wahrscheinlich aus zwei Türmen mit halbrundem Grundriss von dem einer im Kataster von 1820 verzeichnet ist. Etwa 110 Meter weiter bog die Mauer rechtwinklig auf die Höhe zu, um dort die Befestigungen der Burg, im Unterbau des Criechinger Hauses zu erreichen. So konnte eine Fläche von 3,78 Hektar durch die Verteidigungsanlagen geschützt werden.
Bereits im Mittelalter standen einige Mühlen längs der Ernz. Diesen Mühlen verdankten die Einwohner des Fleckens wie auch die herrschaftliche Familie einen großen Teil ihres Wohlstands.

Die Kenntnisse über die frühesten Bauperioden der Burg sind sehr unvollständig. Die Ausdehnung und die Vergrößerung im Spätmittelalter haben das ursprüngliche Innere fast vollständig verändert. Hinzu kommt, dass die späten Bauänderungen ein Abflachen der Sandsteinoberflächen herbeigeführt haben. Dies erklärt, warum die alten Strukturen entweder total verschwunden sind oder teilweise mit in die Bauten des 14. Jahrhunderts einbezogen wurden.
Für die Vorburg ergeben sich ähnliche Probleme und Schwierigkeiten. Eine Datierung der einzelnen Baukonstruktionen dieses Abschnitts der Burg bis heute nicht möglich. Dies führt dazu, dass sich die Beschreibung der Burg im Frühmittelalter auf die Hauptburg beschränken muss.
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Die ersten Bebauungen (9.-12. Jahrhundert)
Die ersten datierbaren Bauelemente stammen aus der Karolingerzeit ab um 751 n. Chr. Es handelt sich um eine Sperrmauer, von der nur der Ansatz eines halbrunden Turmes in drei Fundamentlagen erhalten ist. Ebenfalls noch in karolingische Zeit datiert eine recht monumentale Umgestaltung der Befestigung der Burg. Es handelt sich hierbei um eine Schildmauer, einen halbrunden Turm und einen im mittleren Bereich der Mauer vorspringenden großen dreieckigen Erker. Die Verteidigungsbauten befinden sich 7 bis 9 Meter hinter dem natürlichen Graben, der die Kernburg von der Vorburg trennt.
Die 1,80 Meter breite karolingische Schildmauer ist heute noch bis zu drei Metern Höhe erhalten. Sie ist sehr sorgfältig gebaut und hat eine zweiseitige Verblendung aus Handquadern aus Sandstein. Die Fugen wurden mit Fugeneisen sehr sauber gestaltet. Ob diese zweite karolingische Befestigung bloß als Schildmauer anzusehen ist oder ob sie im Verbund mit einer die ganze Festplatte umfassenden Umwehrung steht, müsste durch weitere archäologische Untersuchungen geklärt werden. Hinter der karolingischen Schildmauer befinden sich die Fundamente einer rechteckigen Konstruktion von etwa 15 x 15 Meter Grundfläche. Der Bau lehnt sich gegen die Schildmauer selbst. Auch wenn es der Befund nicht erlaubt zu unterscheiden, ob dieses Gebäude gleichzeitig mit der zweiten karolingischen Befestigung errichtet wurde, so sprechen doch eine Reihe von Beobachtungen für ein recht hohes Alter dieses Gebäudeteils. Vielleicht kann man in diesen Strukturen die Reste einer ersten Halle sehen.
Im 11. und sicher ebenfalls noch im 12. Jahrhundert blieb die karolingische Schildmauer in Funktion. Innerhalb dieser Zeitspanne wurde ein großer Donjon (ein Wohn- bzw. Wehrturm) an die Außenseite dieser Mauer angebaut. Die Mauern dieses über Eck ausgerichteten Turmes mit quadratischem Grundriss von 9 Metern Seitenlänge hatte eine Stärke von 2,5 Metern. Dieser Donjon ist das einzige heute noch vorhandene Bauelement, das aus Salischer Zeit stammt (10. bis 12. Jahrhundert).
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Die Bauelemente des 14. Jahrhunderts
Die wichtigste Bauperiode der Burg Fels liegt mit der Einrichtung und dem Ausbau der Kernburg selbst im 14. Jahrhundert. Wie bereits erwähnt, haben diese Arbeiten ältere Baustrukturen fast völlig zerstört. Geblieben sind fünf heute sehr unterschiedlich erhaltene Herrschaftswohnungen (vgl. Abb. bzw. den Lageplan unter space.chateaularochette.lu):

Herrschaftliche Wohnung nordöstlich des Donjon (Nr. 5 in Abb.)
Von diesem Haus sieht man heute nur noch wenige Elemente. Neben dem Rest einer großen Küche findet man noch einige letzte Mauerreste vor.

Homburger Haus / Homburger Bau südlich des Donjon (Nr. 4 in Abb.)
Das Homburger Haus ist der größte und zugleich zuerst errichtete Innenbau der Kernburg. Anhand von Familiendokumenten konnte die Bauperiode dieser Wohnung festgestellt werden. Texte besagen, dass zwischen 1338 und 1345 die zwei Schwestern Johanns II., Irmgard und Mathilde, die Brüder Friedrich und Conrad von Homburg geheiratet hatten. Diese wurde dadurch zu Miteigentümern der Burg, in der sie auch residierten. Daraus lässt sich folgern, dass die Brüder Friederich und Conrad von Homburg das Homburger Haus in den 1340er-Jahren erbauten, also gleich nach ihrer Heirat. Die zwei herrschaftlichen Stockwerke des Homburger Hauses entstanden wahrscheinlich aufgrund der Heirat zweier Schwestern mit zwei Brüdern, die danach unter einem Dach wohnten.

Herrschaftliche Wohnung östlich des Homburger Hauses
Nach der Freilegung und Säuberung des Erdgeschosses haben erste Untersuchungen ergehen, dass im Inneren dieses Hauses ein älteres Bauwerk gestanden hat. Außerdem konnte festgestellt werden, dass das herrschaftliche Wohngebäude einst an das Homburger Haus angebaut wurde und somit einer späteren Bauperiode entstammt.

Criechinger Haus / Kriechinger Bau im Osten der Burg (Nr. 3 in Abb.)
Dieses herrschaftliche Haus bildet die letzte Entwicklungsphase der Felser Burg. Erbaut wurde es um 1385. Aus Texten geht hervor, dass zu dieser Zeit Johann von Criechingen die Tochter des Felser Burgherrn Arnold geehelicht hatte. Dieser zog als neuer Miteigentümer auf der Burg ein, wo er fortan residierte.

Herrschaftliche Wohnung westlich des Criechinger Hauses (Nr. 5 in Abb.)
Das Haus befand sich auf der Nordostkante des Felsens. Es stand neben dem Criechinger Haus, war aber nicht an dieses angebaut. Im Jahr 1990 durchgeführte Ausgrabungen zeigen ein gut erhaltenes Erdgeschoss, welches eine Reihe von Informationen über das Baukonzept sowie über die Funktion dieser herrschaftlichen Wohnung liefert.

Mit der Errichtung des Criechinger Hauses ging die architektonische Entwicklung der Felser Burg zu Ende. Bis zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung im Jahre 1565 veränderte sich das Äußere der Burg kaum. In den nachfolgenden Jahrhunderten zerfielen dann die Bauten innerhalb der Ringmauer mehr und mehr.
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Jüngere Entwicklung
Um den totalen Zerfall der Burg zu vermeiden, beschloss der Luxemburger Staat im Jahre 1979 den Kauf der Burg. Von diesem Zeitpunkt an wurden auf der Burg in Fels beträchtliche Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten durchgeführt, deren archäologische Ausgrabungen und photogrammetrische Erhebungen vorausgegangen waren. Eine ausführliche archäometrische Untersuchung der Bauruinen hat die getreue Nachbildung der Burg von Fels im 15. Jahrhundert ermöglicht. Noch heute werden Ausgrabungen auf dem Burgkomplex unternommen.
Heute zeigt sich die Anlage in Fels als Burg des 14. Jahrhunderts und bildet ein zusammenhängendes Beispiel mittelalterlicher Architektur. Die Struktur der Bauten und der Wohnhäuser sowie das plötzliche Ende der Bautätigkeit machen aus der Burg Fels eine Zeugin allerersten Ranges, was die mittelalterliche Architektur des 14. Jahrhunderts in Luxemburg betrifft. In den Räumen des Criechinger Hauses werden Ausstellungen gezeigt.

Der restaurierte Burgkomplex wird jährlich von etwa 25.000 Besuchern besichtigt. Die Burg Fels war und ist das Wahrzeichen der kleinen Luxemburger Gemeinde Fels.

(Franz-Josef Knöchel, Universität Trier, 2001 / Digitales Kulturerbe LVR, 2022)

Quellen
  • Wiltheim, Alexander: Luciliburgensia sive Luxemburgum Romanum. ... eruderata et illustrata a R. P. Alexandro Wilthemio ... Opus posthumum (entstanden 1661-1677), 2 Bände, hrsg. von August Neÿen, Luxemburg 1841-1842.
  • Überarbeitetes Referat des Verfassers auf der Kulturhistorischen Exkursion „Residenzburgen im Ardennerraum“ am 30. Juni 2001 im Rahmen der Studientagung „Leben zwischen Mittelalter und Moderne“ (Katholische Akademie Trier und Katholische Landvolkhochschule St. Thomas, 28. Juni - 1. Juli 2001, Bertradaburg Mürlenbach).
  • Freundliche Hinweise von Herrn Prof. Dr. Franz Irsigler und Herrn Dr. Florian Gläser, Universität Trier, Fach Geschichtliche Landeskunde, 2001.

Internet
chateaularochette.lu: Château de Larochette (abgerufen 03.01.2023)
space.chateaularochette.lu: Larochette - Château-Fort, Castle, Burg Fels (PDF-Flyer, 2,6 MB, abgerufen 03.01.2023)
de.wikipedia.org: Burg Fels (abgerufen 03.01.2023)
lb.wikipedia.org: Buerg Fiels (abgerufen 03.01.2023)
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Literatur

Bast, Josef (1918)
Die Ministerialität des Erzstifts Trier. Beiträge zur Geschichte des niederen Adels. (Trierisches Archiv, Ergänzungsheft XVII.) Trier.
Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Koltz, Jean-Pierre (1975)
Les châteaux historiques du Luxemburg. Luxembourg.
Pauly, Michel (1992)
Luxemburg im späten Mittelalter. Verfassung und politische Führungsschicht der Stadt Luxemburg im 13.-15. Jahrhundert. (Publications de la Section historique de l'Institut grand-ducal, 107 zugleich Publications du CLUDEM, 3.) Luxembourg.
Resch, Aloys (1911)
Die Edelfreien des Erzbistums Trier im linksrheinischen deutschen Sprachgebiet. (zugleich Dissertation Universität Bonn.) Trier.
Zimmer, John (1998)
Zur Wahl des Burgbauplatzes an den Beispielen von Luxembourg, Vianden, Befort und Fels. In: Château Gaillard XVIII (Actes du colloque international tenu à Gilleleje, Danemark / Centre de recherches archéologiques médiévales), Caen.
Zimmer, John (1990)
Die Burg Fels: Ihre Baugeschichte. (Les amis du château de Larochette.) Luxembourg.

Burg Fels in Luxemburg

Schlagwörter
Ort
0406 Fels / Luxemburg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 750 bis 1176, Ende nach 1565

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„Burg Fels in Luxemburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344594 (Abgerufen: 25. April 2024)
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