Das Hambacher Schloss gilt als die Wiege der deutschen Demokratie. Mit dem Hambacher Fest von 1832 erlangte die frühere Maxburg oder Kästenburg weltweit Berühmtheit. Seit 2015 ist die ausgebaute Burgruine Europäisches Kulturerbe.
Lage und Erreichbarkeit Das Hambacher Schloss thront auf einem vorgelagerten Berg, dem etwa 380 Meter hohen Schlossberg. Die Anlage kann zu Fuß über mehrere Wanderwege erreicht werden. Über eine Zufahrtsstraße kann das Hambacher Schloss auch mit dem Auto erreicht werden. Entlang der Straße gibt es Parkmöglichkeiten. Auf dem Scheitelpunkt des Bergrückens am Schloss hält auch ein Linienbus, der den Hauptbahnhof Neustadt an der Weinstraße und den Ortsteil Hambach mit dem gleichnamigen Schloss verbindet.
Geschichte Der Schlossberg ist bereits in spätrömischer Zeit genutzt worden. Das beweisen Ausgrabungsfunde. In Spätkarolingischer Zeit entstand hier eine Fliehburg, deren Überbleibsel noch an der äußeren Ringmauer zu finden sind. Innerhalb dieser Befestigung wurde dann vermutlich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts eine Burg errichtet. Erste Nennungen als „Kestenburc“ finden sich zwischen 1090 und 1104 in den Annales Spirenses. Ob es eine Reichsburg der Salier war, ist nicht nachweisbar. Belegbar ist aber, dass Bischof Johann I. von Speyer die Burg zusammen mit Burg Meistersel aus seinem eigenen Besitz zwischen 1090 und 1104 an das Hochstift Speyer überschrieb. Dem Hochstift gehörte die Anlage dann bis ins 18. Jahrhundert. Die Bischöfe weilten vor allem im 13. und 14. Jahrhundert oft auf der Burg, da sie damals eine ihrer wichtigsten war.
Im 15. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Kästenburg ab. 1525 besetzte der Nußdorfer Bauerhaufen die Burg und plünderte sie. Zerstört und niedergebrannt hat die Anlage aber erst 1552 Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg mit seinen Truppen, da ihm eine Brandschatzung von 150.000 Gulden verweigert worden war. Das Bistum ließ dann die Wohnräume auf der Burg für einen Förster wiederherstellen und vergab das Lehen unter anderem auch an Herzog Friedrich von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz. Der Dreißigjährigen Krieg ging wohl glimpflich an der Kästenburg vorüber. Im pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten im September 1688 die Franzosen die bereits verlassene Burg. Nach dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen in die Pfalz gelangte die Kästenburg dann 1797 in französischen Besitz und nach dem Wiener Kongress wurde sie dem Königreich Bayern zugesprochen. 1823 erwarben wohlhabende Neustadter Bürger bei einer Versteigerung die Kästenburg. Obwohl es nicht erlaubt war, wurden Steine abgetragen und damit Reste der Burg zerstört, darunter die Michaelskapelle.
Im 19. Jahrhundert war die Kästenburg Anlaufpunkt für politische Veranstaltungen. 1814 zum ersten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig zündeten Patrioten ein Feuer an. 1831 begangen Neustadter Bürger den Jahrestag der französischen Julirevolution. 1832 kam es schließlich zum berühmten Hambacher Fest, dem politischen Volksfest, durch das die Burg den Beinamen „Wiege der deutschen Demokratie“ erhielt. Damals demonstrierten dort die enorme Zahl von rund 30.000 Menschen für Demokratie und Menschenrechte. Darunter waren auch Teilnehmer aus anderen europäischen Regionen und Ländern. Sie zogen von Neustadt aus auf die Burgruine. Zahlreiche Vorträge bekannter Redner spiegelten den Wunsch nach der deutschen Einheit, nach Presse- und Meinungsfreiheit wider. Der bayerische König Ludwig I. reagiere mit Repressalien auf das Großereignis. Das Verhältnis zwischen König und den Bürgerinnen und Bürgern war mehr als angespannt. Kaiserslauterer Bürger kauften schließlich 1842 die Ruine, um sie dem bayerischen Kronprinzen Maximilian (später König Maximilian II.) zur Hochzeit zu schenken. Daher bürgerte sich für die Kästenburg der Name Maxburg ein. Der Kronprinz war erst nicht begeistert, ging jedoch 1845 den Wiederaufbau an. Der Architekt August Voigt erstellte dazu die Pläne. Die Bauarbeiten begannen. Doch da Maximilian das Interesse verlor und auch nicht alle finanziellen Mittel ausbezahlt wurden, wurden die Arbeiten bereits 1846 wiedereingestellt.
Nach 1945 kam die Maxburg in den Besitz des Landkreises Neustadt. 1952 begann man bereits, Teile des nun künftig als Hambacher Schloss bezeichneten Bauwerks aufzubauen. 1969 folgte der Landkreis Bad Dürkheim dem aufgelösten Kreis Neustadt als Besitzer. Zum 150. Jubiläum des Hambacher Festes wurde das Schloss zwischen 1980 und 1982 restauriert und eine Dauerausstellung installiert. 2002 wurde die Stiftung Hambacher Schloss gegründet, deren Träger das Land Rheinland-Pfalz, der Bezirksverband Pfalz, der Landkreis Bad Dürkheim und die Stadt Neustadt sind. 2006 bis 2011 gab es nochmals umfangreiche Arbeiten, wie etwa Herstellung von Barrierefreiheit oder der Neubau eines Restaurants.
Baubeschreibung Die eigentliche Burg umschließt eine ovale Ringmauer. Sie weist im Norden zwei Türme auf. Im Innenbereich finden sich Reste diverser Gebäude, neben einem Ritterhaus auch eine frühere Kapelle. Die Kernburg stellt einen großen Saalbau dar und verfügt über eine hoch aufragende Fassade mit Spitzbogenfenstern und Zinnen. Sie besteht aus drei Stockwerken und hat ihr markantes Aussehen mit den beiden leicht vortretenden Spitzbögenfenstern bei den Bauarbeiten für Kronprinz Maximilian Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten, als der Herrscher die Burg im romantischen Stil ähnlich wie bei den Burgen am Rhein wiederaufbauen wollte. Im mittelalterlichen Zustand befanden sich vermutlich Rundbogenfenster in der Fassade. Das im 19. Jahrhundert ergänzte Mauerwerk fügte sich in die Mauern mit mittelalterlichem Buckelquader ein. Im Norden schließt ein Turm - vermutlich ein Wohnturm aus dem 12. Jahrhundert - an den Saalbau der Kernburg an.
Kulturdenkmal Die Europäische Kommission hat 2015 das Hambacher Schloss zum Europäischen Kulturerbe erklärt. Das Hambacher Schloss wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße (Stand 07.06.2022, dort S. 43) geführt. Der Eintrag lautet: „Hambacher Schloss auf der Kuppe eines bewaldeten Vorhügels am Haardtrand (Denkmalzone) wohl 1. Hälfte 11. Jh. gegründet, 1100 - Anfang 19. Jh. Besitz des Speyerer Domstifts, mehrfach ausgebaut, bes. 13. Jh., mehrfach wiederhergestellt, Schleifung 1688, unter Kronprinz Maximilian 1845-46 neugotischer Ausbau durch August v. Voit; Instandsetzungen 1955-57, 1965-69, 1979-82 durchgreifende Restaurierung und vollständiger Innenausbau (Arch. H. Augeneder, Bad Dürkheim, & H. Römer, Kaiserslautern), Sanierung der äußeren Ringmauer 1994-2000, Umbau ab 2006; Reste eines spätkarolingisch-ottonischen Mauerzugs (9./10. Jh.); tlw. ausgebaute Ruine der “Kestenburg„, Reste des Bergfrieds, wohl um 1200, Hoher Mantel, viergeschossiger Palas des 13. Jh., äußere Ringmauer tlw. erhalten; geringe Reste des neugotischen Schlosses“
(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2022)
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
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