Der heute als Schiefer Turm bekannte achteckige Turm am Ortsausgang Richtung Nassau, wurde als Bestandteil der Stadtbefestigung erbaut. Diese reichte an dieser Stelle bis an die Lahn. Die älteste ermittelbare und wohl ursprüngliche Bezeichnung für den Schiefen Turm ist Beulsturm.
Ein Turm gerät in Schieflage Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wird nirgends erwähnt, dass der Turm schief sei. Daher ist anzunehmen, dass er sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zu neigen begann. Zwischen den Jahren 1829 und 1832 wurden für den Ausbau der Chaussee die Gebäude zwischen Turm und Lahn abgebrochen. Dieser Maßnahme fielen nicht nur Häuser zum Opfer, sondern auch die Befestigungsanlage mit der Beulspforte, die bis zu diesem Zeitpunkt als Durchlass auf dem Weg nach Nassau bzw. zu den umliegenden Gärten und Weinbergen diente. Heute wird angenommen, dass der Abriss der Bebauung einer der Gründe für die Neigung des Turmes ist.
Wie sichert man einen schiefen Turm? Im Jahre 1929 wurde der Turm saniert. Es ging darum, die Straße vor herabbröckelnden Steinen zu schützen. Das obere Gewölbe des Schiefen Turmes erhielt eine Eisenbetonplatte, auf dem ein Eisenbetonkranz zur Verankerung des oberen Mauerkörpers eingebaut wurde. Die Risse im oberen Bereich, die bereits zur Beobachtung mit Gips-Plomben versehen waren, wurden geschlossen. Die zum Teil bröckelnden Zinnen wurden restauriert und rekonstruiert, und zum Schutz gegen Regen wurde ein Dach aufgebaut. Nachdem das Obergeschoss des Turmes zugänglich war, konnte man von 1929 an (leider nur bis 1959) über eine Außentreppe auf der Ringmauer in den Turm hinein gehen. Das Problem der Standsicherheit war mit der Sanierung 1929 jedoch nicht gelöst. Um eventuelle Bewegungen des Turmes zu kontrollieren, wurden außen Gipsbänder angebracht, die heute noch vorhanden sind. Einmal, bald zweimal pro Jahr wurde der Turm auf Veränderungen in den Rissen untersucht. Spätestens seit dem Jahr 1940 war der Turm wieder in Bewegung, als sich ein neuer Riss straßenseitig in drei bis vier Metern Höhe zeigte. Nach 1942 wurden keine Änderungen an den Gipsplomben beobachtet. Im Mai 1947 stellte man fest, dass der Turm seit 1941 um 14 Millimeter lahnwärts gerutscht war. 1948 wurde ein weiteres Rutschen von Turm und Hang dokumentiert. Zwischen Oktober 1950 und April 1951 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen um fast ein Drittel abgetragen. Zum Schutz gegen Regen wurde innen, im nunmehr oberen Bereich, eine Betonzwischendecke eingezogen, mit einer Aussparung als Zugang nach oben. In den Jahrzehnten nach 1951 bewegte sich der Turm nicht mehr.
Aktuelle Situation Der Straßenverkehr stellte mit den von ihm verursachten Erschütterungen die größte Gefahr für die Standfestigkeit des Turmes dar. Aus diesem Grunde fanden 1991/1992 Untersuchungen des Untergrundes statt, um die Standsicherheit des Turmes zu begutachten. Die Messungen und Untersuchungen bestätigten die unterschiedlichen Baugrundverhältnisse und die Abtragung des Straßenniveaus als wichtigste Gründe für die Neigung des Turmes. In neuester Zeit sind wiederum Maßnahmen zur Erhaltung des Turmes notwendig geworden. Damit eine Zunahme der Schiefstellung verhindert wird, ist eine Sicherung des Baugrundes notwendig. Entweder mittels Verpresspfählen, oder über eine Verfestigung des Bodens mittels Injektionen. Ebenfalls empfohlen wird der Einbau von Edelstahlverankerungen, um die Mauerwerksspannung zu reduzieren. Auch die Mauerkrone muss gesichert, und das Wurzelwerk der Gewächse, die sich dort angesiedelt haben, entfernt werden. Ebenfalls instandgesetzt werden müssen die Abdeckung und die Entwässerung. Dazu kommen die Reparatur von Rissen und Fehlstellen im Mauerwerk, sowie die Erneuerung der Verfugung.
Kulturdenkmal Der Beulsturm der Stadtbefestigung Dausenau wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „(neben) Lahnstraße 33 Schiefer Turm, achteckiger Stadtmauerturm, Rest des Obertors, 1324 erwähnt“.
Quellen Stellungnahme zum statisch-konstruktiven Zustand des „Schiefen Turms“ in Dausenau vom 27.05.2021, ausgeführt vom Statikbüro Kriechbaum
(Kristina Ruprecht, Dausenau, 2022)
Literatur
Fischbach, Stefan (1997)
Die Türme und Pforten der Stadtbefestigung. In: Heimatbuch Dausenau und seine Geschichte, Boppard.
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Empfohlene Zitierweise
Kristina Ruprecht (2022): „Beulsturm der Stadtbefestigung Dausenau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344359 (Abgerufen: 18. September 2024)
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