Noldensmühle in Plaidt

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Plaidt
Kreis(e): Mayen-Koblenz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 23′ 14,81″ N: 7° 23′ 42,91″ O 50,38745°N: 7,39525°O
Koordinate UTM 32.385.922,17 m: 5.582.941,10 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.599.269,47 m: 5.584.436,33 m
  • Briefkopf der Papierfabrik Noldensmühle in Plaidt (1903)

    Briefkopf der Papierfabrik Noldensmühle in Plaidt (1903)

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  • Eine Wandmalerei an einem Gebäude auf dem Areal zeigt den einstigen Gebäudekomplex der Noldensmühle in Plaidt (2021)

    Eine Wandmalerei an einem Gebäude auf dem Areal zeigt den einstigen Gebäudekomplex der Noldensmühle in Plaidt (2021)

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  • Blick auf die Nette bei Plaidt, mit den einstigen Mühlengebäuden der Noldensmühle im Hintergrund (2021)

    Blick auf die Nette bei Plaidt, mit den einstigen Mühlengebäuden der Noldensmühle im Hintergrund (2021)

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  • Heutiger Zustand der einstigen Mühlengebäude der Noldensmühle an der Nette in Plaidt (2021)

    Heutiger Zustand der einstigen Mühlengebäude der Noldensmühle an der Nette in Plaidt (2021)

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Als ehemalige Öl- und Trassmühle war die Noldensmühle seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum 23.12.1967 ein bedeutendes Industrieunternehmen im Ort Plaidt, das vielen Menschen Arbeitsplätze bot.

Lage und Gebäude
Unter Nolden
Neue Besitzer: Harf, Kappel, Pollez und Seligmann
Erneute Besitzerwechsel
Weinand wird alleiniger Geschäftsführer
Neue Firma und Umbaumaßnahmen
Umwandlung der Firma
Die Noldensmühle wird verkauft
Internet


Lage und Gebäude
Die Noldensmühle liegt etwas entfernt außerhalb der Ortsgemeinde Plaidt an der Nette. Um das Jahr 1909 befanden sich die zur Mühle gehörenden Grundstücke in den Fluren 6 und 16 und wiesen eine Größe von 69.179 Quadratmeter auf (Weinand 2011, S. 32). Die Urkatasteraufnahme von Plaidt aus dem Jahre 1826 enthält eine Detailzeichnung des damaligen Mühlenkomplexes Noldensmühle. Das Gebäude der alten Trassmühle wird mit einer Länge von 26 Metern angegeben:

„Es reichte von der Mühlenstraße (heute Hausnummer 49) bis zur “Open-Air-Bühne„. Links davon ist der hufeisenförmige Hof dargestellt. Nach 1820 wurden die Ställe, die etwa in südwestlicher Richtung ausgerichtet waren, mit einem Eckbau entfernt. Das neue Gebäude mit Heuspeicher verlief vom Wohnhaus nach Westen bis zur Linie der Scheune. Die entstandene Lücke füllte ein zweigeschossiges Gebäude, das als Remise und Strohspeicher diente. In dieser Form ist der Hof bis heute erhalten geblieben. Die Wohn und Wirtschaftsanlage geht zweifellos auf Nolden zurück, da es vorher nicht üblich war, dass die Müller auch in ihren Mühlen wohnten. Von der Nette war ein kurzer Seitenarm abgetrennt, um das einlaufende Wasser zu stauen und dem Mühlrad zuzuführen. (…) Erst als Nolden zusätzlich nach 1802 noch die Papiermühle errichtete, war es notwendig, für größeren Wasserdruck zu sorgen. Der Krufter Bach wurde am “Heumerich„ abgeteilt und in einen ersten Mühlenteich der Noldensmühle geleitet. (…) Dieser kleine Mühlteich scheint aber den Anforderungen und einer steigenden Produktion nicht genügt zu haben. Es mussten mehr und größere Maschinen bewegt werden. Von der nahe gelegenen Nette konnte man weiteres Wasser zuführen“ (Weinand 2011, S. 42f.).

Unter Nolden
Der Kölner Kaufmann Paul Joseph Nolden erwarb um das Jahr 1800 gemeinsam mit seinem Sohn Johann Anton Josef Nolden Grundbesitz in Plaidt. Es handelte sich dabei in erster Linie um ehemaligen Kloster- und Adelsbesitz, der im Laufe der Säkularisierung und Mediatisierung versteigert worden war. Bei dem erworbenen Grundbesitz handelte es sich auch um Grundstücke am Ufer der Nette und - das geht aus einem Antrag aus dem Jahre 1802 hervor - um die Genehmigung eine ehemalige Gips- und Ölmühle in eine Papiermühle umzuwandeln. Da es dem Antrag an genauen Benennungen von Mühlengebäude oder Grundstück fehlt, lässt sich die Mühle nicht eindeutig identifizieren. Frank Neupert vom Plaidter Geschichtsverein e.V. plädiert dafür, dass es sich bei dieser Mühle um die Metternicher Trassmühle gehandelt haben müsse (Weinand 2009, S. 51). Noldens Antrag wurde von der Präfektur des Rhein-Mosel-Departments genehmigt und bereits 1811 beschäftigte Nolden in seiner Papiermühle 25 Personen, was für einen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens spricht. Der Mühlenkomplex umfasste mehrere Gebäude, die Mahlwerke wurden durch je ein Wasserrand angetrieben. Nolden gibt an, im Jahr 100.000 Kilogramm Lumpen, damals für die Papierherstellung erforderlich, aus der umliegenden Region verarbeitet zu haben (Weinand 2009, S. 51). Die Qualität der erzeugten Produkte (Schreibpapier, Druckpapier und weitere gewerblich genutzte Papierarten) war hoch und die Waren wurden international vertrieben. Mit ansteigendem Erfolg expandierte die Noldensmühle: 1829 beschäftigte Nolden 36 Arbeiter, 1836 wuchs die Zahl der Belegschaft auf 40 Personen an. Es wurden Waren im Wert von 30.000 Reichstaler produziert (ebd. S. 51).
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Neue Besitzer: Harf, Kappel, Pollez und Seligmann
1843 verkaufte Nolden seine Papiermühle an mehrere jüdische Unternehmerfamilien. Es handelte sich dabei um die jüdischen Unternehmerfamilien Harf aus Köln, Kappel aus Hersel, Pollez aus Mainz und Seligmann aus Koblenz. Die neuen Besitzer bauten die Papiermühle in eine Öl- und Trassmühle um, behielten aber vermutlich in einer von insgesamt drei Mahlmühlen die Produktion von Löschpapier bei. Dies geht aus einer Beschreibung der Mühle aus den 1850er Jahren hervor.

Erneute Besitzerwechsel
1882 erwarb der aus Niederdrove bei Düren stammende Papierfabrikant Wilhelm Anton Kayser die Mühle mit dem Plan, sie erneut zur Papiermühle umzufunktionieren. Allerdings starb er im gleichen Jahr. Seine Frau führte die Umwandlung zur Papierfabrik durch, erwarb ebenfalls die Rauschermühle, in der damals auch ein Hotel und Ausflugslokal betrieben wurden. Die Noldensmühle und Rauschermühle wurden zur W. A. Kayser Wwe. GmbH zusammengeführt. Die Witwe Kayser verkaufte die Mühle 1909 (Weinand 2009, S. 53f.). Neue Besitzer der Noldensmühle und der dazugehörigen Ländereien wurden Carl Reinartz, Johannes Stephan Weinand und Wilhelm Dimmers, die das Unternehmen als GmbH weiterführten und unter dem Namen Papierfabrik Noldensmühle GmbH firmierten. Ein Briefkopf aus dem Jahr 1911 zeigt noch die alten Gebäude der Noldensmühle und ein paar neue Gebäudeteile (siehe Abbildung in der Mediengalerie). 1910/1911 kam es zu einem Großbrand im Mühlenkomplex, ausgehend vom Altpapierlager. Die dort gelagerten gepressten Papierballen schwelten noch eine Woche lang. Im Rahmen des Wiederaufbaus der zerstörten Gebäudeteile wurden durch die Königliche Gewerbeinspektion zu Coblenz neue Sicherheitsstandards durchgesetzt (Weinand 2011, S. 34). Im Jahr 1912 wurde ein Gutachten zur möglichen Nutzung der Wasserkraft der Nette durch eine 172 PS starke Heißdampflocomobile und einer 172 PS starken Wasserkraftanlage erstellt. Das Gutachten fiel zugunsten der Wasserkraftanlage aus, 500.482 Mark günstiger, woraufhin diese ergänzend zum noch vorhandenen Kessel installiert wurde (Weinand 2011, S. 36). 1912 trat Wilhelm Dimmers aus dem Unternehmen aus und verkaufte seine Besitzanteile zu gleichen Teilen an die beiden verbliebenen Partner.

Weinand wird alleiniger Geschäftsführer
1915 ernannte das Amtsgericht Andernach Johannes Stephan Weinand, bis dahin Gesellschafter, übergangsweise zum Geschäftsführer („Ersatz-Geschäftsführer“), da der bisherige Geschäftsführer Carl Reinartz zum Militärdienst eingezogen worden war. Reinartz erhob Einspruch und es kam zum Rechtsstreit vor dem Königlichen Landgericht Koblenz. Letztendlich war Weinand 1917 alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der Papierfabrik mit einem Stammkapital von 99.000 Mark. Die Familie Weinand zog von Andernach nach Plaidt und auch der Firmensitz wurde dorthin verlegt (Weinand 2011, S. 40f.).
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Neue Firma und Umbaumaßnahmen
1923 ließ Weinand seine Firma, die „Papierfabrik Noldensmühle GmbH“, im Handelsregister des Amtsgerichts Andernach löschen. Gleichzeitig gründete er die „Papierfabrik Noldensmühle Johannes St. Weinand in Plaidt bei Andernach a. Rhein“ (Weinand 2011, 45). Ein Jahr später wurde die Fabrik um eine Schmiedewerkstatt erweitert. Mitte der 1920er Jahre folgten weitere Umbaumaßnahmen, so erhielt das Gebäude beispielsweise eine Zentralheizung. Auch technisch schuf Weinand Ende der 1920er Jahre Neuerungen. Anfang der 50er Jahre rüstete Johannes Stephan Weinand ebenfalls nochmal auf. Er erweiterte das Werk um eine weitere Papierproduktionsmaschine und ein Kesselhaus (Weinand 2011, S. 56f.).

Umwandlung der Firma
Weinand hatte 1923 bei der Umwandlung der Firma von einer GmbH in die neue Papierfabrik versäumt, die Immobilien ebenfalls als Besitz der neuen Firma einzutragen. Erst 1936 bzw. 1937 konnte Weinand die ordentliche Liquidierung der alten GmbH veröffentlichen und die alten Immobilien auf die neue Firma übertragen lassen (Weinand 2011, S. 62).

Die Noldensmühle wird verkauft
Bis ins Jahr 1958 führten Johannes Stephan Weinand und - nach seinem Tode im Jahre 1948 - seine Familie das Unternehmen. Am 15. September 1958 kaufte die Papierfabrik Sundern GmbH aus dem Sauerland die Papierfabrik für 700.000 DM auf, Familienmitglieder blieben in Führungspositionen der Papierfabrik angestellt (Weinand 2016, S. 82f.). Erst wurde die Produktpalette eingeschränkt, dann wurde die Papierfabrik in Plaidt geschlossen. Am 23. Dezember 1967 wurde die Produktion auf der Noldensmühle, mittlerweile Zweigwerk der Papierfabrik Sundern, eingestellt. In den darauffolgenden Jahren wurden die Gebäude an Privatpersonen verkauft (Weinand 2016, S. 85).

(Florian Weber, Universität Koblenz, 2023 / freundliche Hinweise von Frau Dr. Maria Zaar-Görgens und Herrn Elmar Weinand)


Internet
plaidt.de: Schlagwort: Noldensmühle (abgerufen 19.09.2023)
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Literatur

Morbach, Hans / Ortsgemeinde Plaidt (Hrsg.) (1983)
Plaidt in der Pellenz. Koblenz.
Neupert, Frank (1995)
Wassermühlen in Plaidt. In: Neupert, Frank (Hrsg.): 1100 Jahre Plaidt. Beiträge zur Ortsgeschichte, S. 149-178. Plaidt.
Prößler, Berthold (1995)
Wirtschaft und Sozialstruktur Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert. In: Beiträge zur Ortsgeschichte, S. 179-194. Plaidt.
Weinand, Elmar (2016)
Die Noldensmühle - Teil 3. Von Johannes Stephan Weinand bis zur Aufgabe der Papierfabrik. In: Plaidter Blätter - Jahrbuch des Plaidter Geschichtsvereins, 14. Jg. (2016), Plaidt. Online verfügbar: https://plaidtergeschichtsverein.de/
Weinand, Elmar (2011)
Die Noldensmühle - Teil 2. Von Wilhelm Anton Kayser zu Johannes Stephan Weinand. In: Plaidter Blätter 9, Plaidt. Online verfügbar: https://plaidtergeschichtsverein.de/
Weinand, Elmar (2009)
Die Noldensmühle - Teil 1. Von der Mahl- zur Papiermühle. In: Plaidter Blätter 7, Plaidt. Online verfügbar: https://plaidtergeschichtsverein.de/

Noldensmühle in Plaidt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mühlenstraße 48
Ort
56637 Plaidt
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Florian Weber (2021): „Noldensmühle in Plaidt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344122 (Abgerufen: 19. April 2024)
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