Geschichte
Benannt war das Haus nach Josef Kanter, einem der Besitzer. Josef Kanter betrieb in diesem Eckhaus eine Pferdemetzgerei. Auf Josef Kanter folgte Eberhard Vianden. Vianden betrieb in diesem Gebäude einen Obstladen. Ende der 1930er Jahre unterhielt der letzte Besitzer und Friseurmeister Anton Butz hier seinen Friseur-Salon. Im Jahr 1941 brach plötzlich vor dem Haus die Straße auf und ein großes Loch wurde sichtbar. Das Fundament des Hauses drohte abzusacken. Eilig wurde der Handwerker Anton Scherer von der Gemeinde beauftragt, das Loch zu stabilisieren und somit das Gebäude zu retten. Scherers Ansatz, das Loch durch das Einschlämmen zu verfüllen, erwies sich jedoch als dramatisch falsch. Das Fundament des Hauses geriet in Bewegung, die Wände des Hauses Kanters Eck rissen. Diese Risse schädigten das Gebäude so grundlegend, dass ein kurzfristiger Abriss vorgenommen werden musste. Wie auch im Falle des Hauses Pickel in der Bahnhofsstraße 29, konnte hier ein Absacken der im Boden befindlichen Tuffaschen als Grund ermittelt werden. Der Tuff war mit Wasser in Kontakt gekommen und damit in sich zusammengefallen. Aus diesem Grund verschlechterte das Einschlämmen die Festigkeit des Bodens und führte letztlich zum Abriss des Hauses. (Horch 2004, 30 u. 36)
Gebäude
Eine historische Fotografie (siehe Abbildung in der Mediengalerie) gibt Aufschluss darüber, wie das Haus „Kanters Eck“ ausgesehen hat. Die Hauptfassade des dreigeschossigen Gebäudes (Erd-, und zwei Obergeschosse) zeigte in Richtung Bahnhofstraße und war leicht gewölbt. Die Sockelzone war aus Basaltsteinen gemauert. Darüber erhob sich Backsteinmauerwerk. Rechts vom Eingang erlaubte ein breites Schaufenster einen Blick auf die Auslagen. Auch im ersten Obergeschoss ließen zwei sehr breite Fenster Licht ins Haus. Das Dachgeschoss schloss mit einem Satteldach mit zwei vorgeblendeten Spitzgiebeln ab. Zu den Seiten hin war das Haus verputzt. Rechts konnte man durch ein Tor in den ummauerten Innenhof gelangen. Vermutlich wurden zur Zeit der Metzgerei in diesem Innenhof die Schlachtungen ausgeführt. Zur leicht erhöhten Eingangstür des Hauses führte eine Kopfsteinpflasterspur hin. Die übrige Straßenfläche war nicht gepflastert. Dieser Umstand ist deshalb interessant, weil Tuffstein die Eigenschaft besitzt, bei Kontakt mit Wasser zu implodieren. So wie es dann letztendlich auch passierte, was zum Abriss des Gebäudes führte.
(Noorina Choudry, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Frank Neupert und Herrn Wolfgang Horch, 2021)