Harzofenmodell in Elmstein

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Elmstein
Kreis(e): Bad Dürkheim
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 21′ 22,64″ N: 7° 57′ 1,33″ O 49,35629°N: 7,95037°O
Koordinate UTM 32.423.777,06 m: 5.467.593,82 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.423.822,02 m: 5.469.341,79 m
  • Harzofenmodell in Elmstein (2022)

    Harzofenmodell in Elmstein (2022)

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  • Informations-Tafel des Harzofenmodells (2022)

    Informations-Tafel des Harzofenmodells (2022)

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Pech gehabt? Früher war das wertvoll. Die Harz- und Pechgewinnung mit einem Harzofen spielte in Elmstein eine besondere Rolle. Pech war früher ein Universalmittel - ob als Waffe, Schmiermittel oder zum Abdichten, es wurde in vielen Bereichen eingesetzt.

Nicht nur in Grimms Märchen bei Frau Holles „Pechmarie“. Auch die Verteidiger von Burgen haben Angreifer mit Pech abgewehrt. Die dafür vorgesehenen „Pechnasen“ sind heute noch zu sehen. Bei den bei uns gebauten Harzöfen handelt es sich um Einrichtungen, die gezielt für die Pechgewinnung gebaut wurden. In der Pfalz beschränkten sich diese sogenannten Harzsiedereien seit Anfang des 18. Jahrhunderts auf das Gebiet um Kaiserslautern (insbesondere das Landstuhler Bruch), Elmstein und Bad Dürkheim. Als erste Urkunde ist bekannt, dass Lorenz Rosenzweig aus Hagenau im Jahre 1657 eine Niederlassung in Kaiserslautern beantragt für das Brennen von Pottasche und das Sieden von Harz. In Hohenecken arbeitete ein „Nationaldomänen-Harzbrenner“ mit 16 Beschäftigten. Für seine zwei Harzöfen benötigte er ca. 100 Klafter (= 300 Ster) Schürholz. Er hatte das alleinige Recht die Stöcke der Kiefern zu graben. Die Pacht dauerte 6 Jahre. Jährlich wurden 200 bis 300 Ohm Harz gewonnen (Lt.Lexikon: 1 Ohm = 140/160 ltr.) d.s. für 200 Ohm ca. 28 000 Liter.

Für uns heute eine unvorstellbare Menge. Die innere „Glocke“, auch „Blase“ genannt, der pfälzischen Harzöfen, hatte einen Inhalt von 10 bis 12 cbm. Für einen Brand waren erforderlich: Kienholz 5 bis 6 Klafter, Schürholz 3 bis 4 Klafter Das Ergebnis war: Harz 2100 Pfund, schwarzes Pech 100 Pfund, Holzkohle aus dem Kienholz 150 Pfund. Zusätzlich gewann man noch Pottasche an den Feuerungen. Alois Schäfer (Lehrer in Weilerbach) gibt uns einen interessanten Bericht: „Der Harzofen bei Weilerbach und sein ehemaliger Betrieb“. Danach hatten unsere Harzöfen folgendes Aussehen:

Auf dem Fundament von ca. 2.70 Meter Durchmesser war eine doppelwandige Glocke aufgemauert. Die innere Glocke aus Ziegelsteinen, etwa 15 cm stark, die äußere Glocke innen mit Ziegelsteinen, außen mit Sandsteinen, etwa 1 Meter stark. Die Höhe des Ofens betrug etwa 3 Meter. Zwischen beiden Glocken befanden sich die Feuergänge in etwa gleicher Stärke wie die innere Glockenwand. Im Abstand von ca. 1 Meter befanden sich rund um die äußere Glocke ca. 8 Heiz- oder Schürlöcher, mit den ungefähren Maßen 0,60 x 0,45 Meter. War die innere Glocke mit Kienholz gefüllt und gut abgedichtet, wurde der äußere, ebenfalls mit Holz gefüllte Feuergang, durch die Schürlöcher entzündet. Die Hitze staute sich in dem Zwischenraum der beiden Glocken, konnte durch die dicke Außenwand nicht entweichen und drang durch die dünne Innenwand in die innere Glocke ein. Durch die Hitze schmolz der Kien. 24 Stunden nach dem Anzünden geht Harzöl ab, mit Wasser durchsetzt - danach erfolgt der eigentliche Harzfluss, er dauert etwa 4 Tage - schließlich fließt noch „Schwarzwasser“ ab, das in einem eisernen Kessel zu Pech eingekocht wird - die Brenndauer betrug bis 6 Tage, die Überwachung musste Tag und Nacht erfolgen.

Harz - Pech war früher ein wertvolles Produkt gewesen, Wer hat alles Pech gebraucht? Ich möchte nur einige Beispiele nennen:

Es waren die Erbauer von Holzschiffen, die diese ohne Pech nicht imprägnieren konnten.
Man brauchte Pech zum Abdichten, zum „verpichen' von Fässern.
Die “Wagenschmiere„ war mit Fett angereichertes Pech.
Der Schmied hat insbesondere die Eisenteile für die Wagen mit “Schmiedepech„ behandelt, das gab den Eisenteilen einen schönen, schwarzen Glanz.
Der Schuhmacher zog den Nähfaden durch solche Harzteile, das war dann die Drahtspitz.
Der Sattler benutzte Pech für das Geriem der Zugpferde und Zugochsen.
Die Treibriemen, insbesondere die Riemen der Transmissionen wurden mit Pech behandelt.
Segelzeug, Seide, Taue, selbst Schuhe, Pechfackeln, überall hat man Pech gebraucht.

Und heute? “Keiner will „ P e c h “ haben!
Eine Harz-/Pechgewinnung in Ofen war aber nur möglich, wo es Kiefernbestände gab, doch waren diese in unseren Wäldern nicht so groß wie heute, weil erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Kiefer bewusst gefördert wurde. Wir haben hier in der Nähe von Appenthal den Kiefernaltbestand „Ehescheid“, einen der ältesten Kiefernbestände in der Pfalz. Die Stöcke der gefällten Kiefern, in denen sich der Kien erst nach der Fällung anreicherte, lieferten das begehrte Kienholz. Unter großer Mühe wurden die Stöcke ausgegraben. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade hier, wo es sicher viel Kienholz zu gewinnen gab, viele Harzöfen in Betrieb waren. Reste von 4 Harzöfen sind im Ortsteil Harzofen gefunden worden, weitere Fundorte sind das Legeltal und das Speyerbachtal in der Waldabteilung „An der Schmelz“. Durch die Tätigkeit des Harzbrennens sind auch Orts und Flurnamen entstanden. Lt. E. Christmann sind es 46 in der Pfalz. Wie hier in Elmstein, den Ortsteil „Harzofen“, eine angrenzende Waldabteilung heißt „Harzhütten“. Die Harz- bzw. Pechsiederei war eine einträgliche Tätigkeit. Versteigerungen wurden notwendig, wie aus einer Anzeige im Intelligenz-Blatt des königlichen Baierischen Rheinkreises aus dem Jahre 182 1, Nr. 298 Seite 1282, zu ersehen ist. Hätte es sonst die großen Streitigkeiten gegeben um die Harzgewinnung wie sie Helmut Seebach in seinem Buch „Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz“ beschreibt? Die fortschreitende industrielle Entwicklung war das Ende dieser natürlichen Harzgewinnung.

(Kreisverwaltung Bad Dürkheim, 2022)

Internet
Elmsteiner Heimatschrift

Quelle
Elmsteiner Heimatschrift, Heft 11 Dezember 2004, Feyock, Otto & Uhly, Erich: Nachbildung eines Harzofens in Appenthal S. 24-25.


Harzofenmodell in Elmstein

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Weihersbergstraße
Ort
67471 Elmstein / Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Vor Ort Dokumentation, Archivauswertung

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Kreisverwaltung Bad Dürkheim: „Harzofenmodell in Elmstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344108 (Abgerufen: 20. April 2024)
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