Alte Klosterkirche in Maria Engelport

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Treis-Karden
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 07′ 29,62″ N: 7° 16′ 43,74″ O 50,12489°N: 7,27882°O
Koordinate UTM 32.376.970,89 m: 5.553.935,60 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.591.490,49 m: 5.555.084,21 m
  • Die alte Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2001)

    Die alte Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2001)

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  • Rekonstruktion der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2018)

    Rekonstruktion der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2018)

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    Thomas Schneider und Norbert J. Pies
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  • Rekonstruktion der alten Klosterkirche und der angrenzenden Konventsgebäude des Klosters Maria Engelport bei Treis-Karden (2021)

    Rekonstruktion der alten Klosterkirche und der angrenzenden Konventsgebäude des Klosters Maria Engelport bei Treis-Karden (2021)

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  • Die Chorruine der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

    Die Chorruine der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

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  • Grundriss der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

    Grundriss der alten Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

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  • Rekonstruktion der Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2018)

    Rekonstruktion der Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2018)

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  • Rekonstruktion des Kreuzgangs der Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2021)

    Rekonstruktion des Kreuzgangs der Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (2021)

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  • Ölbild der Ruine alte Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

    Ölbild der Ruine alte Klosterkirche im Kloster Maria Engelport bei Treis-Karden (1903)

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Die alte Klosterkirche aus dem 15. Jahrhundert dürfte auf den im 13. Jahrhundert erstellten Vorgängerbau zurückgehen. Sie wurde nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert teilweise abgerissen und Anfang des 19. Jahrhunderts von den Oblaten in die neue Klosteranlage integriert, indem Wirtschafts- und Wohnräume eingerichtet wurden.

Gebäude
Kreuzgang
Singchor
Hochaltar
Annakapelle und Annenverehrung
Georgskapelle
Marienaltar
Michaelsaltar
Sakristei, Beichtstühle und Kanzel
Kulturdenkmal

Gebäude
Die alte Klosterkirche war ein einschiffiger gotischer Bau, Schorn spricht von romanischer Basilika, der laut Einschätzung Wackenroders im Kern erhalten geblieben war (Schorn 1966). Tatsächlich hatten nur die Kirche und der Kreuzgang den Dreißigjährigen Krieg überstanden, während die anderen Gebäude von Grund auf neu erbaut werden mussten. Die laut Denkmalgutachten von 1903 spätgotische aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirche dürfte unter der Ägide der Meisterin Margaretha Cratz von Scharffenstein erbaut oder grundlegend renoviert worden sein. Dazu passt auch, dass die heute in einer Kapelle auf den oberen Lehmer Höfen befindliche Osannaglocke zwischen 1450 und 1501 gegossen wurde. Lehfeld vermutet, dass die Kirche im 18. Jahrhundert umgebaut worden sein könnte (Lehfeld 2014).

Die Kirche war 32 Meter lang und etwa 7,85 bis 8,00 Meter breit, mit etwa 1,40 Meter dicken Mauern. Sie hatte einfache, schlanke, leicht spitzbogige Fenster und zwar zum Kreuzgang hin sechs und bergseitig fünf sowie in der Westwand zwei von der Empore durchschnittene und darüber ein weiteres hohes spitzbogiges Fenster in der Mittelachse. Unter dem drittletzten Fenster der Südwand war die Eingangstüre für Besucher. Vom Konventsgebäude her war die Kirche über die im Priesterhaus gelegene Sakristei zugänglich sowie über eine Wendeltreppe vom Nonnenchor aus.

Während der nicht kunstlose Chor mit Steinen kreuzgewölbt war, hatten das Kirchenschiff, der Singchor und die darunter liegende Annakapelle flache Holzdecken. Der Chor hatte laut Lehfeld ein aus fünf Seiten des Achtecks bestehendes Schlussjoch und ein Langjoch, das ebenso breite einschiffige Langhaus vier Joche. Die Rippen der zwei Kreuzgewölbe des Chors ruhten auf zweiseitigen schilfblattverzierten zierlichen Konsolen und hatten unten ausgenischte Wände. An der Choraußenseite befanden sich rot getünchte Strebepfeiler. Laut Hauschronik der Oblaten waren auf einigen Wandflächen der Längsmauern noch Spuren der früheren „kunst- und geschmacklosen“ schachbrettartigen Malerei in Rot zu sehen. Gemäß Forderung der Denkmalbehörde integrierten die Oblaten die alte Kirche in die neue Klosteranlage. Der Chorraum wurde zur Schmiede und in dem Langhaus wurden im Erdgeschoss zunächst eine Wäscherei, eine Bäckerei und dann eine Schlosserei und Garagen eingerichtet. Im Obergeschoss wurde über der Schmiede eine Kapelle gebaut und ansonsten mehrere Zimmer. Der Dachboden diente zeitweise der Lagerung von Frucht.
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Kreuzgang
Normalerweise stoßen in nördlichen Ländern der Kreuzgang und die Konventsgebäude südlich an die geostete Kirche, um in der Klausur möglichst lange Sonne zu haben. In Engelport war das nicht der Fall. Der Kreuzgang im Norden, sicherte hier eine etwas höhere Lichtausbeute. In ihm und dem Kreuzhof wurden Konventsmitglieder und Pfründner beerdigt.

Singchor
Der Sing- oder Jungfrauenchor war über eine Türe in der Westwand von dem Wohngebäude der Chorfrauen und über eine Wendeltreppe vom Kircheninnern aus erreichbar. Diese sehr tief liegende Empore zog sich etwa elf Meter in die Kirche hinein. Auf dem Singchor stand hinter der Orgel mit neun Registern und drei Bälgen der sogenannte Michaelsaltar. Auch wurden hier die Gebeine der als selig verehrten Beatrix aufbewahrt. Das Chorgestühl umfasste 22 Stallen. Über dem Singchor befand sich ein Turm mit drei Glocken, an deren größte die Turmuhr anschlug.

Hochaltar
In der Kirche befanden sich fünf zierliche, gut ausgestattete, Altäre mit großen, festen, konsekrierten Steinen. Der ursprüngliche Hochaltar war 1272 von dem Trierer Erzbischof Heinrich von Vinstingen geweiht worden. Patrone waren – vermutlich neben der Muttergottes – der hl. Nikolaus und die hl. Katharina. Bei der Aufhebung Engelports verfügte der Hochaltar über einen zierlich bemalten Tabernakel. Möglicherweise ist er identisch mit dem heute in der Orannakapelle zu Lahr (Hunsrück) befindlichen Altar aus dem Frühbarock.
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Annakapelle und Annenverehrung
Um 1500 war die durch Johann Trithemius (1462-1516) geförderte Annaverehrung im Erzstift Trier sehr stark ausgeprägt. Auch in Engelport gab es unter der Empore eine durch eine Mauer von der Kirche abgetrennte, vom Kreuzgang her zugängliche Annakapelle, die für das Gesinde gedacht war. Sie war am 8. März 1525 von Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads eingeweiht worden. Wahrscheinlich ist sie identisch mit einer 1320 erwähnten Krypta.
Der Annentag wurde in Engelport jährlich ausgiebig gefeiert und für die regionale Bevölkerung hatte die Kapelle eine besondere Bedeutung als Wallfahrtsort für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch oder mit kranken Kindern. Zur Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden Legenden um Wunderheilungen, die jedoch von der offiziellen Kirche ignoriert wurden.

Georgkapelle
Heute sind von dieser an der rechten Seite der Kirche befindlichen Kapelle keine Reste mehr erkennbar. Sie war am 4. März 1308 von Johann von Wildenberg, einem Enkel des Klostergründers, und seiner Ehefrau Irmgard von Ouren mit Gütern zur Unterhaltung eines Vikars ausgestattet worden. Für diesen Weltpriester existierte ein eigenes Wohnhaus. Zwar erfolgten später weitere Zuwendungen, die Kapelle wurde aber 1528 dem Kloster einverleibt, mit der Auflage, für ihre bauliche und kultische Erhaltung zu sorgen. Angeblich wurden Wohnhaus und Kapelle trotzdem abgerissen. Allerdings legten die Oblaten 1910 an der Südseite der Chorruine einen Raum frei, der teils als Beinhaus genutzt worden war und offensichtlich den Rest der Georgkapelle darstellte. Die Gebeine wurden auf dem Oblatenfriedhof in einem eigenen Grab beigesetzt. 1802 existierte neben dem der Muttergottes geweihten Nebenaltar ein weiterer auf der Epistelseite, der dem hl. Josef und dem hl. Georg geweiht war. Wahrscheinlich war er eine Reminiszenz an die aufgegebene Georgkapelle.
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Marienaltar
Nachrichten über den auf der Evangelienseite befindlichen Marienaltar im Kloster Engelport gibt es kaum. Er wird lediglich einmal zur Mitte des 15. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Einnahmen eines Kardener Kanonikats erwähnt und später noch einmal in einem Visitationsbericht. Ein altdeutscher (Flügel-?)Altar mit Szenen aus dem Leben Mariens, gemalt von dem Kölner Maler Vincenz Huber, soll Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz von Melchior Sontag gewesen sein.

Michaelsaltar
In dem Totenbuch des Klosters ist unter dem 4. November vermerkt, dass Karl von Orscelaer 150 Florin und den Altar im Jungfrauenchor gestiftet habe. Dieser Altar dürfte mit dem von Wilhelm Mülheim 1658 genannten Michaelsaltar identisch sein, der Maria-von-den-Engeln geweiht war.

Sakristei, Beichtstühle und Kanzel
Zu beiden Seiten des Hochalters befand sich jeweils eine Sakristei. In der zum Priesterhaus gehörenden kleideten sich die Priester an. In ihr stand ein Beichtstuhl. Zwei öffentliche Beichtstühle standen an der Trennwand von Kirchenschiff und Annakapelle. Die linke Sakristei entpuppte sich später als frühere Georgkapelle. Ebenfalls im Kirchenschiff, an der Nordseite, befand sich eine Kanzel.
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Kulturdenkmal
Die alte Klosterkirche in Maria Engelport wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis im Eintrag zum Kloster geführt. Der Eintrag lautet: „Ehem. Prämonstratenserinnenkloster Maria Engelport Flaumbachtal 4, zweischiffige Basilika und neuer Klostertrakt, Bruchstein, 1903/05; von der alten Anlage Umfassungsmauern der 1272 geweihten Kirche und Alter Trakt, 16./17. Jh.; Wappen, bez. 1716; Wirtschaftstrakt, Bruchstein; Grotte, 1915; am Weg zum Friedhof Skulpturen; auf dem Friedhof gusseisernes Kreuz, Rheinböllener Hütte, 2. Hälfte 19. Jh.“.

(Norbert J. Pies, Treis-Karden, 2022)

Literatur

Friderichs, Alfons (1976)
Kloster Maria-Engelport bei Treis an der Mosel. (Rheinische Kunststätten, Heft 3.) Neuss.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 19. Mai 2022. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Cochem-Zell, abgerufen am 12.12.2022
Lehfeldt, Paul (1886)
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz. (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz / beschrieben und zusammengestellt von Paul Lehfeldt ; 1. Bd.) Düsseldorf.
Pies, Norbert J. (2020)
Alt-Engelporter Lesebuch. 800 Jahre Klostergeschichte in 80 Kapiteln. In: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. Neue Reihe ; Band 4, Erftstadt.
Pies, Norbert J. (2020)
800 Jahre Kloster Maria Engelport – 71 ausgewählte Kapitel aus seiner Geschichte. Erftstadt.
Pies, Norbert J. (2018)
Alt-Engelporter Ansichten. Impressionen und Rekonstruktionen. In: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. Neue Reihe ; Band 3, Erftstadt.
Pies, Norbert J. (2017)
Die Engelporter Annenverehrung. In: Jahrbuch 2018 für den Kreis Cochem-Zell, S. 188-193. Cochem.
Pies, Norbert J. (2014)
Aus der Geschichte von Lahr (Hunsrück). Die Oranna-Kapelle, Wegekreuze und Bildstock. Erftstadt.
Pies, Norbert J. (2010)
Zwei Alt-Engelporter Madonnen. Das Ergebnis einer spannenden Spurensuche. In: Hunsrücker Heimatblätter Nr. 144 Jg. 50., S. 233-237. Erftstadt.
Pies, Norbert J. (2003)
Vom Flaumbach in die weite Welt. 100 Jahre Oblatenkloster Maria Engelport und seine Vorgeschichte. Erftstadt.
Pies, Norbert J.; teilw. mit Pfeil, Werner P. (2000)
Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. In: Alte Reihe, 13 Bände, Köln, Frechen, Erftstadt.
Schorn, Carl (1966)
Eiflia sacra oder Geschichte der Klöster und geistlichen Stiftungen der Eifel. zugleich Fortsetzung resp. Schluss der Eiflia illustrata von Schannat-Baersch. 2 Bände Bonn 1888 und 1889 (Nachdruck von Otto Zeller). Osnabrück.
Wackenroder, Ernst (1959)
Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz / im Auftr. des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Band 3.) München/Berlin.

Alte Klosterkirche in Maria Engelport

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Flaumbachtal 4
Ort
56253 Treis-Karden
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Norbert J. Pies (2022): „Alte Klosterkirche in Maria Engelport”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344059 (Abgerufen: 8. Oktober 2024)
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