Kleinbäuerliches Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Sankt Aldegund
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 04′ 53,67″ N: 7° 07′ 47,13″ O 50,08157°N: 7,12976°O
Koordinate UTM 32.366.196,44 m: 5.549.375,69 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.904,92 m: 5.550.093,79 m
  • Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund

    Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund

    Copyright-Hinweis:
    MARKUS KROTH
    Fotograf/Urheber:
    Markus Kroth
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In der Christophorusstrasse 13 steht ein typisches, kleinbäuerliches Winzerhaus. In seiner inneren Struktur entspricht das Gebäude heute noch der Zeit der Erbauung und der Erweiterung im 16. und frühen 17. Jahrhundert.

Bauphasen
Das Haus Christophorusstraße Nr.13, entstand in zwei Bauphasen. Das Haupthaus mit Eingang in der Christophorusstrasse entstand nach nicht belegten Informationen um das Jahr 1530 n. Chr. In der zweiten Bauphase, im frühen 17. Jahrhundert, wurde im Jahre 1606 ein „Kelterhaus“ in Richtung Osten angebaut. Der großzügige Eingang zum Kelterhaus trägt am Türsturz die Jahreszahl 1606. Kelterrecht hatten zu dieser Zeit nur der Adel, die Klöster sowie die Einrichtungen im Besitz des Kurfürsten. Das „gemeine Volk“ musste seine Trauben in den Kelterhäusern von Adel und Klerus verarbeiten lassen. Da der sogenannte „Kelterbann“ erst viel später aufgehoben wurde, ist anzunehmen, dass das Haus in adeligen oder kirchlichen Besitz überging, damit Kelterrecht erlangte und dies durch den Anbau im Jahre 1606 genutzt werden konnte. Das Haus könnte also - zumindest vorübergehend - ein „Klosterhof“ gewesen sein. In seiner inneren Struktur ist das Haus noch weitgehend erhalten.

Gebäude
Das Haus steht am Hang und in der Gasse hinab zur Kirche findet man die Tür zum Weinkeller. Die bescheidene Ernte reichte für zwei bis drei Fässer. Der Weinverkauf brachte Bargeld zur Deckung der bescheidenen Bedürfnisse an Kleidung, für Steuern usw. Neben dem Wein lagerte man im Keller noch Kartoffeln und Rüben. Im Keller stand auch der Steingut-Bottich gefüllt mit Sauerkraut und häufig auch das „Eingemachte“. Oberhalb des Kellers befand sich das „Kelterhaus“ zur Lagerung aller Geräte für Wein- und Ackerbau und die Kelter für das Pressen der Trauben. Eine halbe Etage höher am Hang befindet sich der Stall. Es handelt sich um einen Raum mit geringer „Kopfhöhe“, aber ausreichend zum Aufziehen von Schweinen und Ziegen. Nicht jeder war so wohlhabend, eine oder mehrere Kühe halten zu können.

Auf Straßenhöhe der Christophorusstrasse befindet sich der Eingang - eine sogenannte „Obergaden-Tür“. Diese dreiteilige Tür besteht aus einem „Oberlicht“ zur Belichtung der dahinter liegenden „offenen Küche“, Die Holztür ist zweiteilig und kann separat geöffnet werden. Den oberen Teil öffnet man zur Belüftung der Küche. Der untere Teil bleibt meist geschlossen, um beispielsweise auf der Straße frei herumlaufende Hühner, Katzen, Hunde abzuwehren. Man könnte die zweiteilige Tür auch als „Klön-Tür“ bezeichnen, weil man bei geöffnetem oberem Teil mit Vorübergehenden ins Gespräch kommen kann.

Die „offene Küche“ war der zentrale Lebensraum. Im Haus lebten mindestens drei Generationen die zusammen kochten, zusammen ihre Mahlzeiten einnahmen und meist auch die Freizeit in der Küche verbrachten. Ausgestattet war die Küche mit einem offenen Kamin mit Rauchfang zum Zubereiten der Speisen, einem Bord an der Wand zum Ablegen von Tellern, Schüsseln, Tassen, Bestecken und einem großen Tisch für die meist sehr zahlreichen Esser. Erst nachdem nach 1900 eine Wasserleitung im Dorf gebaut wurde, gab es in der „offenen Küche“ die einzige Wasserstelle im Haus mit einem „Spülstein“. Das Abwasser lief durch ein Rohr einfach auf die Straße, verdunstete dort oder lief an der nächsten Straßenecke hinab zur Mosel. Die „menschlichen Bedürfnisse“ erledigte man in einem Holzhäuschen, das auf einem kleinen Grundstück zusammen mit dem Misthaufen an der schmalen Gasse Richtung Kirche lag.

Oberhalb des Stalls befindet sich die Stube mit dem Vorteil, dass die Wärme des Stalls dem Raum eine gewisse Grundwärme gibt. Die Stube erreicht man über die Treppe, die zum Obergeschoss führt aber an der Stube einen Absatz hat. Das Haus ist bis in Höhe der offenen Küche festes Mauerwerk aus heimischem Bruchstein, nur die Stube ist aus Fachwerk aufgebaut. Die Decke der offenen Küche und der Stube liegen in gleicher Höhe. Das darüber liegende „Schlafstockwerk“ ist separat gezimmert und auf das Untergeschoss aufgesetzt. Neben den Schlafräumen gibt es im Oberschoss zumindest einen trockenen Raum für die Lagerung von Vorräten wie Getreide oder Pökel-Fleisch. Das Speichergeschoss dient der Lagerung von Heu und Stroh fürs Vieh und für das notwendige Brennholz. Die Konstruktionszeichnungen zeigen, wie die einzelnen Stockwerke aufgeteilt sind (siehe Abbildung in der Mediengalerie).

Selbstversorgung
Als „kleinbäuerlich“ kann das Haus deshalb bezeichnet werden, weil die früheren Bewohner Selbstversorger waren. Sie bauten Getreide und Kartoffeln auf gepachtetem Gemeindeland an. Sie besaßen Gärten um Gemüse für den Bedarf des ganzen Jahres anzubauen: Salate und frisches Gemüse für den Sommer, haltbar gemachtes und „eingewecktes“ Gemüse sowie Sauerkraut für den Winter. Auf eigenen Wiesen wurden frisches Gras oder Heu für das eigene Vieh geerntet. Da kamen für die großen Familien erhebliche Mengen zusammen, damit der Hunger an 365 Tagen gestillt werden konnte. Den sparsamen Fleischverbrauch bediente man durch die Haltung von Schweinen, Kühen und Ziegen, aber auch von Hühnern. Auch deren „Hunger“ wurde durch selbst erzeugte Produkte gestillt. Für den Verkauf wurde nichts produziert.

Kulturdenkmal
Das kleinbäuerliche Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Cochem-Zell geführt (Stand 2022). Der Eintrag lautet:
„Christophorusstraße 13
Fachwerkhaus, tlw. massiv, bez. 1606“.

(Gerhard Schommers, Sankt Aldegund, 2022 / freundliche Hinweise von Frau Stephanie Hank)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 19. September 2022. S. 65, Mainz.

Kleinbäuerliches Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Christopherusstraße 13
Ort
56858 Sankt Aldegund
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalzone gem. § 5 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Empfohlene Zitierweise
Gerhard Schommers (2022): „Kleinbäuerliches Winzerhaus in der Christopherusstraße 13 in Sankt Aldegund”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344042 (Abgerufen: 20. April 2024)
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