Die Entstehung der Hohlwege Im Wald nordwestlich von Unterpreth und der Luxemburger Straße haben sich umfangreiche Reste eines Hohlwegesystems erhalten. Solche Hohlwege oder Hohlwegbündel entstanden durch die jahrhundertelange Nutzung als Viehtrieb und Gehweg sowie durch das Befahren mit Fuhrwerken und finden sich besonders in Hanglagen. Am Hang des Eicherscheider Berges zwischen Hellenthal und Hollerath lassen sich auf einer Strecke von 1,7 Kilometern zahlreiche, teils tief in das Gelände eingeschnittene Wegespuren erkennen. Die gut erhaltenen Hohlwege bei Hellenthal lassen erahnen, wie beschwerlich Reisen in früheren Zeiten waren. Um die Fortbewegung für Mensch und Tier zu erleichtern, nutzte man den nur mäßigen Geländeanstieg entlang des Eicherscheider Berges. Durch die Wagenräder entstanden immer tiefere Fahrspuren. Wenn sich in den Wegen Schlamm ansammelte, wurde dieser herausgeschaufelt und an den Seiten aufgeworfen. Auf diese Weise bildeten sich die grabenartigen Strukturen der Hohlwege. Durch das Umfahren unpassierbarer Wegeabschnitte und um den Begegnungsverkehr zu ermöglichen, entstanden regelrechte Hohlwegbündel. An der breitesten Stelle sind es bis zu zehn parallel verlaufende Wege! Überregional von Bedeutung waren diese Hohlwege für den Bergbau und die Hellenthaler Eisenindustrie. Allein im Gemeindegebiet gab es vier Eisenhütten, die im 15. und 16. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebten.
Die Hohlwege in alten Karten Die älteste Darstellung findet sich in einer Karte von 1716, die anlässlich eines alten Streits zwischen den Untertanen der Schleidener und Reifferscheider Herrschaft um das Weiderecht angefertigt wurde. Hier ist die Route als „Die Landtstraaß nach dem Luxemburgischen“ verzeichnet. In der Tranchotkarte von 1808/1810 sind mehrere Wegetrassen dargestellt, die sich auch auf der Preußischen Uraufnahme von 1846 finden. Auf letzterer ist bereits die Trasse der heutigen Bundesstraße angelegt. Durch diese verloren die Hohlwege ihre Bedeutung.
Die archäologische Ausgrabung im Sommer 2021 Die Außenstelle Nideggen des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland führte eine archäologische Untersuchung am nördlichen Ende der Hohlwege durch. Der Querschnitt durch die Wege zeigt zwei Trassen, die in die anstehenden geologischen Strukturen eingreifen, und die überlagernden Verfüllungen. Der östliche Hohlweg weist eine Breite von 6,40 Meter auf. Die Vertiefung reicht bis zu 1,80 Meter in den anstehenden Schiefer. In Richtung der heutigen Bundesstraße findet sich ein Bodenauftrag vom Straßenausbau im vergangenen Jahrhundert. Der westliche Hohlweg schließt direkt an und greift ebenfalls ca. 1,80 Meter in den anstehenden Schiefer ein. Der Weg wurde bei der Flurbereinigung in den 1990er Jahren stark überprägt. Hier konnten bis in einen Meter Tiefe entsorgte Batterien und Flaschen festgestellt werden.
Moderner Chausseebau In nachrömischer Zeit bis zum neuzeitlichen Chausseebau waren unbefestigte Wege und Straßen die Regel. Auf ihnen mussten alle Güter transportiert werden, entweder auf Wagen, mit Tieren oder durch Menschen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann in Mitteleuropa, ausgehend von Frankreich, der moderne Straßenbau. Die technischen Regeln für den Bau der modernen Straßen beruhten weitgehend auf den antiken römischen Vorbildern. Angeregt vom französischen Vorbild entstanden auch im deutschsprachigen Raum seit Beginn des 18. Jahrhunderts Kunststraßen oder Chausseen, beispielsweise im Kurfürstentum Köln die befestigte Straße zwischen Köln und Bonn von 1727. In Preußen begann der planmäßige neuzeitliche Straßenausbau unter König Friedrich Wilhelm II. (König 1786-1797) im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Der neuzeitliche Chausseebau verstärkte sich im Rheinland in der Zeit der französischen Herrschaft, der Franzosenzeit von 1794 bis 1815. Die preußische Regierung übernahm ab 1815 die bereits laufenden Planungen sowie die technischen Vorgaben und Regeln von den Franzosen.
Die Straße zwischen Hellenthal und Hollerath, die Luxemburger Straße, ist heute Teil der Bundesstraße 256. Diese sollte bereits in der Franzosenzeit als Département-Straße gebaut werden. Nach einem königlich preußischen Erlass vom 4. Februar 1850 wurde die Straße von Köln über Zülpich bis nach Vianden (Luxemburg) zur Cöln-Luxemburger Bezirksstraße erklärt und der Ausbau aus Regierungsmitteln finanziert. Die Arbeiten wurden 1852–1856 durchgeführt, die Eröffnung – mit dem Kölner Geheimen Regierungs- und Baurat Ernst Friedrich Zwirner – fand am 28. Mai 1856 statt. Seit dieser Zeit wurden die Hohlwege nicht mehr für den überregionalen Verkehr genutzt.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2022)
Hinweis Das Hohlwegesystem bei Unterpreth ist eingetragenes Bodendenkmal (Gemeinde Hellenthal Nr. Bo/16; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. EU 108) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2022.
Methoden und Ergebnisse der historisch-geographischen und archäologischen Untersuchung und Rekonstruktion mittelalterlicher Verkehrswege. In: Vorträge und Forschungen 22, S. 433–483. o. O.
Klinke, L. (2020)
Wege durch die Zeit – zur Stratigrafie von Hohlwegen. In: Archäologie in Westfalen-Lippe 2019, S. 268–272. o. O.
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