Viele der Neuigkeiten entstanden in der Phantasie und waren äußerst unterhaltsam. So ist überliefert, dass der „Wähner Mechel“ berichtete, dass er bei der Arbeit auf den Feldern auf der Moselhöhe eine Hecke „met hunnertdousend Mesche“ beobachtet habe. „Mesche“ sind in St. Aldegund Spatzen. Die Zuhörer meinten: „Mechel, wäile iwwerträif awwer net“. Mechel meinte in seiner bekannten Bescheidenheit: „Awwer et woare zehndousend“. Aber auch das akzeptierten die Zuhörer nicht und Michel reduzierte: „Awwer ganz secher woaren dat dousend“. Aber auch das fand keinen Glauben. Darauf Mechel: „Awwer et woa su e Gewuschpels en der Heck“, also ein Gewusel.
Der Brunnen war über Generationen Wasserstelle für die Bewohner. Mit Eimern und Kannen versorgte man sich mit dem Wasser für Mensch und Vieh. Eine zweite Wasserstelle war der Dorfbach der unter dem ehemaligen Haus des Vogtes verlief oder das oberhalb befindliche „Brunnenstübchen“. Erst nach 1900 erhielt St. Aldegund eine Wasserleitung zu jedem Wohnhaus. Gespeist wurde die Wasserversorgung aus einer Quelle auf „Graben“. Die gab in langen, trockenen Sommern nur noch wenig Wasser her so dass an vielen Tagen „Wassermangel“ herrschte. Man versorgte sich mit den notwendigen Wasser am „Brunnenstübchen“ im Tal zwischen der Alten Kirche und dem Palmberg.
Aber auch Gemeindenachrichten wurden am Sonntag nach dem Hochamt auf der „Boa“ verlesen, gelegentlich auch auf dem Kirchplatz. Ein besonderes Erlebnis war die jährliche Weihnachtsbaumversteigerung auf der „Boa“. Die Gemeindearbeiter hatten mit dem Förster einen Wagen voll Weihnachtsbäume geschlagen der zur Versteigerung der Bäume auf der Boa stand. Ein Gemeindearbeiter stand auf dem Wagen und bot die Bäume Stück für Stück zum Erwerb an. Für schöne Bäume war das erste Gebot eine Mark, für schiefe und ungleichmäßig gewachsene Bäume 50 Pfennig. Dann ging das Bieten los und unter dem Johlen der Umstehenden wurde der Preis nach oben getrieben. Wenn niemand mehr bereit war, mehr zu bieten, rief der Gemeindearbeiter „Einmal, zweimal, dreimal“ und rief einem Gemeinderatsmitglied das am Fenster des damaligen Rathauses stand den Preis zu. Ein Rechnungsführer trug den Preis in eine Liste ein, der Käufer zahlte in bar und trug seinen Baum stolz nach Hause.
Und wie auf den Dörfern üblich, hatte fast jede Familie ihren „Rufnamen“, der mit dem Familiennamen im Pass nicht übereinstimmte. So wohnte rechts von der Boa der „Boa Pitter“, richtig der Peter Justen und links der „Boa Jupp“, richtig der Josef Henrichs. Die beiden Familien sind nicht verwandt. Der Name der „Boa“ wurde auch auf die Kinder übertragen auch wenn diese längst nicht mehr auf „der Boa“ wohnen.
(Gerhard Schommers, St. Aldegund, 2022)