Thematische Einordnung
Der Ritterstein „Am alten Glastalerhof“ gehört zur Kategorie „Eingegangene Siedlungen“. Die in diese Kategorie eingeteilten Ritterstein sollen an Orte erinnern, die früher von Menschen bewohnt und bewirtschaftet wurden. Auf den Rittersteinen wird der Ort der Wüstung und deren Namen erwähnt. Meistens handelt es sich dabei um verlassene oder zerfallene Ruinen mit verwilderten Gärten und Feldern, wenn sie nicht sogar ganz von der Oberfläche verschwunden sind. (Eitelmann, 2005)
Spezifische Einordnung
Am 9. Mai 1765 erwarb der General der Fürstlichen Leibgrenadiergarde zu Pirmasens Johann Wilhelm von Grandville von der fürstlichen Forstkammer ein Waldstück zur Errichtung eines Hofguts. Dieses entwickelte sich über die Jahre hinweg mehr und mehr zu einem großen Anwesen, das neben Gemüse- und Obstgärten und ca. 20 ha Ackerland der Offiziersherrschaft mit drei unterkellerten Wohnhäusern für die Diener- und Arbeiterschaft, einer Scheuer aus Stein und mehreren Stallungen Platz bot. Mit Ausnahme des Herrschaftshauses, das die Schwester des Generals bewohnte, wurde das restliche Gut verpachtet. Im Jahre 1821 verkaufte der Sohn des Generals, Oberleutnant Johann Wilhelm Ludwig von Grandville, das Anwesen, weil der Gutbetrieb als Geldquelle für den üppigen Lebensstil der Offiziersfamilie nicht ausreichte. Auch die nachfolgenden Käufer konnten das Gut nicht lange halten. Am 12. Februar 1872 verkaufte der letzte Eigentümer, Apotheker August Bruch, das Gesamtgut an die Pfälzische Forstkammer. Diese wiederum ließ im Jahr 1877 alle Gebäude abreißen und das Gebiet wieder aufforsten. (Eitelmann, S.269)
Der Ritterstein Nr. 298 mit der Inschrift „AM ALTEN GLASTALER HOF“ erinnert an den ehemaligen Hof bei Pirmasens, der unter den letzten Pächterfamilien König und Steiner ein ebenso beliebtes Wanderziel darstellte, wie es das Forsthaus Beckenhof in Pirmasens heute ist.
Die Inschrift „P.W.V“, die an dem Ritterstein rechts unten zu erkennen ist, steht als Abkürzung für Pfälzerwald-Verein.
(Jannika Koch, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2022)