Verwaltungsgebäude Stresemannstraße 3–5 in Koblenz

SGD Nord, Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, ehemalige Bezirksregierung Koblenz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Koblenz
Kreis(e): Koblenz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 21′ 26,3″ N: 7° 36′ 6,6″ O 50,35731°N: 7,60183°O
Koordinate UTM 32.400.543,91 m: 5.579.293,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.400.579,23 m: 5.581.085,35 m
  • Verwaltungsgebäude Stresemannstraße 3–5 in Koblenz

    Verwaltungsgebäude Stresemannstraße 3–5 in Koblenz

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Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord kann zwar selbst erst auf eine gut 20-jährige Geschichte zurückblicken, aber das Gebäude, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bürgerinnen und Bürger des Landes arbeiten, ist ein geschichtsträchtiger Ort. Das in der damaligen Kronprinzenstraße erbaute Gebäude diente schon einigen Verwaltungsorganisationen als Dienstort. Es ist gewissermaßen steinerne rheinland-pfälzische Geschichte.

Planung und Bau
Kaiser Wilhelm II. stimmte nach seinem Besuch im November 1905 einem neuen Dienstgebäude mit angegliedertem Dienstwohngebäude für den Oberpräsidenten zu. So wurde im Juni 1907 mit dem Bau des heutigen Gebäudes begonnen. Zuvor war das Grundstück Teil des Schlossgartens und neben Gewächshäusern und einem Exerzierplatz stand dort das ehemalige Salzmagazin, welches später vom Militär als Pferdestall genutzt wurde. Im April 1908 musste es jedoch dem Neubau weichen, wo noch im selben Jahr das Kellerbauwerk errichtet wurde. Der schmale Zuschnitt des Grundstücks bestimmte den Grundriss des 170 Meter langen Baukomplexes.

Im Osten entstand ein Dienstwohngebäude für den Oberpräsidenten. Hier gab es im Erdgeschoss Küchen und Kleiderablagen. Der erste Stock war mit Gesellschaftsräumen ausgestattet und im zweiten Stock befanden sich die Schlaf- und Gästezimmer. Das Dachgeschoss beherbergte die Räume der Bediensteten sowie eine Waschküche mit Plättstube und Trockenspeicher. Insgesamt legten die Planer in diesem Bereich ein besonderes Augenmerk auf die Gartennutzung sowie die Aussicht auf den Rhein und die Festung Ehrenbreitstein.
Im Westen schloss sich der Hauptbau mit zwei kurzen Seitenflügeln an. Die Gebäudekomplexe zeichnen sich durch einen geschlossenen, fast quadratischen Aufbau aus.

Obwohl Anfang des 20. Jahrhunderts Formen der Moderne immer populärer wurden, wählte man den Stil des Historismus, der ältere Stilrichtungen nachahmte. So wurde die Fassade vorwiegend mit Elementen des süddeutschen und rheinischen Barocks gestaltet, während im Innenbereich überwiegend mit Formen des Jugendstils gearbeitet wurde. Sockel- und Erdgeschossverblendungen sowie Architekturgliederungen wurden mit lichtrotem Mainsandstein erbaut. Die Fensterpfeilerflächen der Obergeschosse wurden dagegen mit graugelber Terranova verputzt. Dadurch erfolgte eine mit dem benachbarten Kurfürstlichen Schloss zusammenhängende Farbabstimmung.
Mit sogenannten Brustbildern wurden die acht bisherigen Oberpräsidenten an den Fensterbrüstungen des zweiten Stockwerks verewigt. Fünf dieser Abbildungen sind bis heute erhalten.

Das Bauprojekt wurde im November 1910 erfolgreich abgeschlossen. Der Neubau inklusive Inneneinrichtung kostete rund 1.955.000 Mark.

Der ursprüngliche Grundriss wurde bei allen nachfolgenden Baumaßnahmen weitgehend aufrechterhalten. Allerdings wurden nach und nach zusätzliche Wände eingezogen, um Einzel- und Doppelarbeitsplätze zu schaffen.


Historie
Nach der Fertigstellung wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Dienstgebäudes von der Rheinstrombauverwaltung genutzt. Im ersten Stockwerk befanden sich der Hauptsitzungssaal sowie die Räume des Oberpräsidiums der preußischen Rheinprovinz. Dieses regierte von 1822 bis 1945 von Koblenz aus über die Regierungsbezirke Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier – davon 35 Jahre im heutigen Dienstgebäude der SGD Nord.
Das Provinzial-Schulkollegium bezog die Büros im zweiten Obergeschoss. Die Kanzleien waren im ausgebauten Dachgeschoss untergebracht.

Der Baukomplex überstand den Ersten Weltkrieg ohne nennenswerte Schäden und war dann von 1920 bis 1929 Sitz der interalliierten Rheinlandkommission. Dies war eine Institution der vier Besatzungsmächte Frankreich, Belgien, USA sowie Großbritannien und wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Rheinland eingerichtet. Der Präsident dieser Organisation war der französische Oberkommissar Paul Tirard.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auch das ehemals als Wohnraum angelegte Gebäude zu dienstlichen Zwecken genutzt. Zwischen 1939 und 1945 wurden 87 Prozent von Koblenz zerstört und auch das Verwaltungsgebäude wurde schwer getroffen. Vor allem der Bombenangriff auf Koblenz am 6. November 1944 hinterließ seine Spuren am Mitteltrakt des Dienstgebäudes, welcher zur Hofseite völlig zerstört wurde. Das Dachgeschoss brannte aus und der rückwärtige Ostflügel wurde durch einen Bombentreffer in das Fundament erheblich erschüttert.

Im August 1946 erklärte die französische Besatzungsmacht Mainz zur Landeshauptstadt. Aufgrund der starken Kriegszerstörung richtete die Landesregierung jedoch ihren provisorischen Sitz in dem heutigen SGD-Gebäude in der Stresemannstraße ein. 1947 nahm das ehemalige Oberpräsidium der Rheinprovinz die Staatskanzlei, das Innenministerium und das Justizministerium auf. Im selben Jahr begannen der Wiederaufbau und die Instandsetzung der zerstörten Teile des Gebäudes. Dabei wurde der Mitteltrakt vereinfacht wiederhergestellt. Er bestand aus drei rundbogigen Arkaden, durch die man in eine rechteckige Halle gelangte. Dahinter lag der eigentliche Eingang. Heute befindet sich der Zugang in der Front und im Oberlicht der Tür ist das Wappen der ehemaligen Rheinprovinz eingebettet. Die Aufbaumaßnahmen endeten im Jahr 1948.

Im September 1950 konnte die Landesregierung in die Hauptstadt umziehen und die Bezirksregierung Koblenz übernahm am 1. Oktober 1950 die Diensträume. Bevor der ehemalige Wohntrakt des Oberpräsidenten im Jahr 1978 zum Dienstgebäude des Oberlandesgerichtes Koblenz umfunktioniert wurde, waren dort das Bezirks- und das Landesverwaltungsgericht Koblenz untergebracht. Aus den Bezirksregierungen Koblenz, Trier und Rheinhessen-Pfalz gingen im Jahr 2000 drei Direktionen hervor: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion geteilt in Nord und Süd sowie die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord übernahm den nun zur Verfügung stehenden Sitz der Bezirksregierung und befindet sich noch heute in diesen Räumlichkeiten. Die Stresemannstraße und der Parkplatz wurden im Zuge der Bundesgartenschau 2011 umgestaltet und erstrahlen seither in neuem Glanz.

Das Verwaltungsgebäude in der Stresemannstraße 3-5 wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in der kreisfreien Stadt Koblenz (Stand 10.01.2022, dort S. 14) geführt. Der Eintrag lautet:
„Stresemannstraße 1, 3, 5, ehem. Oberpräsidium der Rheinprovinz, dreigeschossiger schlossartiger neubarocker Mansardwalmdachbau, Jugendstileinfluss, 1907-10“

(Sandra Hansen-Spurzem, Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Juli 2022)


Internet
sgdnord.rlp.de

Verwaltungsgebäude Stresemannstraße 3–5 in Koblenz

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Stresemannstraße 3-5
Ort
56068 Koblenz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1907

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„Verwaltungsgebäude Stresemannstraße 3–5 in Koblenz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343893 (Abgerufen: 16. Januar 2025)
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