Burgturm Rathausstraße 1 in Laubenheim

Turm der abgegangenen Burg der Herren von Bolanden

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Laubenheim
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 55′ 17,81″ N: 7° 53′ 46,33″ O 49,92161°N: 7,8962°O
Koordinate UTM 32.420.766,29 m: 5.530.499,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.420.809,78 m: 5.532.272,40 m
  • Unterirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim. Der Eingang befindet sich im Keller des heutigen Wohnhauses (2021)

    Unterirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim. Der Eingang befindet sich im Keller des heutigen Wohnhauses (2021)

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  • Zugang zum Turm der abgegangenen Burg in Laubenheim mit dem nachträglich gemauerten Türsturz (2021)

    Zugang zum Turm der abgegangenen Burg in Laubenheim mit dem nachträglich gemauerten Türsturz (2021)

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  • Blick in das Innere des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim (2021)

    Blick in das Innere des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim (2021)

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  • Blick vom Eingang des Turms hoch zum Gewölbe mit dem nachträglich eingelassenen Fenster (2021)

    Blick vom Eingang des Turms hoch zum Gewölbe mit dem nachträglich eingelassenen Fenster (2021)

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  • Blick vom Eingang des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim zur rechten Schießscharte (2021)

    Blick vom Eingang des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim zur rechten Schießscharte (2021)

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  • Geröll am Boden des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim (2021)

    Geröll am Boden des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim (2021)

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  • Oberirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim von der Rathausstraße aus (2021)

    Oberirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim von der Rathausstraße aus (2021)

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  • Oberirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim sowie rechts die nachträglich erbaute Mauer (2021)

    Oberirdischer Teil des Turms der abgegangenen Burg in Laubenheim sowie rechts die nachträglich erbaute Mauer (2021)

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  • Blick aus der Rathausstraße in Laubenheimauf den Garten mit dem oberirdischen Teil des Turms, links ist der Eingang zum Keller zu sehen (2021)

    Blick aus der Rathausstraße in Laubenheimauf den Garten mit dem oberirdischen Teil des Turms, links ist der Eingang zum Keller zu sehen (2021)

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Eine Burgruine der Herren von Bolanden wird man in Laubenheim vergebens suchen. Künden doch heute nur noch Fundamentreste und Mauerfragmente von der Burg. Diese befinden sich in einem privaten Keller in der Rathausstraße und liegen in einer Linie mit der Pfarrkirche und der Klosteranlage. Ein Umstand der darauf hinweist, dass diese Objekte auch historisch gesehen miteinander in Verbindung stehen.

Objektbeschreibung
Geschichte
Rekonstruktion
Internet


Objektbeschreibung
Die Burg der Herren von Bolanden ist heute äußerlich nicht mehr eindeutig als Burg zu erkennen. Die Überreste und wiederaufgebauten Räumlichkeiten befinden sich im nördlichen Ende von Laubenheim auf einem Grundstück in der Rathausstraße zur Ecke Grabenstraße. Das Grundstück befindet sich im Privatbesitz der Familie Memmesheimer und ist an einem steilen Hang westlich der Nahe zu verorten. Das heutige Erscheinungsbild des Turms lässt sich auf die aktuellen Besitzer zurückführen. Als gelernter Maurer baute Herr Memmesheimer den Eingang zum Turm neu auf und führte Ausbesserungen in der Bausubstanz durch.
Von der Rathausstraße aus sieht man im Garten des Grundstückes einzelne Abschnitte von Bruchsteinmauer, lose Steine und überirdische Mauerreste eines Rundturms. Über eine Tür und herabgehende Treppe Links des Turms gelangt man in einen Kellerraum. Nach vorne erstreckt sich ein in moderner Zeit angelegter Gang über den man zu den dort gelagerten Weinfässern gelangt und rechterhand kann man das Fundament des Turms über einen schmalen Durchgang betreten. Der schmale Durchgang hat einen gemauerten Sturz der, ebenso wie Teile des heutigen Turmgewölbes, optisch nicht zur restlichen Bausubstanz des Turmes passen. Der Turm besteht komplett aus rotem Nahesandstein. Sturz und Teile des Gewölbes sowie einzelne Steine im Bruchsteinmauerwerk sind nachträglich mit Zementmörtel befestigt. Der restliche Teil stammt noch original aus dem Mittelalter und ist historisch bedingt mit Kalkmörtel befestigt. Am Boden liegen noch einzelne Steine lose ohne Befestigung. Vom Eingang aus kann man jeweils links und rechts eine Schießscharte erkennen, die aber beide nicht ins Freie sondern ins Erdreich führen. Ein Erdrutsch soll den ursprünglich sicherlich überirdisch gelegenen Turm in Teilen verschüttet haben. Die Mauer weist eine Dicke von ca. 1.5 Metern und das Turminnere einen Durchmesser von 3,5 Metern auf. Im inneren des Turmes bleibt die Temperatur durch das dicke Mauerwerk Jahreszeitunabhängig konstant.
Das Objekt befindet sich in einer Linie mit der evangelischen Pfarrkirche und den Klosteranlagen. Die Klosteranlage soll über einen unterirdischen Gang mit der Burg der Herren von Bolanden verbunden gewesen sein. Auf dem Grundstück des einstigen Klosterhofes lässt sich ein Gang finden, der in die Richtung der Burg führt. Da er nicht mehr passierbar ist, lässt sich nicht abschließend sagen, ob er den Zugang zum Turm bot.
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Geschichte
Die meisten Informationen zur Burg der Herren von Bolanden stammen aus mündlichen Überlieferungen und plausiblen Vermutungen. Schriftliche Nachweise und Quellen sind dagegen kaum noch gesichert zu finden. Laut der Informationen wird die Burg mit der Familie von Bolanden in Verbindung gebracht. Die Herren von Bolanden besaßen vom 8. bis zum 14. Jahrhundert Güter in Laubenheim. Die Herren von Bolanden erfüllten als Reichsdienstmannen (Ministeriale) Aufgaben in den Diensten des Königs. Welcher Vertreter des Geschlechts mit der Burg in Verbindung gestanden haben soll, ist nicht überliefert. Sie sind aus der Mainzer Dienstmannschaft hervorgegangen und waren zentral für die Reichspolitik im 12. und 13. Jahrhundert und für die Territorialentwicklung des nordpfälzischen Mittelrhein-Kerngebietes des mittelalterlichen Reiches. Begonnen 1128 mit Werner I. hin zu Philipp dem VII. durch den die Linie 1376 endete. Ihre Gebiete erstreckten sich vom Donnersberg ausgehend bis Speyer und Andernach und umschlossen damit auch die Gemeinde Laubenheim.

Die Nähe der vermuteten Burg zur ehemaligen Klosteranlage und zur Pfarrkirche legt nahe, dass die Burg ebenfalls im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Die Burg soll im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zerstört worden sein, sodass nur noch Teile des Turms übrigblieben. Ein Turm der Burg soll noch bis zum Jahre 1840 gestanden haben. Dieser Turm wurde von der Gemeinde versteigert und abgebaut. Auf seinen Grundmauern wurde ein Rathaus gebaut, das den Namen Rathausstraße prägte. Laut Aussage der Eigentümer wird vermutet, dass es sich bei den Überresten auf ihrem Grundstück um einen ehemaligen Eckturm vom Ortsgraben oder einen Zollturm handle.
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Rekonstruktion
Die heutigen Besitzer des Turmreliktes, Heinz Peter Memmesheimer und seine Ehefrau, fanden das Grundstück und die Überreste der Burg in einem zerstörten Zustand vor. Der Türsturz zum Turmeingang war eingestürzt. Auf dem Gartengrundstück und im inneren des Turmes lag Geröll mit einer Höhe bis zu einem Meter, verglichen zu heutigem Bodenniveau. Aufgefunden hatte Memmesheimer nur den Turm. Alle weiteren heute sichtbaren Mauern, angrenzend zum Wohnhaus oder im Gartengrundstück, wurden aus dem auf dem Geröll im Turm sowie auf dem Grundstück befindlichen Gestein erbaut. Da, wo heute ein Fenster an dem höchsten Punkt des Gewölbes angebracht ist, war zu der Zeit ein Loch, durch das Regen in das Innere des Turm fiel.

Das Ehepaar Memmesheimer begann in den 1970er Jahren mit dem Wiederaufbau bzw. Bau. Als ausgebildeter Maurer und Hobbywinzer sammelte Heinz Peter Memmesheimer die Steine auf dem Grundstück auf und versuchte den Turm zu rekonstruieren. Dabei wurde die Rekonstruktion des Turms nach eigener Aussage nicht an wissenschaftlichen Rekonstruktionskriterien orientiert. Vielmehr ging es Memmesheimer im Sinne seines Handwerks als Mauer darum, den Turm vor weiteren Zusammenbruch zu schützen sowie wieder sicher begehbar und Wetterfest zu machen. Der Fokus lag demnach dabei mehr auf Funktionalität als auf Restauration.
Dazu besserte er mit Mörtel schadhafte Stellen aus, fügte ausgebrochene Mauersteine wie auch den Sturz über dem Eingang ein und integrierte ein Fenster im Gewölbe. Im Mauerwerk war der ursprünglich zwischen den Steinen verwendete Kalkmörtel an vielen Teilen durch Witterung abgetragen. Große Teile des Mauerwerks wurden daher ausgefugt und wieder mit Zementmörtel befestigt sowie ausgebrochene Steine wiedereingesetzt. Das Fenster im Gewölbe sollte das Turminnere vor weiterer Witterung schützen. Der Sturz im Eingang mauerte er neu. Dabei habe er selbst als Mauerer sowas erstmalig gemacht aber zum spannen des Gewölbes für mehr Stabilität einen Keil eingebaut.
Das heutige Bodenniveau sei, so Memmesheimer, wohl auch das Fundament des Turms. Die Beschaffenheit des Bodens, die keine tieferen Grabungen oder Aushebungen erlaubt, stützt diese These.
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(Stephanie Schepp, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Hans Peter Memmesheimer, 2021)

Internet
www.regionalgeschichte.net: Reipoltskirchen in der Pfalz (abgerufen 28.06.2022)
www.deutsche-biographie.de: Bolanden, Herren von (abgerufen 28.06.2022)
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Literatur

Hofmeister, Günter (2020)
Zur Geschichte von Laubenheim. Laubenheim.

Burgturm Rathausstraße 1 in Laubenheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Rathausstraße 1
Ort
55452 Laubenheim
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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„Burgturm Rathausstraße 1 in Laubenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343878 (Abgerufen: 27. April 2024)
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