Denkmal
Haus Pickel
Berichtserstattung
Quellen
Denkmal
Das Denkmal spielt auf die harte Arbeit der Plaidter Männer in den Steinbrüchen um das Jahr 1800 an. Damals musste nämlich der Tuffstein per Handarbeit in kleine Stücke (zu Schrott) zerkleinert werden. Erst dann konnte man den Rohstoff in den Trassmühlen zu Trass weiterverarbeiten.
Die männliche Gestalt des Schrottelers wird daher auch beim Tragen eines Tuffsteins und in der damals typischen Kleidung dargestellt. Diese bestand aus Schürze und einem Taschentuch als Kopfbedeckung. Dieses wurde an den vier Ecken so verknotet, dass es auf dem Kopf hielt. Der Abbau des vulkanischen Rohstoffes war für die Gemeinde Pellenz und die Menschen im Ort eine wichtige Einnahmequelle. Im Laufe des 19. Jahrhunderts vermehrte sich die Bevölkerung durch den Zuzug Arbeitsuchender aus dem Umkreis (vgl. Prößler 1995, S. 179). Die Arbeit in den Tuffsteingruben und Trassmühlen stellte auch für Bauern ein sicheres Einkommen im Winter dar (ebd.).
Haus Pickel
Am Standort des heutigen Denkmals und der VR-Bank stand einst das Wohnhaus Bahnhofstraße 29, das sogenannte Haus Pickel. Benannt war das Haus nach dem jahrelangen Besitzer Joseph Pickel, der dort seine Eisenwarenhandlung betrieb. Anhand der Geschichte dieses Hauses lässt sich eine Problematik darstellen, die auch heute noch in Plaidt akut ist. Tuff, der unter dem Haus Pickel zu finden war, kam im Jahr 1968 durch einen Wasserrohrbruch mit Wasser in Kontakt. Tuffstein implodiert, wenn er mit Wasser in Kontakt kommt. Daher gerieten der Untergrund und das Gebäude in Bewegung (vgl. Horch 2004, S. 34).
Das Problem machte sich schon im Jahre 1949 bemerkbar, als im Hof des Haus Pickels eine große Fläche des Bodens einstürzte. Die Haushälterin des Gebäudes, Anita Francois, rutschte beim Wäscheaufhängen mit dem rechten Bein in das Loch. Es gelang ihr, sich zu befreien und so kam es nicht zu einem größeren Unglück. Bei der Begutachtung des entstandenen Schadens fiel auf, dass eine vier Meter lange Stange in dem Loch verschwand (vgl. Horch 2004, S. 35). Der entdeckte Hohlraum ließ auf einen Römerstollen schließen (vgl. ebd., S. 35). Diese Vermutung stellte man auf, da die Böden der bekannten Römerstollen in der Region ca. sieben Meter tief liegen. Auf diese Weise schien es plausibel, dass duch das Maßnehmen mit der vier Meter langen Stange kein Grund ermittelt werden konnte (Plaidter Geschichtsverein). Doch es blieb bei einer Vermutung und eine weitergehende Forschung wurde nicht betrieben. Das entstandene Loch im Hof des Hauses Pickel wurde mit Abfällen des Geschäftes verfüllt. Ein Jahr darauf, im Jahre 1950, erzählte Anita Francois, wie sich der Boden im Kellerraum anhob und sich Risse bildeten (vgl. ebd.). Das Problem wurde jedoch nicht angegangen.
Der Wasserrohrbruch im Jahre 1968 brachte Klarheit in das Problem und bedeute zudem das Ende des Hauses Pickel. Als Folge des Rohrbruchs entstand eine ungleichmäßige Setzung des Bodens und es kam an der südlichen Fassade des Hauses zu großen Setzrissen (vgl. Horch 2004, S. 35). Trotz der Bemühungen der Feuerwehr, die Grundmauern des Hauses zu sichern, entschied sich der Besitzer des Hauses zu einem Abriss des Hauses Pickel. Nach der Evakuierung der dort wohnenden Familien Heift und Kall, wurde das Haus im selben Jahr abgerissen.
Berichtserstattung
In der regionalen Presse wurde folgendermaßen über dieses Ereignis berichtet:
„Nachts rissen knackend die Wände. Akute Einsturzgefahr für Wohnhaus! Plaidter Feuerwehr mußte räumen - wieder ein Wasserrohrbruch!
Nachdem sich an dem Wohnhaus Ecke Bahnhof- und Franz-Josef Straße schon seit Tagen Risse gezeigt hatten, ließen heftiges Knacken und immer wiederkehrendes Reißen in den Wänden die dort wohnenden beiden Familien nachts nicht zur Ruhe kommen. In der Nacht zum Freitag gegen 3 Uhr hielten sie, darunter eine Familie mit 4 Kindern, es nicht mehr länger aus. Sie benachrichtigten Bürgermeister Rollmann, der sich sofort zu dem Haus begab. Nach näherer Prüfung stand fest, daß eine akute Einsturzgefahr für das ganze Haus besteht. Noch in den Nachtstunden wurde das ganze Haus durch den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr geräumt. Zum Glück konnten beide Familien in dem Wohnhaus an der Volksschule, das abgerissen werden soll, und das vor 14 Tagen geräumt worden war, einstweilen untergebracht werden. Die Ursache für die Einsturzgefahr des Wohnhauses neben der Raiffeisenkasse, der das Haus gehört, dürfte auf einen erneuten Wasserrohrbruch zurückzuführen sein, wodurch in den Untergrund größere Mengen Tuffasche weggeschwemmt wurden. Vermutlich muß das Haus ganz abgerissen werden. Die Bahnhofstraße ist vorerst an dieser Stelle ganz gesperrt, der Verkehr muß umgeleitet werden.“
Ein zweiter Artikel besagt:
„Wegen Einsturzgefahr in einem Plaidter Wohnhaus in der Bahnhofstraße, Ecke Franz-Josefstraße, erhielt inzwischen die Raiffeisenbank Plaidt als Besitzerin die Abriß-Verfügung des Landratsamtes Mayen. Wahrscheinlich wird heute schon mit dem Abbruch des Hauses begonnen, womit eine Spezialfirma beauftragt werden mußte, um nicht nur entsprechende Absicherungen zu treffen, sondern auch die genaue Ursache festzustellen. Als diese ist ein zweiter Wasserrohrbruch zu bezeichnen. Die Bahnhofstraße ist eine Landesstraße, so daß entsprechende Straßenbaumaßnahmen vom zuständigen Straßenbauamt Cochem anzuordnen sind. Über eventuelle Schadensansprüche kann es möglicherweise zu einem Zivilprozess grösseren Ausmaßes kommen“ (Rhein-Zeitung vom 27.1 und 28.1.1968, zitiert aus: Plaidter Blätter).
(Merve Menderes, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Frank Neupert, Plaidter Geschichtsverein, 2021)
Quellen
Mündliche Aussagen von Anita Francois 18.2.2004 und Joseph Pickel 21.7.2003.
Ausgaben der Rhein-Zeitung vom 27./28.1.1968.