Unter den drei Eisenbahnstrecken, die das Leverkusener Stadtgebiet in Nord-Süd-Richtung durchqueren, ist die östlichste der Rheinischen Eisenbahngesellschaft (kurz Rheinische Bahn bzw. RhE) auch die jüngste. Sie wurde 1874 als Teil einer Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet und dem Kölner Raum gebaut. Im System der konkurrierenden Privatbahnen verfügte die endgültig bereits 1837 gegründete, aber zunächst nur linksrheinisch tätige RhE nicht über eine eigene rechtsrheinische Verbindung zwischen dem schnell wachsenden Rheinisch-Westfälischen Industrierevier zwischen Ruhr und Lippe und dem wichtigen Handels-, Banken- und Maschinenbauplatz Köln. Deshalb entschloss man sich nach der Reichsgründung zum Bau einer eigenen Strecke, die von Mülheim/Ruhr-Speldorf über Ratingen, Eller, Opladen und Mülheim/Rhein (mit Anschluss an Köln) nach Troisdorf verlaufen sollte. Damit entspricht sie im Verlauf weitgehend der späteren Autobahn A3. Nach Vereinigung der Privatbahngesellschaften in staatlicher Hand ab 1880 wurde der Personenverkehr auf die älteren Strecken der Köln-Mindener und Bergisch-Märkischen Bahn (BME) konzentriert, die im Raum Wiesdorf/Küppersteg/Schlebusch vor 1914 über die Bahnhöfe in Küppersteg, Bürrig und Manfort (Bahnhof Schlebusch) verfügten. Zur deutlichen Unterscheidung von letzterem wurde der Bahnhof der neuen Strecke der Rheinischen Bahn, obwohl näher an Schlebusch gelegen, nach Schloss Morsbroich benannt. Weiter nördlich, in Opladen, liefen die Strecken der BME und der RhE parallel und wurden von einem Bahnhof bedient. Hier entstand auch im frühen 20. Jahrhundert das neue große Ausbesserungswerk.
Mit der Konzentration der Strecke auf den Güterverkehr ab 1890 wurden die Personen-Bahnhofsanlagen bei Morsbroich obsolet und verschwanden. Dafür wurde der Güterbahnhof ausgebaut, von dem aus unter anderem die Dynamit AG in Manfort ihren Werksanschluss erhielt.
In den frühen 1920er Jahren entstand das neue Stellwerk an dem bis in die 1960er Jahre ebenerdigen Übergang der Bahnstraße (heute Gustav-Heinemann-Straße) über die Eisenbahntrasse. Er befand sich an einer wichtigen historischen Kreuzungsstelle, an welcher diagonal in Südost-Nordwest-Richtung verlaufende Fernweg (Hemmelrather Weg/Paracelsusstraße) die Bahnstraße kreuzte. Erst in den 1960er Jahren erhielt mit dem autogerechten Ausbau der innerstädtischen Hauptstraßen die Bahnstraße eine Unterführung unter der Eisenbahn.
Das Stellwerk auf querrechteckigem Grundriss besteht aus einem etwa zwei Drittel des Aufgehenden einnehmenden Sockel mit Werksteinverkleidung sowie einem verputzten Obergeschoss. Ein an allen Seiten weit überstehendes, verschiefertes Walmdach schließt den Bau ab. Die bahnamtliche Bezeichnung lautet Lmf - Leverkusen-Morsbroich besetzt mit Fahrdienstleiter.
Der Sockel aus mittelgroßen gelben Sandsteinquadern mit Eingang an der Westseite ist nur in Gruppen kleiner hochrechteckiger Fenster geöffnet. An der Ostseite ist in Frakturbuchstaben der Name Schlebusch-Morsbroich angebracht. Das Obergeschoss ist nach Westen, Norden und Osten in kastenartig vorspringenden, horizontalen Fenstern geöffnet, die jeweils auch um die Ecke reichen.
Der Zustand des ungenutzten Baus war 2022 sehr schlecht; auf der Längsseite nach Osten war die Traufe mittig zerstört; die Fenster sind zerbrochen, einige Buchstaben der Aufschrift fehlen.
Dennoch ist der Erhalt des Baus als einem der wenigen in Leverkusen original erhaltenen historischen Bahnbetriebsbauten und letztem baulichen Zeugnis des Bahnhofs Morsbroich, aber auch aufgrund seiner besonderen Gestaltung sehr wünschenswert.
(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2021)
Internet
de.wikipedia.org: Bahnstrecke Mülheim-Speldorf–Troisdorf (abgerufen 24. 2. 2022)
stellwerke.info: Stellwerk Leverkusen-Morsbroich (Abgerufen: 10.11.2022)
NRWBahnarchiv von André Joost: Leverkusen Morsbroich (Abgerufen: 15.4.2023)