Thematische Einordnung
„Loogfelsen Waechterstein mit Handgemal 12. Jhrdt. 300 m“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Orientierungspunkte“. Rittersteine aus dieser Kategorie sollen der Orientierung des Wanderers dienen oder Hinweise auf bemerkenswerte Orientierungspunkte im Gelände geben (Eitelmann 2005).
Spezifische Einordnung
Der Ritterstein ähnelt einer kleinen Felsplatte im Boden. Der Hinweis mit dem eingravierten Richtungspfeil zum Wächterstein, der in 300m Entfernung oberhalb des Ritterstein liegen soll, zeigt angeblich in die falsche Richtung (Eitelmann, S. 267). Das Kürzel „P.W.V.“ steht für den Pfälzerwald-Verein.
Der Wächterstein selbst befindet sich ganz oben auf dem Schletterberg, an der steil nach Süden abfallenden Grenze zwischen Wollmesheimer und Eschbacher Wald. Er trennte seit dem Hochmittelalter die dritte Pfalzgeraide oder die Rothenburger Geraide mit ihren Wäldern von Eschbach, Leinsweiler, Wollmersheim und Ilvesheim vom Besitztum der Madenburg ab.
Als „Grenzwächter“ im 15. und 16. Jahrhundert wurde er auch als „Wächterstein“ bezeichnet. Im Felsen, insbesondere auf der „Tischplatte“, sind verschiedene Grenzzeichen, Kreuze, Grenzloch, Grenzsteinnummern und die Anfangsbuchstaben der dort angrenzenden Gemeinden vorzufinden. Zudem sind eine Anzahl von verschiedenen Initialen - wahrscheinlich von Besuchern - in den Felsen geritzt worden. Die „Grenzwächter“ waren eine besondere Art von Grenzsteinen, die das Eigentum schützen sollten. Der hohe Adel der Karolinger ließ, wie einst die Römer, die Besitzansprüche mit menschlichen Figuren auf den Steinen, auf diese Weise klarstellen.
Besonders hervorzuheben aber ist das Männlein ohne Beine, das auf der Felsplatte eingeritzt ist. Sein Körper wird symbolisiert von einem größerem Kreis mit einem kleineren Kreis innenliegend, die wiederum durch acht Striche geteilt werden, ähnlich eines achtspeichigen Doppelrads. Dieses Symbol stellt das Mainzer Rad dar und ist ein Hoheitszeichen des Bistums Mainz. Der dargestellte rechte Arm mit Hand zeigt nach oben. Früher war auch der linke Arm, der wie auch der rechte Arm nach oben zeigte, erkennbar. Die rechte Hand ist (vermutlich) zu einer Faust geballt, bzw. soll sogar einen Ring in den Fingern halten - den Siegelring des Bischofes. Die linke Hand ist heute nicht mehr sichtbar. Des Weiteren hat das Männlein eine Art Kopfbedeckung mit zwei hörnerartigen Zipfeln eingraviert, die die Bischofsmütze symbolisieren soll.
Die Ritzzeichnung des Männleins soll angeblich das Handgemahl des Erzbischofes Adalbert von Mainz und Graf von Saarbrücken darstellen, der im Jahre 1125 als Besitzer der Madenburg und des Waldes von Schletterberg herrschte (Literatur: Otto Gödel, Leistadt, Der Wächterstein auf dem Schletterberg, „Pfälzerwald“ Zeitschrift des Pfälzerwald-Vereins e.V., 1987, Heft 2, S. 9-10 mit Quellenangaben und Eitelmann, S. 267-268).
(Simone Brug, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2022)