Beschreibung
Die drei Weihesteine sind Einzelfunde und wurden zwischen 1863 und 1900 in Sechtem gefunden. Als Ensemble wurden sie 1993 zusammengefasst und auf ihrem heutigen Standort aufgestellt. Merkur ist der römische Gott der Händler, Kaufleute und Reisenden und wurde im Rheinland sehr verehrt. Da in Sechtem bereits mehrere Merkurweihungen gefunden worden sind, wird vermutet, es habe dort ein Merkurheiligtum gegeben.
Im Zentrum des Ensembles steht der Merkur-Weihealtar, der vermutlich aus dem 2. Jahrhundert nach Christus stammt. Er wurde im Februar 1974 an der westlichen Außenmauer der katholischen Pfarrkirche St. Gervasius und Protasius in Sechtem gefunden. Er hat einen kleinen Sockel und ein stark verwittertes Gesims.
Der Weihealtar zeigt den Gott Merkur auf einem Felsblock sitzend. Seine rechte Hand hält einen Geldbeutel und ruht auf einem Widder. Rechts von Merkur befindet sich ein Ziegenbock. Seine linke Hand ist erhoben und trägt den Heroldstab.
Die auf dem Weihealtar abgebildete Szene zeigt die typischen Symbole Merkurs: Widder und Bock sind seine Opfertiere und der Geldbeutel steht für den Handel. Der Heroldstab, auch „Cuduccus“ genannt, gilt als Symbol des Glücks und wurde im täglichen Leben von Boten und Herolden benutzt, um ihre Immunität und Unaufhaltsamkeit zu symbolisieren. Die Seiten des Weihealtars zieren Abbildungen von Blumengefäßen.
Der Weihealtar trägt die Inschrift:
MERCURIO / AMANDINIA / QUIETA CUMSUS / L[IBENS] M[ERITO]
(„Dem Merkur (hat) Amandinia Quieta mit ihren Angehörigen
(das Gelübde) gern (und) nach Verdienst (erfüllt)“)
(„Dem Merkur (hat) Amandinia Quieta mit ihren Angehörigen
(das Gelübde) gern (und) nach Verdienst (erfüllt)“)
Der Weihestein auf der linken Seite des Ensembles wurde 1863 unweit davon entfernt, in der Brüsseler Straße 10 entdeckt. Er besteht aus Sandstein und ist nur 50 cm groß. Er hat die Form eines Altars mit Sockel und Gesims und trägt darüber Giebelchen mit zwei Voluten.
Seine Inschrift lautet:
MERCURIO / SACRUM / ALBANIA / ALBANI F[ILIA] / ASPRA EX IMPERIO / IPSIUS S L M
(„Dem Mercur hat Albania Aspra, Tochter des Albanus,
auf Befehl des Gottes selbst den Altar des Gottes erstellen lassen.
Sie erfüllte ihn gern und wie er (der Gott) es verdient hat“)
(„Dem Mercur hat Albania Aspra, Tochter des Albanus,
auf Befehl des Gottes selbst den Altar des Gottes erstellen lassen.
Sie erfüllte ihn gern und wie er (der Gott) es verdient hat“)
Der Weihestein auf der rechten Seite wurde 1900 in der Wilhelmstraße 1 gefunden. Er besteht aus Tuffstein und ist 33 cm groß. Der Stein hat ebenso einen Sockel und ein stark verwittertes Gesims.
Er trägt die Inschrift:
MERCUR[IO] / SACRUM / AMMA / CL[EMENTIS] / V S L M
(„Den Altar hat Amma, Tochter des Clemens, dem Mercur in Erfüllung
ihres Gelübdes gern und nach göttlichem Verdienst geweiht“)
(„Den Altar hat Amma, Tochter des Clemens, dem Mercur in Erfüllung
ihres Gelübdes gern und nach göttlichem Verdienst geweiht“)
Geschichte und Bedeutung
Das Ensemble aus Weihesteinen und Sockel befindet sich seit 1993 an seinem heutigen Platz. 1980 war zunächst der Weihealtar vor dem Feuerwehrgerätehaus aufgestellt worden, die beiden Weihesteine folgten 1985. Nach einer Verlegung zum alten Friedhof 1988 wurden die Weihsteine 1993 an ihrem heutigen Platz in der Straßburger Straße wiederaufgebaut. Zusätzlich wurde das Ensemble auf einen Sockel aus Felsbrandsteinen gestellt, auf dem Tafeln zur Erklärung angebracht sind (vgl. Abb.).
Bei den Weihesteinen handelt es sich um Abgüsse. Die Original-Steine sind stark verwittert und gehören zur Sammlung des LVR-Landesmuseums in Bonn.
In Sechtem wurden auffällig viele Weihungen gefunden, die dem Gott Merkur gewidmet sind. Um die Jahrtausendwende wurden vier Merkurweihungen in Sechtem entdeckt und in den 1990er Jahren konnten weitere Funde aus dem Umland Sechtem zugeordnet werden. Es wird daher vermutet, dass sich in Sechtem ein Merkurheiligtum befunden hat.
Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass vier der fünf gefundenen Inschriften von Frauen gestiftet worden sind. Merkurweihungen von Frauen sind selten und es gibt bis heute keine eindeutige Erklärung dafür, warum das in Sechtem vermutete Heiligtum im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. vorzugsweise von Frauen besucht worden ist. Eine mögliche Lösung bietet jedoch ein Wesenszug Merkurs, der in der Region Gallia Belgica beschrieben wird. Dort wird Merkur von Müttern und Vätern für das Wohlergehen ihrer Kinder angerufen.
(Alexandra Hoffmann, 2022)