Geschichte
Die namensgebende Zisterzienserabtei Marienstatt besaß schon im Jahre 1272 Güter, Äcker, Weinberge und Pachten (Zinsen), in Lay. Ein dem Kloster gehörender Hof wird ab dem Jahr 1314 urkundlich erwähnt. Den Urkundenregesten zufolge bestanden vor allem im 14. Jahrhundert zwischen den Zisterziensermönchen in Marienstatt und Angehörigen des Ritterstandes, die in Lay begütert waren, durch Vermächtnisse, Schenkungen und Veräußerungen rege Verbindungen. So erwarben sie von dem damals in Lay vertretenen Niederadel mehrere Besitztümer, darunter Höfe und Häuser sowie Einkünfte aus solchen.
Aus dem Jahr 1409 liegt eine Urkunde über die Verlehnung [Verpachtung] des klostereigenen Hofes gegen einem Drittel des Traubenertrages vor. Die letzte Verpachtung des Hofgutes erfolgte im Jahr 1791 auf die Dauer von zehn Jahren - auch damals für den dritten Teil der Ernte. Im Zuge der Säkularisation wurde der Hof eingezogen und im Jahr 1804 als Domänengut öffentlich versteigert. Seitdem befindet sich das ehemals abteiliche Gebäude in Privatbesitz.
Als die Mönche von Marienstatt den Hof vor 400 Jahren erbauten, lag er an der höchsten Stelle des damaligen Ortsbereichs und ganz am Rand dort, wo aus Süd- und Westrichtung die Wingertsflur dicht an das neue Anwesen heranreichte. Damit war es schon von der Lage her ein Weingut. Es ist aber sicher davon auszugehen, dass es einen Vorgängerbau gab, denn der oberhalb des heutigen Anwesens angrenzende Flurbereich hieß früher (seit dem Jahr 1493 urkundlich nachweisbar) „An/Auf Mönchsmauer“. Die Benennung dürfte sich auf die Mauer bezogen haben, mit welcher der Hofbereich einst umgeben war. Denkbar ist, dass dort jener Hof lag, dessen urkundliche Erwähnung für das Jahr 1314 belegt ist.
Architektur
Das Erdgeschoss des Hauses ist massiv, das Obergeschoss in Fachwerk ausgeführt. Die Stockwerkschwelle wird von einer auf der Mauerlatte liegenden Balkenreihe getragen. Die Schwelle ist deutlich vorgekragt und durchgehend ausgekehlt. Die Ausrundung des tragenden Balkens ist ein aus der Barockzeit bekanntes Zierelement der Holzarchitektur.
Den Mittelpunkt des Fachwerks bildet der einfache „Mann“ (Fachjargon) aus wandhohen Fußstreben mit kurzen, deutlich gezahnten Kopfwinkelhölzern. Die Eckständer werden von einer gebogenen, ebenfalls stockwerkshohen Strebe flankiert, die jeweils mit einem kurzen, ebenfalls ausgesägten Kopfband abschließt.
Die an allen Gefachen mit Abstand zum Holz gezogenen dünnen Begleitstriche, sog. Ritzer, dienen dazu, Putzfläche und Fachwerkholz optisch voneinander abzugrenzen und damit einen Ziereffekt zu erzeugen.
Die beiden Gefache neben dem Mittelständer sind oberhalb der Brustriegel dekorativ ausgemalt. Das linke zeigt einen gefachhohen Krummstab als Insignie, darin ein hohes S, flankiert auf der linken Seite oben von einem Tatzenkreuz, darunter der Buchstabe A, unter ihm ein M, auf der rechten Seite in der Mitte ein weiteres Kreuz, darunter ebenfalls ein M. Im rechten Gefach über einem floralen Motiv die Jahreszahl 1626. Die Darstellung erinnert an den Grund- und Bauherrn, das Kloster Marienstatt (M), und an Adolph (A) Stroitz (S), den damaligen Abt. Die Ausmalung ist in dieser Form bei der letzten Außenrenovierung vorgenommen worden. Sie weicht von der Originalvorlage, die verwitterungsbedingt in Teilen verlorengegangen war, deutlich ab. Jene zeigte das Gefach in anderem Dekormuster und mit anderen Initialen, die sich um das Insigne des Abtes Stroitz gruppierten. Dessen Abbatiat in Marienstatt währte von 1623 - 1633, sodass die Erbauung bzw. der Neubau des Hofgebäudes in diese Zeit fiel.
In der Gesamtansicht heben sich auch der Haustüreingang mit dem ausgezahnten Türsturz, das rechtsseitig doppelt ausragende Türgewände sowie das stilgerechte Türblatt heraus. Was über dem Eingang als verglaste Nische erscheint, deren Sohlbank sich mit dem Türsturz verbindet, war ursprünglich das Oberlichtfenster zur Erhellung des Hausflurs.
Das Objekt ist mit einem Schild als historisches Gebäude gekennzeichnet.
Die Fachwerkhäuser werden im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler der kreisfreien Stadt Koblenz (Stand 10.01.2022) geführt. Der Eintrag lautet:
(an) Marienstätter Straße 1
spätgotisches Türgewände mit Schulterbogen, Sturz und Sohlbank eines Fensters, darüber bez. 1626
(aufgemalt)
(Richard Theisen, Koblenz-Lay, April 2022)
Quellen
Marienstatt/Äbteliste, in: Biographia Cisterciensis