Architektur
Das giebelständige Haus ist in typischer Mischbauweise errichtet. Erdgeschoss mit Gewölbekeller bestehen aus Schieferbruchstein, das vorkragende Obergeschoss und der Giebel sind in Fachwerk ausgeführt. Den Abschluss bildet ein steiles Satteldach, welches, bedingt durch eine in der Zeit vor 1900 vorgenommene bauliche Erweiterung, ungleichseitig ausfällt. Der damals erfolgte Anbau veränderte die Gesamtansicht des Hauses.
Form und Gestaltung des Fachwerks sind bemerkenswert. Der südliche Eckständer wird beiderseits von Andreaskreuzen mit geschwungenen Diagonalhölzern gesichert. Das Fachwerk der südlichen Traufseite des Hauses weist eine klare horizontal-vertikale Gliederung auf, die nur durch zwei stockwerkshohe Streben unterbrochen wird.
In dem zur Straße gerichteten Fachwerk ruht die Stockwerksschwelle auf der mit ihren Balkenköpfen sichtbaren, auf dem Mauerwerk aufliegenden Holzbalkendecke. Den optischen Mittelpunkt des Fachwerks bilden geschosshohe, sich überschneidende, nicht von Riegeln unterbrochene Gefachverstrebungen. Die sich daraus ergebende Figur wird in der Fachwerklehre als „Mann“ angesprochen. Sie wiederholt sich mit kleinen Abweichungen zwischen dem mittleren Fenster des Obergeschosses und dem Erkerfenster. Beachtenswert ist die sog. Schwertung, eine von der Schwelle am Erkerfenster bis zum Kehlbalken reichende diagonal verlaufende Verstrebung.
Im Speicherstockwerk werden die Ständer, Zwischenständer, Riegel und Verstrebungen zahlreicher. Der Mittelständer wird durch leicht gekrümmte Fußbänder gehalten. Im Fachwerk des Dachgiebels fallen gebogene, fast viertelkreisförmige auf Schwelle und Riegel aufgesetzte kleine Streben auf, die an die Ständer gezapft sind. Oberhalb des Kehlbalkens schließt die Holzverbindung einen Halbkreis bildend ab.
Diese Formensprache der Verzimmerung ist an keinem der übrigen im Ort vorhandenen Fachwerkgebäude zu beobachten. Sie zeugt von gehobener Fachwerkkunst. Wahrscheinlich handelt es sich um das älteste noch vorhandene Fachwerk im Ort.
In den 1960er-Jahren wurde das Haus umfassend modernisiert. Dabei sind Geschosshöhe und Fachwerk optisch vereinheitlicht und zur Straße hin ein angedeuteter Kastenerker eingefügt worden. Der ursprüngliche Grundriss des Gebäudes blieb erhalten.
(Richard Theisen, Koblenz-Lay, März 2022)
Quellen
Informationen von Helene Laubenthal, Koblenz-Lay
LHA Ko, Bestand 655,47 Nr. 118, 120
LHA Ko, Bestand 1 C 8734 (Gerichtsbuch Lay/Waldesch, Eintrag unter 26. IX. 1770)
Familienbuch der Pfarrei Lay, errichtet 1871 (Anhang). StAK (Depositum Kirche Lay)