Von der oberen Remystraße in Bendorf gelangt man über Stufen und einen Fußweg zu den ehemaligen Eisenerz Röstöfen der Grube Vierwinden, ab dem Jahr 1870 auch Grube Werner genannt. Unter Zuhilfenahme von Koks wurde das Eisenerz in den Schachtöfen erhitzt, um eine chemische Veränderung des Rohstoffes zu bewirken. Nach dem Rösten, war das Eisenerz für eine weitere Bearbeitung, beispielsweise für die Schmelze im Hochofen, geeignet. In seiner Art ist die vier Ofen-Anlage in Deutschland einzigartig und steht als wichtiges Zeugnis der Bergbau-Geschichte seit dem Jahr 1983 unter Denkmalschutz. Seit der Sanierung in den 1990er Jahren, können die Röstöfen als kulturhistorische Attraktionen in Bendorf besucht werden. Diese kulturellen Veranstaltungen werden von der Gesellschaft für Geschichte & Heimatkunde (GGH) organisiert.
Ofenanlage Über den hangseitigen Weg erreicht man eine Terrasse und steht vor zwei massiven Bauwerken aus Bruchsteinmauerwerk. Es sind zwei von ehemals 4 Röstöfenpaaren mit rechteckigem Grundriss, sogenannte Schachtröstöfen. Aus den Öffnungen unten im Mauerwerk wurde das fertige Röstgut herausgezogen, während in die großen runden und rechteckigen Öffnungen oben Koks und Erzbrocken eingefüllt wurden.
Funktion Ein historisches Foto aus dem Jahre 1903 verdeutlicht, wie diese Schachtröstöfen betrieben wurden: Über Schienen konnten Arbeiter mit Eisenerz befüllte Loren bis zu den Öfen transportieren. Das Eisenerz selbst stammte aus der nahegelegenen Grube. An den großen Öffnungen angekommen, wurden die Kipploren seitlich entladen, das Eisenerz wurde einfach in die Schächte gekippt. Mittels der Röstschachtöfen konnte das Erz effektiv geröstet werden. Dies geschah, indem das Erz auf eine Temperatur erwärmt wurde, die unter dem Schmelzpunkt lag. Als Brennstoff wurde Koks genutzt. Hierbei kamen auf 1.000 Kilogramm Eisenerz, 33 Kilogramm Koks. Schädliche Bestandteile, beispielsweise schwefelhaltige und arsenhaltige Gase, wurden durch diese Methode verflüchtigt. Durch das Rösten, veränderte das Eisenerz seine Struktur, wurde leichter und mürber. Ein solcher Ofen konnte in 24 Stunden etwa 11.458 kg Rösterz produzieren.
Der Vorgang konnte mehrere Tage dauern und benötigte daher eine große Menge an Brennstoff. Häufig wurden die Ofenschächte zuerst mit grobem Material und in den höheren Lagen mit feinerem Material befüllt. Am Ende des Röstprozesses wurde das Röstgut durch eine Öffnung am Boden „abgezogen“, sprich herausgezogen und in eine bereitgestellte Lore verladen. Nach dem Rösten musste das Erz zerkleinert werden, um sie in die Krupp'schen Eisenhütten in Sayn und Mülhofen transportieren und in den Hochöfen schmelzen zu können.
Geschichte Im Jahre 1731 erwarb Wilhelm Remy (1702-1761) die Grube Vierwinden und die Schmelzhütte am Rhein (sogenannte Untere Hütte). Wenige Jahre zuvor, 1724, hatte Remy mit Geschäftspartnern die Erlaubnis erhalten Eisenerz brechen zu dürfen. Die Erzgrube wurde Teil der Handelsgesellschaft „Remy, Hoffmann & Co.“. Diese wurde im Jahr 1741 von Wilhelm Remy (1702-1761), Maria Elisabeth Remy (geb. Hoffman, 1711-1771) und Johannes Remy (1713-1778) gegründet. In der Erzgewinnung in den Stollen, also der unterirdische Grubenbau, waren viele Bergleute beschäftigt. Fast 200 Jahre lang wurde in den Bendorfer Stollen Erz gefördert. Daher spielen sie eine wichtige Rolle für die Wirtschaftsgeschichte der Region. Im Jahre 1870 erwarb Alfred Krupp (1812-1887) als letzter Besitzer die Remy'schen Eisenhütten und Erzgruben. So auch die Grube Vierwinden, die von nun an Grube Werner genannt wurde, benannt nach dem berühmten Mineralogen Gottlob Julius Werner. Krupp modernisierte nach dem Erwerb die Bergwerksanlage und schloss die Hüttenwerke. Die Modernisierung brachte in den Jahren 1879 bis 1886 Acht Röstschachtöfen hervor, von denen heute noch vier erhalten sind. Die Röstöfen wurden im Jahr 1915 zeitgleich mit der Grube Werner geschlossen.
Denkmalschutz Seit dem Jahr 1983 stehen die Röstöfen unter Denkmalschutz. In den Jahren 1990-1998 kam es zu einer Sanierung, die Neuheiten wie beispielsweise eine integrierte Freilichtbühne hervorbrachten. Die Eisenröstöfen in Bendorf werden im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mayen-Koblenz (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Remystraße, Eisenröstöfen der ehem. Eisenerzgrube Werner auf der Vierwindenhöhe, Mitte 19 Jh.“
(Kristina Sus, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Frau Barbara Friedhofen, 2021)
Quellen Ausstellungstexte Sayner Hütte, verfasst von Barbara Friedhofen, Leiterin des Rheinischen Eisenkunstguss-Museums
Internet nat.museum-digital.de: Vierwindenhöhe (abgerufen 29.03.2022) rlp.museum-digital.de: Eisenerz-Rostöfen Grube Werner, Vierwindenhöhe, Bendorf, 1903 (abgerufen 29.03.2022) www.bendorf.de: Eisenerz Röstöfen (abgerufen 29.03.2022) www.bendorf-geschichte.de: Heimische Industrie: Die Röstöfen der Grube Werner (abgerufen 29.03.2022)
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