Brunnenstübchen in Sankt Aldegund

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Sankt Aldegund
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 04′ 57,92″ N: 7° 07′ 43,07″ O 50,08275°N: 7,12863°O
Koordinate UTM 32.366.118,93 m: 5.549.508,94 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.822,10 m: 5.550.223,85 m
  • Brunnenstübchen in Sankt Aldegund

    Brunnenstübchen in Sankt Aldegund

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    Markus Kroth
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    Kroth, Markus
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Über Generationen war das „Brunnenstübchen“ ein Garant für eine ganzjährige Wasserversorgung in St. Aldegund. Schon im 19. Jahrhundert hatten Bürger den Dorfbach im Korrat-Tal aufgestaut. Das Wasser sammelte sich in einer Steinwanne und über ein Auslaufrohr konnte man mit Eimern und Kannen Wasser entnehmen.
Um die Wasserstelle vor Verschmutzung zu schützen, wurde die Steinwanne mit einem stabilen „Häuschen“ überbaut. Daher der Name „Brunnenstübchen“.

Bis zum Bau einer Wasserleitung versorgten sich die Bürger am Brunnen auf der „Boa“ (der Mundartausdruck für Brunnen). Einige Bürgerhäuser verfügten über einen eigenen Brunnen, „Petz“ genannt. Dort entnahm man Grundwasser das aber meist fraglicher Qualität war, denn zu jedem Haus gehörte auch ein „Pull-Loch“, also eine Jauchegrube die meist undicht war und das Grundwasser entsprechend belastete.

Schon im Jahr 1893 beschloss die Gemeinde den Bau einer Wasserleitung. Es waren keine „Hausanschlüsse“ geplant, sondern 15 bis 20 Hydranten zur Wasserentnahme verteilt im damaligen Dorf.

Aber erst im Jahr 1899 wurde das Vorhaben realisiert mit Anschlüssen zu jedem Wohnhaus. Die Kosten in Höhe von 31.000 Reichsmark wurden über einen Kredit bei Philipp Amlinger aus Bremm finanziert, nachdem der Raiffeisenkasse Aldegund die Finanzierung zu riskant erschien.

Anfangs gab es keine Wasseruhren. Das sehr geringe „Wassergeld“ wurde nach Anzahl der Hausbewohner geschätzt. Erst 1911 baute man Wasserzähler ein zum Preis von 18.75 Mark pro Stück. Ein Kubikmeter Wasser kostete 25 Pfennig, mindestens mussten aber sechs Mark pro Jahr gezahlt werden.

Die Quellen auf der Moselhöhe lieferte genügend Wasser für den damaligen Bedarf der mit den heutigen Bedarfsmengen nicht vergleichbar ist. Eine Toilettenspülung kannte man noch nicht, gebadet wurde einmal die Woche und das bei sparsamen Leuten in einer Wannenfüllung für die ganze Familie.

In trockenen Sommern lieferten die St. Aldegunder Quellen aber trotzdem nicht genug Wasser. Es gab etwas Wasser am Morgen, im Unterdorf mehr als im Oberdorf. Den Zusatzbedarf holte man sich mit Eimern und Kannen an der Wasserstelle am „Brunnenstübchen“. Dort bildeten sich vor allem nach der Mittagszeit lange Schlangen. Wenn die Kinder aus der Schule kamen und zu Mittag gegessen hatten wurden sie zum „Wasserholen“ zum Brunnenstübchen geschickt. Eine Wartezeit von einer halben Stunde um mehr, bis man „an der Reihe“ war, war die Regel.

Anfang der 1950er Jahre kam es mit steigendem Wasserbedarf zu Versorgungsengpässen. Mehr und mehr Haushalte richteten Bäder ein mit Toiletten mit Wasserspülung. Deshalb wurde im Jahr 1953 im Moselvorland ein Brunnen für sogenanntes „Uferfiltrat“ gebohrt. Im Jahr 1955 wurden die Quellen auf der Höhe aufgegeben.

Im Rahmen der Moselkanalisierung verschwand der 1953 gebohrte Brunnen und bei Stromkilometer 81,120 wurde 1960 eine neue Bohrung vorgenommen, die zukünftig St. Aldegund versorgte. Im Jahr 1989 ging die Wasserversorgung an das Kreiswasserwerk über und seit Mai 1990 versorgt der Zweckverband Mosel-Eifel mit Wasser aus dem Wittlicher Tal. Der Brunnen in Ufernähe wurde aufgegeben.

Um die Versorgung langfristig zu sichern, wurde in den Jahren 2010 bis 2013 eine Zubringerleitung von Beuren bis zum Hochbehälter St. Aldegund gebaut. Damit war eine zusätzliche Versorgung aus dem Tiefbrunnen bei Strohn in der Eifel gesichert.

Das Brunnenstübchen hatte schon ab 1953 als Versorgungsstelle ausgedient. Es blieb aber erhalten und wurde von Bürgern immer wieder von Bewuchs frei geschnitten und gesäubert.
Der Zahn der Zeit nagte aber am „Brunnenstübchen“ selbst und den umgebenden Stützmauern. Die ganze Anlage war unansehnlich geworden.

Ab dem Frühjahr 2014 hat sich nun der Heimat- und Verkehrsverein St. Aldegund, dieser historischen Einrichtung angenommen. Der Bachlauf und das Umfeld wurden gründlich gesäubert, das Mauerwerk teils neu aufgebaut, der Hang zum Bachlauf durch eine niedrige Mauer und ein Geländer gesichert, die Anlage neu bepflanzt und der Zugang mit Natursteinen gepflastert,

(Gerhard Schommers, St. Aldegund, 2022)

Brunnenstübchen in Sankt Aldegund

Schlagwörter
Ort
56858 Sankt Aldegund
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Bauaufnahme, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1800 bis 1900

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Gerhard Schommers (2022): „Brunnenstübchen in Sankt Aldegund”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343539 (Abgerufen: 26. April 2024)
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