Höhenburg auf dem Falkenberg bei Neugraben

Burg Störtebeker

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Naturschutz
Gemeinde(n): Hamburg
Kreis(e): Hamburg
Bundesland: Hamburg
Koordinate WGS84 53° 27′ 52,53″ N: 9° 52′ 8,69″ O 53,46459°N: 9,86908°O
Koordinate UTM 32.557.695,62 m: 5.924.306,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.557.789,20 m: 5.926.237,16 m
  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Hauptburg

    Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Hauptburg

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Graben der Vorburg am Nordhang

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Graben der Vorburg am Nordhang

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Plateau der Hauptburg

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Wälle und Gräben am Osthang

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Bergkuppe

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  • Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Burgberg von der Südwestseite

    Hamburg-Neugraben, Burg auf dem Falkenberg (2022) - Burgberg von der Südwestseite

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Auf dem markanten Falkenberg im Naturschutzgebiet Fischbeker Heide liegt eine hochmittelalterliche Höhenburg, von der sich Wälle und Gräben sichtbar erhalten haben.

Archäologische Untersuchungen
Die Göd'sin Kuhl
Gaststätte »Burg Störtebeker«
Der Falkenberg als Zeugenberg
Der Falkenberg in der Kunst
Die Fischbeker Heide
Hinweise, Links und Literatur

Die Ringwallanlage besteht aus einer Hauptburg, die sichelfömig ist, und einer Vorburg, die sich nach Norden anschließt. Die Vorburg ist durch einen Graben in zwei Abschnitte auf unterschiedlichen Höhen geteilt. Die Hauptburg umgibt ein Trockengraben, der heute nur noch schwach zu erkennen ist, da er verfüllt ist; im Norden ist ihm ein weiterer Wall vorgelagert.
Der Zugang zur Vorburg erfolgte vermutlich durch ein Tor im Nordwesten, also von der Ebene aus. Durch ein zweites Tor am Westhang kam man direkt in die Hauptburg.
Das Plateau der Hauptburg wurde künstlich angelegt, indem man die Bergkuppe abtrug. Es entstand eine Innenfläche von etwa 80 Metern Länge und nur 15 Metern Breite. Der Innenraum war von einem Wall umgeben.

Die Burg besaß eine strategisch günstige Lage auf einer Höhe von rund 65 Metern über Normalnull. Man konnte von hier nach Norden in das Elbtal mit der Flussmarsch sehen, von Buxtehude im Nordwesten bis Harburg im Nordosten. Der Versorgung mit Wasser diente der Falkenbek, der westlich des Falkenberg nach Norden floss, heute etwa der Verlauf des Falkenbergsweges.
Vor 1144 gehörte das Gebiet den Stader Grafen aus dem Geschlecht der Udonen, das 1144 an die Bremer Erzbischöfe ging und 1236 an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Es ist davon auszugehen, dass die Höhenburg von den Stader Grafen angelegt wurde, zur Grenzsicherung und zur Überwachung der Elbniederung.
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Archäologische Untersuchungen
Archäologische Untersuchungen wurden 1905 vorgenommen, als mit dem Bau eines Ausflugslokals auf der Ostseite des Burgplateaus begonnen wurde. Es fand sich eine Herdstelle, die mit einer Holzkohleschicht bedeckt war. Dazu gehörte eine Abfallgrube, aus der Keramikscherben, eine Axt, Pfeilspitzen, Hufeisen, Riemenschnallen, Teile eines Stachelhalsbandes, Nägel sowie Knochen von Rindern, Schweinen und Hühnern geborgen wurden. Zentral auf dem Plateau befand sich eine Grube mit zwölf Metern Durchmesser, genannt Göd'sin Kuhl. Der Name bezieht sich auf Gödecke Michel, der hier einen Schatz versteckt haben soll (siehe unten). Beim Ausheben der Grube fand sich allerdings kein Schatz, sondern nur Sand und Kies. Sie war wohl schon früher ausgehoben worden auf der Suche nach dem Schatz. Bei weiteren Grabungen konnte ein Fundament aus Feldsteinen am Rand der großen Grube dokumentiert werden. Es soll zu einem Holzturm mit quadratischen Grundriss gehören. Des Weiteren fand sich ein Lehmfußboden mit Feuerstelle als Gebäuderest im Nordwesten des Plateaus. Diese archäologischen Relikte weisen auf eine dichte Bebauung des Burginnenraums hin. Es können Holzfachwerkbauten rekonstruiert werden.
Anhand der Funde wird der Beginn der Burganlage in das 9. Jahrhundert datiert. Die Nutzung endete im 13. Jahrhundert. Einige Funde aus der großen Grube zeigen auf eine sächsische Machart des 8./9. Jahrhunderts. Aus einer späteren Nutzungsphase des 11./12. Jahrhunderts stammt eine gelbliche Scherbe mit rotbrauner Bemalung, die der Pingsdorfer Ware aus dem Rheinland zuzuordnen ist. Hierzu passt auch ein Fragment eines Mühlsteins aus Mayener Basaltlava. Weitere Funde gehören zur Badorfer Ware, ebenfalls aus dem Rheinland stammend, sowie Gefäße, die in Flandern produziert wurden. Die Funde ergeben einen Siedlungshöhepunkt im 12./13. Jahrhundert. Auffällig ist dabei die hohe Anzahl von Gegenständen rheinischer Herkunft, die auf weitreichende Kontakte schließen lässt.
Zu den schriftlichen Quellen zur Burg auf dem Falkenberg gehört die Weltchronik (begonnen 1204) des Bremer Domherren und späteren Abts Albert von Stade (vor 1187 - 1264), in der berichtet wird, dass der Bremer Erzbischof Gerhardt I. (gestorben 1219) die Burg Schlutter und Herzog Heinrich IV. der Ältere von Braunschweig (um 1173/74 - 1227) die Burg Falkenberg (Valkenberch) errichten ließen. Burg Schlutter liegt bei Delmenhorst, sie wird nach Zerstörungen 1233/1234 aufgegeben. Burg Falkenberg nutzte man bis in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.
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Die Göd'sin Kuhl
Der Name bezieht sich auf Gödeke Michel, einen Kumpanen des Seeräubers Klaus Störtebeker. Er soll auf der Burg gehaust und hier einen Schatz versteckt haben. Beide wurden im Jahr 1401 auf dem Grasbrook in Hamburg hingerichtet.
Der örtlichen Sage nach wurde die Burg zerstört, die Räuber entkamen durch einen unterirdischen Gang. Der Schatz blieb unauffindbar. Anfang des 20. Jahrhunderts suchte der Hamburger Lehrer Ferdinand Frohböse nach dem Schatz (nach einer Erläuterungstafel vor Ort; zu den Ergebnisse seiner Untersuchungen siehe oben).

Gaststätte »Burg Störtebeker«
Der Hamburger Adolf Ide ließ 1905 auf dem Gipfel des Falkenbergs eine Gaststätte errichten. Des Weiteren gab es einen hölzernen Aussichtsturm. Diese Gaststätte war jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugsziel. 1972 musste der Betrieb zwangsversteigert werden und 1974 brannten die Gebäude bis auf die Grundmauern nieder.
Durch den Bau und Betrieb der Gaststätte über rund 70 Jahre kam es zu Veränderungen und Störungen am archäologischen Inventar der Burg. Lediglich die Wälle und Gräben der zweigeteilten Vorburg sind heute noch gut erkennbar.
Der Falkenberg wie auch der kleinere Scheinberg unterhalb des Berggipfels gehören zum Naturschutzgebiet Fischbeker Heide und werden ihrer natürlichen Entwicklung überlassen.
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Der Falkenberg als Zeugenberg
Die Harburger Berge sind in der Saale-Eiszeit (300.000 bis 126.000 Jahren vor heute) entstanden. Sie sind überwiegend aus Schmelzwassersanden aufgebaut. In der Weichsel-Eiszeit (Weichsel-Hochglazial: 59.000 – ca. 17.000 vor heute)) haben die Gletscher die Elbe nicht mehr überschritten. Die Harburger Berge lagen jedoch im Einflussbereich des Periglazialklimas. Dauerfrostboden führte dazu, dass Niederschlags- und Schneeschmelzwasser nicht versickern konnte. Im Sommer taute der Boden bis in eine Tiefe von gut einem Meter auf. Die wassergesättigte Auftauschicht war äußerst mobil. Ab einer Hangneigung von 2 Grad kam es zu Bodenfließen (Solifluktion). Auf diese Weise sind die großen Trockentäler der Geest entstanden. Zum Teil führte die Zerschneidung der Hochgebiete so weit, dass lediglich einzelne Kuppen der ursprünglichen Hochfläche als „Zeugenberge“ zurückblieben. Das beste Beispiel hierfür ist der Falkenberg in Neugraben (Dr. J. Ehlers auf hamburg.de, ergänzt).

Der Falkenberg in der Kunst
Die Malerei des 19. Jahrhunderts erzeugte massenhaft Ansichten von Landschaften, in denen auch einzelne Burgberge als Hintergrund dienten. So malte Adolf Carl (1814-1845) stimmungsvolle Landschaftsbilder, in denen der Falkenberg bedeutender Teil der Landschaft und damit des Bildes war. Bilder der 1830er Jahre zeigen mehrfach die Landschaft um den Falkenberg mit Blick auf Hamburg, wobei diese Landschaft noch als Teil der Lüneburger Heide charakterisiert wurde. Immer wieder ist der Falkenberg, damals noch unbewaldet, markanter Höhenpunkt in der bewegten Landschaft.
Am Ende des 19. Jahrhunderts malte Arthur Illies (1870-1952) mehrfach den Falkenberg. Wiederum war der hoch aufragende Berg markanter Landschaftsteil. In den Bildern Illies lässt sich zudem der Wandel von der realen Freilichtmalerei zum Impressionismus ablesen.
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Die Fischbeker Heide
Die heutige Landschaft der Fischbeker Heide geht auf Veränderungen der Natur durch den Menschen zurück. Von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis in die Neuzeit siedelten hier Menschen und hinterließen ihre Spuren. Eine besonders prägende Epoche war das Mittelalter: Die Wälder wurden gerodet, um das Holz zu nutzen, zu verbauen und zu verbrennen. Es entstanden ausgedehnte offene Flächen. Auf den eiszeitlich geprägten, sandigen und nährstoffarmen Böden der Harburger Berge konnte sich so die Besenheide (Calluna vulgaris) ausbreiten.
Im späten Mittelalter erreichte die Waldrodung südlich der Elbe ihren Höhepunkt, da sich in dieser Zeit die Salzproduktion in der Lüneburger Saline zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Region entwickelte. Die in unterirdischen Quellen gewonnene Sole musste in Siedepfannen erhitzt werden, um die Salzkristalle zu extrahieren. Die Heide konnte sich auf den gerodeten Flächen weiter ausdehnen und es entstanden große Teile der Fischbeker Heide und der Lüneburger Heide, die bis vor 250 Jahren noch miteinander verbunden waren.
Die sandigen Böden der Fischbeker Heide waren kaum zum Ackerbau zu gebrauchen, weshalb sich hier eine spezielle Form der Landwirtschaft entwickelte. Die Bauern ließen Heidschnucken auf den Flächen weiden: „schnucken“ ist norddeutsch und bedeutet „naschen“. Heidschnucken sind die einzige Schafrasse, die sich mit der kargen Heide als Nahrung begnügt. Die Schnucken „pflegten“ zudem die Heide, indem sie durch ihren Fraß das Heidekraut verjüngten. Somit verdienten die Bauern der Fischbeker Heide ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Fleisch, Milch und Wolle der Schnucken. Des Weiteren nutzten sie Heidekraut zur Besenherstellung, weshalb diese Pflanze bis heute als „Besenheide“ bezeichnet wird. Oft lebten Imker auf den Höfen, die Heidehonig sowie Wachs produzierten. Zusätzlich zur Beweidung wurde die Heide geplaggt. Dabei stachen die Bauern große Soden aus und nutzten diese als Einstreu oder als Baumaterial für Dächer und Wege (nach metropolregion.hamburg.de).
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Hinweise
Die Wallanlage auf dem Falkenberg ist geschütztes Bodendenkmal der Stadt Hamburg. Sie liegt im geschützten Naturschutzgebiet Fischbeker Heide.

(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2022, 2024)

Internet
metropolregion.hamburg.de: Fischbeker Heide (abgerufen: 22.05.2024)
www.hamburg.de: Dr. Jürgen Ehlers, Falkenberg. Zeugenberg am Südrand des Elbe-Urstromtales (abgerufen 22.05.2024)
www.alleburgen.de: Wallburg Falkenberg. Private Seite von Andreas Hein, München (abgerufen: 22.05.2024)

Literatur

Busch, Ralf (1999)
Die Kunst des Mittelalters in Hamburg. Die Burgen. S. 39-43, Hamburg.
Busch, Ralf (Hrsg.) (1998)
100 Jahre Helms-Museum. Verborgene Schätze in den Sammlungen. (Veröffentlichungen des Hamburger Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs, Helms-Museum, Nr. 79.) Hamburg.
Först, Elke (2021)
Burgen am Rande von Hamburg. In: Rainer-Maria Weiss (Hrsg.), Burgen in Hamburg. Eine Spurensuche. Veröffentlichungen des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg 115, S. 200-224. bes. S. 211-214, Kiel • Hamburg.
Richter, Klaus (1990)
Mittelalterliche Burgen und befestigte Höfe im Harburger Raum. In: Harburger Kreiskalender 44, S. 83-97. o. O.

Höhenburg auf dem Falkenberg bei Neugraben

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Falkenbergsweg
Ort
21149 Hamburg - Hausbruch
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Denkmal gem. § 6 DSchG Hamburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 900 bis 1000, Ende 1250 bis 1275

Empfohlene Zitierweise

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Claus Weber: „Höhenburg auf dem Falkenberg bei Neugraben”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343513 (Abgerufen: 17. März 2025)
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