Amtshaus
Hoftorbogen
Geschichte
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Amtshaus
Bei dem Gebäude Im Schlosshof mit der Hausnummer 1 handelt es sich um einen länglichen Massivbau auf rechteckigem Grundriss. Das Gebäude verfügt über drei Geschosse (Erd- und Obergeschoss, zuzüglich Dachgeschoss) und schließt mit einem Satteldach ab. Die im Satteldach eingelassenen Dachgauben geben einen Hinweis auf die Funktion des spätgotischen Hauses. So diente dieses anfangs als Amtshaus der Herren von Schönburg. Von hier aus sicherte die Adelsfamilie ihren Einfluss im Ort und lagerte in diesem Gebäude die eingezogenen Zehnte. Auffällig ist der in Richtung Hofseite angebaute spätgotische Treppenturm. Dieser ragt auf rechteckigem Grundriss und bis auf die Höhe des Dachgeschosses aus der Fassade heraus und ist mit einem eigenen Satteldach gedeckt.
Hoftorbogen
Zwischen Haus Nummer 1 und 3 befindet sich ein Hoftorbogen in Form eines gedrückten Spitzbogens. Stilistisch lässt sich das Hoftor damit ebenfalls der Spätgotik zuordnen.
Oberhalb der Spitze ist die Jahreszahl 1584 eingraviert. Flankiert wird diese von zwei Wappen. Das linke Wappen zeigt auf rotem Grund ein Glevenrad, ausgehend von einem schwarzen Schild in der Mitte. In einem Glevenrad werden stilisierte Lilien in einem Kreis angeordnet. Bei diesem Schild handelt es sich um das Stammwappen derer von Schönburg, teilweise auch Schönberg genannt. Im rechten Wappen ist ein goldener Eselskopf vorwärtsschauend auf schwarzem Grund abgebildet. Dieses Wappen verweist auf die Familie Riedesel von Bellersheim. Im Wappen der Familie von Riedesel frisst der Esel normalerweise drei Riedblätter, diese aber fehlen in Waldlaubersheim. Die Wappen am Hoftorbogen verweisen auf die Erbauer der Gebäude, den kurpfälzischen Marschall Meinhard von Schönburg, auch Schönberg (1530-1596) und seiner Frau Dorothea geborene Riedesel von Bellersheim.
Geschichte
Die Geschichte der Familie von Schönburg (Schonenburg) in Waldlaubersheim begann im ausgehenden 13. Jahrhundert. Am 30. August des Jahres 1282 belehnte Werner von Bolanden den Ritter Emilrich von Schönburg mit einem Drittel der eigenen Zehntrechte (Getreide- und kleiner Zehnt) sowie einem Sechstel des Weinzehnten. Der Ritter kam ursprünglich aus Oberwesel. Dazu wurde dem Schönburger das halbe Patronatsrecht im Dorf Leibersheim (alter Ausdruck für Waldlaubersheim) zugesprochen (Grathoff 2017, S. 35). Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Herren von Bolanden über die Zehntrechte und das Patronatsrecht im Ort alleine verfügt. Wie im Mittelalter üblich, wechselten einzelne Rechte im Laufe der Zeit immer wieder den Besitzer durch Heirat, Erbschaft, Handel oder Verpfändung. So wechselten die verschiedenen Rechte zwischen einigen wenigen Adelsfamilien, zu denen die Schönburger neben den Grafen von Bolanden und denen von Sponheim und weiteren gehörten.
Das Amtshaus in Waldlaubersheim wurde im Jahre 1584 durch Meinhard von Schönberg (1530-1596) und seiner Frau Dorothea geborene Riedesel von Bellersheim erbaut. Meinhard war kurpfälzischer Marschall unter Friedrich III. von der Pfalz (1515-1576, regierte ab 1559). Das Renaissanceportal wurde im Jahre 1606 durch die Familie gebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Waldlaubersheim 1621 durch spanische Truppen überfallen und geplündert. Viele Menschen im Ort fielen diesem Überfall zum Opfer. Inwiefern auch das Amtshaus, das Wohnhaus und die Nebengebäude der Schönburger im Rahmen dieses Angriffs und der weiteren Kriegshandlungen des 17. Jahrhunderts beeinträchtigt wurden, ist nicht überliefert. Dass die Gebäude zu Schaden kamen, kann aber angenommen werden.
Im Jahre 1717 starb Herzog Meinhard von Schönburg. Da die Erbtochter Maria mit Christoph Martin Graf von Degenfeld verheiratet war, beanspruchte dieser das Pfand Waldlaubersheim für sich. Die Grafen von Nassau-Saarburg aber, die zu diesem Zeitpunkt Eigentümer und Lehensherren der Schönburger waren, verweigerten die Nachfolge. Es begann ein Rechtstreit, der von 1721 bis 1783 andauerte. Im Jahre 1787 wurde der Prozess zugunsten der Grafen Nassau-Saarbrücken-Weilburg beendet und die Erben der Schönburger verloren ein für alle Mal ihre Rechte in Waldlaubersheim.
Die Gebäude Im Schlosshof in Waldlaubersheim werden im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Bad Kreuznach (Stand 2022) geführt. Die Eintrag lautet:
„Im Schlosshof 1/3
ehem. Amtshaus der Herren von Schonenburg, spätgotisch geprägter Massivbau, Treppenturm, Renaissanceportal, bez. 1616, Hoftorbogen bez. 1584.“
(Blanka Schneider, Fiona Wangard, Arabella Hack, Universität Koblenz-Landau, 2021)
Internet
www.regionalgeschichte.net: Amtshaus (abgerufen 23.02.2022)
de.wikipedia.org: Meinhard von Schönberg (abgerufen 23.02.2022)