Rumpf-Mühle in Laubenheim

Laubenheimer Mühle

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Laubenheim
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 55′ 33,51″ N: 7° 53′ 46,38″ O 49,92598°N: 7,89622°O
Koordinate UTM 32.420.774,50 m: 5.530.984,32 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.420.817,98 m: 5.532.757,38 m
  • Videoclip mit Stefan Vollmari über die Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Videoclip mit Stefan Vollmari über die Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Copyright-Hinweis:
    Produktion: Stephanie Schepp; Moritz Forster; Alexander Tibo-Gnosa / Universität Koblenz-Landau
    Fotograf/Urheber:
    Moritz Forster; Stephanie Schepp; Alexander Tibo-Gnosa
    Medientyp:
    Video
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  • Stefan Vollmari erzählt Anekdoten in Zusammenhang mit der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Stefan Vollmari erzählt Anekdoten in Zusammenhang mit der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Copyright-Hinweis:
    Ortsgemeinde Laubenheim a. d. Nahe
    Fotograf/Urheber:
    Moritz Forster; Stephanie Schepp
    Medientyp:
    Audio
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  • Stefan Vollmari erzählt über die Nutzung von Elektrofahrzeugen in den 1920er Jahren an der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Stefan Vollmari erzählt über die Nutzung von Elektrofahrzeugen in den 1920er Jahren an der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Copyright-Hinweis:
    Ortsgemeinde Laubenheim a. d. Nahe
    Fotograf/Urheber:
    Moritz Forster; Stephanie Schepp
    Medientyp:
    Audio
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  • Stefan Vollmari erzählt über die Stromerzeugung in der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Stefan Vollmari erzählt über die Stromerzeugung in der Rumpf-Mühle in Laubenheim (2021)

    Copyright-Hinweis:
    Ortsgemeinde Laubenheim a. d. Nahe
    Fotograf/Urheber:
    Moritz Forster; Stephanie Schepp
    Medientyp:
    Audio
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Bei der Rumpf-Mühle nahe der Ortschaft Laubenheim handelt es sich um eine Wasserkraftanlage, ein Lager, einen Autoteilehandel, ein Tonstudio inklusive diverser Probenräume sowie ein Wohn- und Bürogebäude. Die Bezeichnung der Rumpf-Mühle stammt von der ursprünglichen Nutzung des Gebäudes als Getreidemühle.

Gebäude
Die Rumpf-Mühle in Laubenheim befindet sich außerhalb der Ortschaft, aber noch in der Gemarkung Laubenheim an der Bundesstraße 48 in der Naheweinstraße 1. Sie gehört damit zum Kreis Bad Kreuznach. Die Mühle befindet sich etwa 500 Meter nördlich des Ortsausgangs, rechts in Hanglage zur Straße. Sie liegt gegenüber vom Laubenheimer Wald und einem ehemaligen Steinbruch.
Die Mühle besteht aus drei Komplexen, die jeweils mehrere Gebäudeteile beinhalten. Als erstes ist das verputzte Wohnhaus zu sehen. Es handelt sich dabei um ein spätklassizistisches Gebäude mit Kniestock, das zwischen den Jahren 1850 und 1860 erbaut wurde. Das vierstöckige Gebäude auf rechteckigem Grundriss bildet den flächenmäßig kleinsten Gebäudeteil im Mühlenkomplex. Ursprünglich bestand die Fassade, wie die des Lagergebäudes, aus rötlichen Ziegelsteinen. Diese wurde in den 1920er Jahren nach Anbau eines Treppenhauses und zweier Balkone verputzt.

Dahinter folgt ein Lagerkomplex, der insgesamt ca. 2000 Quadratmeter Lagerfläche fasst. Es handelt sich dabei um einen gründerzeitlichen Klinkerbau mit Kniestock. Die Fassade besteht auf Höhe der Sockelzone und teilweise auch des Erdgeschosses aus Bruchstein aus dem gegenüberliegenden Steinbruch. Der Rest der Fassade besteht aus gelben und roten Backsteinen. Das Mauerwerk hat diverse Verzierungen, sowie Rundmauerungen und Simse. An der höchsten Stelle ist das Gebäude sechsstöckig, teilweise ist das Lagergebäude unterkellert. Zwischen Straße und Gebäudekomplex befindet sich eine Hoffläche. Auf der Rückseite des Gebäudekomplexes hin zur Eisenbahnstrecke befindet sich ein großes, der Mühle zugehöriges Gartengrundstück. Von dort aus gelangt man auch direkt an den von der Nahe abgetrennten und aufgestauten Flussbereich. Dieser wird zum Betrieb der Turbinen genutzt.

Von der Straße aus, befindet sich links des Lagers das höchste Gebäude der Rumpf-Mühle. Dieses wurde ursprünglich als Silo genutzt. Es hat ein Fassungsvermögen von etwa 1500 Tonnen Getreide und trägt auf Vorder- und Rückseite eine emaillierte Inschrift mit „Ph Rumpf Laubenheimer Mühle“. Auffällig ist der abgetreppte Giebel, über dem sich das Satteldach erhebt. Bei seinem Bau wurde die fensterlose Fassade direkt verputzt.

Geschichte
Bereits vor der Rumpf-Mühle befand sich am Standort ein Vorgängerbau, der ebenfalls als Mühle fungierte. Im Jahr 1846 wurde die Rumpf-Mühle erbaut, in der Folgezeit erweitert und aufgestockt: Die heute vorhandenen Gebäude stammen aus unterschiedlichen Epochen, der Großteil ist vermutlich im Jahr 1846 und in den folgenden Jahrzehnten entstanden oder umgebaut worden Das Lager wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts ergänzt, das Silo stammt aus den 1920er Jahren.
Bis heute unterlag die Mühle regelmäßig einem enormen Bedeutungswandel doch hatte dabei immer einen wichtigen wirtschaftlichen und ideellen Faktor für den Ort Laubenheim. Anfänglich war die Mühle zentral für das Leben in Laubenheim, da sie durch das mahlen von Mehl ein essenzielles Grundnahrungsmittel lieferte und als einer von wenigen Arbeitsgebern in der Ortschaft fungierte. Sie war die größte Industriemühle an der Nahe und die letzte Mühle an der Nahe vor der Mündung in den Rhein.

Zu den Aufgaben der Mühle gehörte es, Getreide wie Weizen, Roggen oder Gerste zu mahlen. Das Getreide wurde teilweise in der Region angebaut oder hinzugekauft. Das in der Rumpf-Mühle gemahlene Mehl diente vor allen der Versorgung der regionalen Bäckereien oder wurde als Futtermittel für Tiere verarbeitet. Einen Nebenerwerbszweig bildete für die Mühle der Handel mit importiertem Salz.

Ihren Namen verdankt die Mühle der Familie Rumpf, die mehrere Mühlen in ihrem Besitz hatte. Auch heute gibt es noch eine weitere Rumpf-Mühle im Nahegelegenen Gensingen, die noch immer im Besitz der Familie Rumpf ist. In ihrer Vergangenheit aber wurde die Mühle unter verschiedenen Namen geführt. Im Jahr 1797 hieß sie Walters Mühle. Im Jahre 1817 Jägers Mühle und ab dem Jahre 1827 Laubenheimer Mühle Schmitt. Nach der Heirat der Besitzerin Wilhelmine Schmitt (1836-1863) mit Georg Rumpf (Lebensdaten unbekannt) wurde die Mühle in Rumpf-Mühle umbenannt. Deren Sohn Philipp Rumpf (1858-1937) führte dann die Laubenheimer Mühle unter diesem Namen weiter. Seither blieb sie im Besitz und Betrieb der Familie Rumpf bis zum Erwerb durch den heutigen Miteigentümer Stefan Vollmari im Jahre 1988 (Weitere Informationen zur Familie Rumpf finden Sie in der Audiodatei in der Mediengalerie).
In den heutigen Lagerräumlichkeiten befanden sich Anfang des 20. Jahrhunderts die verschiedenen Verarbeitungsschritte einer Mühle. Diese bestanden aus Rohrboden, Sichterboden und Mahlgängen. Diese sind heute nicht mehr erhalten. Sie wurden ausgebaut.

Wie viele Angestellt die Rumpf-Mühle in ihrer Hochzeit hatte, ist nicht mehr nachvollziehbar. In den 1950er Jahren beschäftigte sie etwa 20 Angestellte. Darunter befanden sich Müller, Fuhrleute, Schreiner und Schlosser. In den 1960er Jahren kam es flächendeckend in Deutschland zu einem Mühlensterben. Den billigen Mehlimporten aus dem Ausland hatten die heimischen Mühlen wenig entgegenzusetzen. Im Jahre 1962 wurde auch die Laubenheimer Rumpf-Mühle stillgelegt. Die Maschinen wurden in Folge der Stilllegung weitestgehend verkauft. Die Alte Mühlentechnik ist bis auf wenige Pumpen und Trockener gänzlich abgebaut und entfernt worden. Ein Becherwerk zum Transport des Getreides ist noch vorhanden. Damit wurde das Getreide geschöpft und nach oben in das Silo transportiert. Bis ins Jahr 1988 wurde das Silo noch als Getreidesilo für die Rumpf-Mühle in Gensingen genutzt. Seither steht es leer. Im Erdgeschoss wurde ein Tonstudio eingerichtet.

Stromproduktion
Im 19. Jahrhundert wurden das Mahlwerk und alle anderen Maschinen rein mechanisch durch Wasserkraft betrieben. Vom Wasserrad wurde die Energie über Riemenscheiben und Lederriemen auf das Mahlwerk übertragen. Ab dem Jahre 1900 wurde eine Turbine eingebaut und im Jahr 1922 eine Weitere. Der durch die Turbinen produzierte Strom wurde nun dezentral zum Betrieb der Maschinen mittels Elektromotoren eingesetzt.
Zu diesem Zeitpunkt war die Mühle nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, sondern betrieb eine völlig autarke Energieversorgung. Konnten die Turbinen bspw. wegen Wasserknappheit keinen Strom erzeugen, hielt ein Dieselstromaggregat den Betrieb der Mühle aufrecht.

Die Turbinenanlage wurden seit ihrer Erbauung Anfang des 20 Jahrhunderts immer wieder optimiert und einzelne Bauteile erneuert, zuletzt in größerem Umfang in den Jahren 1990 und 2002. Die Turbinen erzeugen ihre Energie durch das Aufstauen des Wassers. Das gestaute Wasser fließt durch die Turbine mit einem Gefälle von 2,25 Meter. Diese setzt den Generator in Bewegung und erzeugt dadurch Strom (Weitere Informationen zur Energiegewinnung finden Sie in der Audiodatei „Stromproduktion durch Turbinen“ in der Mediengalerie). Die Stromproduktion der Mühle reicht heute im Durchschnitt für etwa 60 kw/h und zu Spitzenzeiten theoretisch für etwa 150 kw/h. Dadurch ist es möglich, ungefähr 50 bis 150 Haushalte mit Strom zu versorgen. Das würde für die Ortsgemeinde Laubenheim ausreichen. Der Strom wird mittlerweile ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Mit der Stromproduktion einhergehend wurden Anfang des 20. Jahrhundert bereits Elektrofahrzeuge in Form von Lkw in der Laubenheimer Mühle eingesetzt. Mit einer Reichweite von ca. 20 Kilometern wurden diese Lkw vollständig durch die in der Mühle produzierte Energie betrieben (Weitere Informationen finden Sie in der Audiodatei „Elektrofahrzeuge in der Rumpfmühle“ in der Mediengalerie).

Die Mühle heute
Für viele Menschen in Laubenheim stellt die Rumpf Mühle einen wichtigen identitätsstiftenden Ort dar. Denn noch heute verbinden viele Menschen im Ort persönliche Erinnerungen mit der Mühle, wenn bspw. deren Eltern noch darin gearbeitet haben. Aus dieser Zeit sind einige Anekdoten entstanden (Weitere Informationen finden Sie in der Audiodatei „Kuriose Geschichten zur Rumpf-Mühle“ in der Mediengalerie).
Aktuell wird die Mühle als Lager, für Proberäume und als Tonstudio sowie zur Stromproduktion durch Wasserkraft verwendet. Der heutige Miteigentümer benutzt es darüber hinaus für seinen Autoteilehandel, hat im Wohngebäude seine Büroräume und wohnt ebenfalls darin.

Die Rumpf-Mühle in Laubenheim im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Bad Kreuznach (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Laubenheimer Mühle Naheweinstraße 1, an der Nahe, B 48, nördlich des Ortes
spätklassizistisches Wohnhaus mit Kniestock, um 1850/60; gründerzeitlicher Klinkerbau mit Kniestock, Ende 19. Jh.; gründerzeitliche Nebengebäude; Lagerhaus, 1920er Jahre“.


(Stephanie Schepp, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Stefan Vollmari, 2021)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bad Kreuznach. Denkmalverzeichnis Kreis Bad Kreuznach, 14. Februar 2022. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Bad Kreuznach
Hofmeister, Günter (2020)
Zur Geschichte von Laubenheim. Laubenheim.
Spengel, Gerd (1998)
Mühlen im Gebiet der mittleren und unteren Nahe. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Kreuznach, Band 29.) o. O.

Rumpf-Mühle in Laubenheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Naheweinstraße 1
Ort
55452 Laubenheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1797

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„Rumpf-Mühle in Laubenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343469 (Abgerufen: 19. April 2024)
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