Mit dem Rückgang der Stahlindustrie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann ein tiefgreifender Strukturwandel. Die Schließung vieler Stahlwerke führte zu wirtschaftlichen Herausforderungen und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. In dieser Zeit wurde jedoch auch die Notwendigkeit erkannt, die Region neu zu gestalten und zukunftsfähige Perspektiven zu schaffen.
Der entscheidende Wendepunkt kam mit der Entscheidung, Esch-Belval als Standort für Bildung und Forschung zu entwickeln. In den frühen 2000er Jahren startete ein umfassendes städtebauliches Projekt, das darauf abzielte, die ehemaligen Industrieflächen in ein modernes Stadtviertel umzuwandeln. Ein zentraler Bestandteil dieses Wandels war die Gründung der „Université du Luxembourg“, die 2003 eröffnet wurde und heute eine bedeutende Bildungseinrichtung ist.
Die Umgestaltung des Gebiets umfasste nicht nur den Bau neuer Universitätsgebäude, sondern auch die Schaffung von Wohnraum, Freizeitmöglichkeiten und Infrastruktur, um eine lebendige Gemeinschaft zu fördern. Das ehemalige Industrieareal wurde (und wird immer noch) revitalisiert und bietet nun Platz für kulturelle Veranstaltungen, Büroräume sowie Einzelhandelsgeschäfte.
Die Ernennung von Esch-sur-Alzette zur Kulturhauptstadt Europas 2022 hat den Wandel der Stadt und der gesamten Region erheblich gefördert. Diese Auszeichnung brachte nicht nur internationale Aufmerksamkeit, sondern auch bedeutende Investitionen und Initiativen mit sich, die den kulturellen und sozialen Wandel in der Stadt vorantreiben. Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Kulturhauptstadt wurden viele öffentliche Räume und historische Gebäude renoviert oder neu gestaltet. Dies trug dazu bei, das Stadtbild attraktiver zu machen und eine einladende Atmosphäre zu schaffen. Die Kulturhauptstadt-Initiative half dabei, das kulturelle Erbe der Region hervorzuheben und eine neue Identität für Esch zu entwickeln. Dies stärkte das Zugehörigkeitsgefühl der Bewohner und förderte ein positives Image der Stadt. Die durch die Kulturhauptstadt-Initiative angestoßenen Veränderungen haben langfristige Perspektiven für Belval geschaffen. Die Investitionen in Kultur- und Bildungsinfrastruktur tragen dazu bei, dass die Region auch über 2022 hinaus attraktiv bleibt.
Insgesamt hat die Ernennung von Esch zur Kulturhauptstadt Europas einen wichtigen Beitrag zum Wandel geleistet, indem sie kulturelle Aktivitäten förderte, das Stadtbild verbesserte und eine neue Dynamik in der Region schuf. Dieser Prozess unterstützt nicht nur die Entwicklung einer lebendigen Universitätsstadt, sondern trägt auch zur Schaffung eines vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Umfelds bei.
Heute ist Esch-Belval ein Beispiel für erfolgreichen Strukturwandel: Die Stadt hat sich von einer industriellen Hochburg zu einem dynamischen Bildungs- und Innovationsstandort entwickelt. Der Fokus auf Wissenschaft, Technologie und Forschung zieht Studierende aus vielen Ländern an und fördert eine neue wirtschaftliche Dynamik in der Region.
Belval ist nicht nur wegen der Relikte der Stahlindustrie sehenwert, sondern insbesondere als gelungenes Projekt der Konversion. Auf dem größten Teil des Industriegeländes entstand die Wissenschaftsstadt (Cité des Sciences). Dieses neue Stadtquartier von Esch vereint moderne Architektur mit den Monumenten und Relikten der ehemaligen Stahlindustrie. Auf geführten Spaziergängen kann unter anderem ein Hochofen bestiegen werden, der einen weiten Überblick über das Gelände ermöglicht.
(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2024)
Internet
- www.fonds-belval.lu: Standort Belval (abgerufen 02.02.2022)
- www.visitluxembourg.com: Hochöfen Belval (abgerufen 06.08.2024)
- www.grossregion.net: Quartier Belval, Esch-sur-Alzette (abgerufen 06.08.2024)